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Berlin: Stiche aus Selbstjustiz

Mutter attackierte Bekannten mit einem Messer Sie verdächtigte ihn des Missbrauchs ihrer Tochter.

Berlin - Die Mutter wirkte selbstbewusst, als sie den Gerichtssaal betrat. Franziska T. muss sich wegen Mordversuchs verantworten. Sie soll im Görlitzer Park in Kreuzberg einen Bekannten von hinten umklammert und niedergestochen haben. Zeugen sagen, sie habe ihn verdächtigt, ihre damals achtjährige Tochter missbraucht zu haben. Es sieht aus wie ein Fall von Selbstjustiz. Noch ist unklar, was in Franziska T. vorging. Die 26-Jährige schwieg bei der Polizei und auch am Montag vor dem Landgericht.

Die arbeitslose Floristin und ihr späteres Opfer waren sich am 6. August 2011 wohl eher zufällig begegnet. Sie war in Begleitung einer Frau, Marcus L. war mit einem Freund unterwegs. Die Männer hatten einen Laptop und Wein dabei. Sie suchten einen schattigen Platz. Er habe Franziska T. nicht beachtet, sagte der 45-jährige L., ein derzeit arbeitsloser Mann ohne Vorstrafen. „Plötzlich bekam ich einen Stich ins Genick.“ Franziska T. stach nach den Schilderungen mehrerer Zeugen wortlos zu. In den Nacken, den Hinterkopf, dann in den Rücken und in die Schulter. Es bestand laut Anklage extreme Lebensgefahr. „Sie grinste vorher und auch hinterher“, sagte ein 51-jähriger Zeuge. Wie sie wirkte? „Ein bisschen durch den Wind.“ Franziska T. soll angetrunken gewesen sein, als sie vier Mal auf den Mann einstach.

Marcus L. hätte im Prozess um den Angriff die Aussage verweigern können, da die Beschuldigungen der Frau zu einem Ermittlungsverfahren gegen ihn führten. Er aber ergriff sofort das Wort: „Ich habe nichts gemacht, das ihre Tat provoziert hätte.“ Nie habe er sich dem Kind genähert. Er kenne Franziska T. über ihren Exfreund, es habe keine Beziehung gegeben. Von ihren Vorwürfen hatte er vor dem Angriff gehört. Er reagierte nicht darauf. „Sie hatte auch anderen Männern Kindesmissbrauch vorgeworfen.“

Ein weiterer Zeuge bestätigte das: „Es kommt häufiger vor, dass sie jemanden beschuldigt.“ Auch ein Polizist sei bereits betroffen gewesen. Ein nächster Zeuge, der ebenfalls viel Zeit im Görlitzer Park verbringt, unterstellte der Frau „Männerhass“. Am Rande des Prozesses hieß es, die wegen Beleidigung vorbestrafte Frau sei zuletzt psychisch auffällig gewesen. Der angebliche Missbrauch steht bislang als Gerücht im Raum. K. G.

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