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Fashion Week: Fahren mit Ehrenkodex

Wer Chauffeur bei der Modewoche sein will, muss Daniel Arnold überzeugen.

Chauffeure sind schweigsame Herren in Uniform, die gut Auto fahren können aber sonst nicht viel vom Leben haben. So zumindest kennt man sie aus Filmen. Doch in der Realität kann die Arbeit weit aufregender sein als nur stumm hinter dem Steuer zu sitzen. Das können auch die mehr als Männer und Frauen bestätigen, die in den nächsten vier Tagen bei der Fashion Week im Einsatz sind.

Beschäftigt sind die Fahrer bei der Firma „Valet Parking & More“, die deutschlandweit mehr als 600 Mitarbeiter hat und in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert – während ihre Gründer, Nicolas Ruland und Björn Kötter, vor kurzem beide erst 30 Jahre alt geworden sind. Wer bei ihnen als Chauffeur einer schwarzen Limousine oder eines Van arbeiten will, muss nicht nur gut Auto fahren können, sondern auch ein einwandfreies Führungszeugnis und den Personenbeförderungsschein mitbringen.

Darüber hinaus muss jeder Anwärter das „Handbuch für Fahrer und Chauffeure“ verinnerlicht haben. Der Verhaltenskodex schreibt nicht nur das tägliche Duschbad, die Verwendung eines Deodorants und das korrekte Binden der roten Krawatte vor. Er regelt auch das Verhalten im Umgang mit Prominenten und beschreibt, auf welchem Weg der Chauffeur zur hinteren Autotür gehen soll – nämlich vorneherum: Die Norm stammt aus alten Zeiten und sollte verhindern, dass das Personal hinter dem Rücken der Herrschaften lacht.

Wer den Chefs seine Eignung als Chauffeur hinreichend bewiesen hat, darf dann vielleicht sogar den Star zum Gala-Dinner zurück ins Hotel bringen. Oder den Wagen fahren, in der sein Doppelgänger sitzt – als Ablenkung für die Pressefotografen. Bei solchen nächtlichen Heimfahrten ist es zudem immer von Nutzen, den kürzesten Weg zur nächsten Currybude zu kennen – selbst nach einem opulenten Abendmahl hat mancher Fahrgast noch Appetit.

Der Service, welcher der Firma ihren Namen gegeben hat, ist das sogenannte Valet-Parking, das in den USA verbreiteter ist als hier. Ruland und Kötter haben die Idee 1998 nach Berlin importiert. Das französische Wort „valet“ bedeutet Diener, es handelt sich also um einen Parkdienst. Wer zu Veranstaltungen mit dem Auto kommt, gibt den Schlüssel an einen der bereitstehenden Fahrer, der das Auto dann kostenlos parkt und nach der Veranstaltung wieder vorfährt.

Und was sagt das ökologische Gewissen zu solchem Service? Rulands Antwort: „Wer mit dem Flugzeug nach Berlin kommt, hat seinen größten Anteil am CO2-Ausstoß doch längst geleistet.“ Und die Nutzer des Valet-Parkings kämen sonst mit dem Taxi zur Veranstaltung, ergänzt Kötter. Sie beide sind in den kommenden Tagen am Bebelplatz, dem Veranstaltungsort der Fashion Week, um den reibungslosen Ablauf der vielen Limousinenfahrten zu gewährleisten. Vielleicht springen sie auch selbst ein, wenn Not am Mann ist, so wie zuletzt beim WM-Endspiel 2006. Die rote Krawatte haben sie für alle Fälle dabei.Eva Kalwa

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