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Der Weiße See leidet unter mangelndem Niederschlag in Berlin.

© Jörg Carstensen dpa

Strandbad Weißensee in Berlin-Pankow: Der Weiße See trocknet aus

Weil es in Berlin seit Jahren zu wenig regnet, sinkt der Wasserpegel im Weißen See stetig. Das hat Auswirkungen auf Natur und Kinder.

Von Laura Hofmann

Der Kinderschwimmkurs im Strandbad Weißensee muss ausfallen. Eigentlich sollte er im Juni beginnen, doch der Wasserstand im Nichtschwimmerbereich beträgt mittlerweile nur noch etwa 25 Zentimeter – zu wenig, um darin schwimmen zu lernen. Alexander Schüller, Pächter des Strandbades, sieht sich einen Monat nach dem Abwasserrohrschaden, der für das Strandbad fast die Insolvenz bedeutete, damit vor einem neuen Problem, das er jedoch schon über die vergangenen drei Jahre wachsen sehen konnte.

Monat für Monat geht der Wasserstand im Weißen See um ein bis zwei Zentimeter zurück, Treppenstufe für Treppenstufe des Einstiegs in den Nichtschwimmerbereich wurden freigelegt. Insgesamt ist der Pegel in den vergangenen drei Jahren um fast einen Meter gesunken. Wurden 2014 noch 9,50 Meter als maximale Tiefe gemessen, waren es vor zwei Wochen bei der letzten Überprüfung der Wasserqualität nur noch 8,56 Meter.

Zu wenig Niederschlag in Berlin

Woran das liegt, weiß Stephan Natz, Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe: Der Weiße See ist ein Standgewässer, also grundwassergespeist und von Niederschlag abhängig. Und der sei in Berlin in den vergangenen drei Jahren jeweils deutlich geringer gewesen als die knapp 600 Liter pro Quadratmeter im langjährigen Mittel – wohl eine Folge des Klimawandels. „Dem Weißen See geht es nicht anders als anderen Seen auch“, sagt Natz.

Manchmal habe der Jahresschnitt des Niederschlags sogar gestimmt, doch die Verteilung sei ungewöhnlich gewesen: Auf vier trockene Wochen folgte ein Unwetter, dessen Wassermassen der Boden gar nicht aufnehmen konnte, sodass die Grundwasserspeicher nicht gefüllt wurden. Außerdem verdunstet bei wärmeren Temperaturen mehr Wasser.

Ein weiterer Grund für den sinkenden Wasserstand ist nach Angaben des Umwelt-und Naturschutzamtes in Pankow die zunehmende Bebauung im Umfeld des Weißen Sees. „Durch die steigende Flächenversiegelung wird mehr und mehr Niederschlagswasser in die Regenwasserkanalisation abgeleitet und gelangt so nicht über das natürliche Gefälle als Oberflächenabfluss in den See“, sagt Leiterin Dr. Maria Moorfeld.

Ähnlicher Fall in Marzahn-Hellersdorf

Die Folgen sieht Schüller auch am Ufer des Weißen Sees: „Bäume und Sträucher fangen an, wegzuknicken, weil sie nicht den nötigen Widerstand haben.“

Einen ähnlichen Fall gibt es im Landschaftsschutzgebiet Hönower Weiherkette in Marzahn-Hellersdorf. Weil die Gewässer immer mehr austrocknen, will der Bezirk nun prüfen, inwieweit durch direkte Ableitung von Regenwasser von Dächern oder Grundstücksflächen in das Gebiet der Weiherkette eine Stabilisierung des Wasserpegels erreicht werden kann.

Das Straßen- und Grünflächenamt am Weißen See betreibt eine Grundwasserpumpe, deren Förderleistung allerdings nicht ausreicht, um die bisher eingetretenen Wasserverluste auszugleichen. Moorfeld sagt, ihr Amt habe derzeit weder das entsprechende Personal noch das Geld, um ein Konzept für die nachhaltige Unterhaltung des Sees zu erarbeiten.

Bauherr hat erst die Hälfte des Geldes für den Schaden überwiesen

Und noch etwas sorgt Schüller: Der Bauherr des nebenan im Bau befindlichen Wohnkomplexes, bei dessen Arbeiten das Abflussrohr im Strandbad zerstört worden war, hatte erklärt, er werde die Kosten für die Behebung des Schadens übernehmen. Bisher sei von den angekündigten 5000 Euro erst die Hälfte geflossen. Ein Lichtblick sei allerdings, dass am Dienstag das Gebäude des Strandbads wieder genutzt werden kann - die provisorischen Rohre wurden schneller als erwartet verlegt.

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