
Auftritt der Woche: Ein Hauch von Erotik
Für viele ist die Fanzösin Jane Birkin Stilikone und Rollenvorbild: Jetzt kommt die 61-Jährige auf Tour und tritt auch in Berlin auf - mit einem musikalischen Spätwerk, das es in sich hat.
Jane Birkin hat in ihrem Leben in mehr als 70 Filmen mitgespielt, hat mehr als ein Dutzend Schallplatten eingespielt. Und doch dürften die meisten Menschen bei ihrem Namen zuerst an dieses eine Lied denken: „Je t’aime … moi non plus“, die legendäre, von plüschigen Grooves umschmeichelte Stöhnorgie, eine kaum verschleierte Beischlafsimulation zwischen Birkin und dem französischen Chansonnier Serge Gainsbourg.
Diesen Sonntag kommt Jane Birkin nach Berlin, tritt im Sendesaal des RBB in der Masurenallee auf. Auch hier wird sich mancher Besucher klammheimlich wünschen, dass Birkin vielleicht doch mal wieder das Lied zum Besten gibt, das 1969 zum europaweiten Skandalhit wurde. Eigentlich hatte es Serge Gainsbourg bereits ein Jahr zuvor mit seiner damaligen Geliebten Brigitte Bardot aufgenommen. Die zierte sich allerdings vor einer Veröffentlichung, weshalb Gainsbourg mit der fast 20 Jahre jüngeren Britin, die er bei Dreharbeiten kennengelernt hatte und die er bald darauf heiratete, einen neuen Anlauf wagte.
Jane Birkin konnte mit dem anrüchigen, aber auch glamourösen Ruf offenbar gut leben. Ins Licht einer größeren Öffentlichkeit war sie schon 1966 als 19-Jährige mit einer Rolle als Nacktmodel in Antonionis durchgestyltem Thriller „Blow Up“ getreten. Die Ehe mit dem notorischen Schwerenöter Serge Gainsbourg, durch die Jane Birkin zum festen Bestandteil der französischen Kulturschickeria wurde, ging 1981 in die Brüche, beide blieben einander aber freundschaftlich verbunden. Als Gainsbourg 1991 starb, wollte Jane Birkin ihre Musikkarriere eigentlich beenden. Zum Glück besann sie sich eines Besseren, denn Birkins Spätwerk ist für einige Überraschungen gut. Schon die 2002 entstandene Liveaufnahme „Arabesque“, bei der sie Chansons von Gainsbourg mit nordafrikanischen Musikern neu interpretierte, überraschte durch die Entschlossenheit, mit der sie sich diese Meilensteine des französischen Liedguts zu eigen machte. Auf ihren letzten Alben „Rendez-vous“ und „Fictions“ suchte Birkin die Zusammenarbeit mit jüngeren Künstlern wie Manu Chao, Rufus Wainwright, Beth Gibbons oder den Berlin-Exilanten Feist und Gonzales, die ihr exquisite Songs und gediegene Arrangements auf den Leib schrieben. Gerade der eher spröde, betont unvirtuose Vortragsstil von Jane Birkin wirkt dabei immer noch oder schon wieder so modern, dass sogar ihre in ähnlichen musikalischen Gefilden tätige Tochter Charlotte Gainsbourg aufpassen muss, im Vergleich nicht altmodisch zu klingen.
Karten gibt’s ab 35 Euro unter www.berlin-ticket.de
Jörg W, er