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Ein Firmeninhaber steht nach Schüssen auf einen 23-Jährigen in einem Streit um Lohn vor Gericht. (Foto Illustration)

© dpa/Monika Skolimowska

Streit um Lohn eskaliert: Firmenchef soll in Berlin auf Mitarbeiter geschossen haben – Angeklagter spricht von Notwehr

Als es keinen Lohn gibt, wollen ein Kraftfahrer und sein Sohn die Sache klären. Im Büro des Unternehmens aber eskaliert die Situation.

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Als der Chef nicht zahlte, machten sich Vater und Sohn auf den Weg. Sie wollten den Unternehmer in seinem Büro zur Rede stellen. Doch plötzlich war eine scharfe Waffe im Spiel. Knapp zwei Jahre später steht der Firmeninhaber vor dem Berliner Landgericht. Vier Kugeln aus seiner Pistole hatten den 23-Jährigen getroffen. Bis heute ist sein rechter Arm „weitgehend gelähmt“, heißt es in der Anklage.

Erdem Y. hatte eine Erklärung vorbereitet, darin geht es in Richtung Notwehr. „Ziel war nur, einen Angriff auf mich abzuwehren“, verlas für den 49-Jährigen einer der beiden Verteidiger. Er habe nicht verletzen wollen. Der Sohn sei auf ihn zugekommen – „er schlug mir ins Gesicht“. In einem Kampf seien weitere Schüsse gefallen. Er habe dann die Rettungskräfte alarmiert. 

Der Angeklagte soll in der Recycling-Branche tätig sein, er befasse sich mit der Verwertung von Alttextilien. Zeuge Ali K. sagte im Prozess, er habe drei oder vier Jahre für Y. gearbeitet – „bei Schnee und Hagel“. Im Oktober 2023 habe der Chef aber nicht gezahlt. „Wir wollten nur das, was uns zusteht“, so der 53-Jährige. 

Der Chef soll laut Ermittlungen Ali K. für einen Unfall mit einem Firmen-Lastwagen verantwortlich gemacht haben. Doch der damalige Fahrer habe bestritten, beim Rangieren einen Schaden verursacht zu haben. „Als ich die Bürotür öffnete, kam er mit einer Waffe auf mich zu“, sagte Ali K. weiter. Nur wenige Worte, dann die Schüsse – „mein Sohn warf sich vor mich“.

80
-prozentige Schwerbehinderung hat der 23-Jährige nach dem Angriff.

Von wem ging der Angriff aus? Laut Anklage soll der Chef die mit 15 Patronen geladene Pistole, die er illegal besaß, kurz vor dem Treffen aus einem Versteck hinter Möbeln geholt haben – und zwar, weil er die Ankunft von Vater und Sohn erwartet habe „und die Waffe bei deren Ankunft verwenden wollte“. Y. bestreitet das. Es habe zuvor am Telefon Todesdrohungen gegeben, deshalb die Waffe. 

Fünf Schüsse, vier Kugeln trafen den 23-Jährigen. Erst von vorn in den Unterleib, dann in die rechte Brust. „Als der Verletzte sich wegdrehte, traf er ihn noch einmal“, so die Anklage. Der 23-Jährige sei auf Y. zugesprungen, um weitere Schüsse zu verhindern. Beide seien auf ein Sofa gefallen. Der Sohn habe nach der Waffe gegriffen, er sei erneut getroffen worden. 

Der 23-Jährige erlitt lebensgefährliche Verletzungen, wurde notoperiert und lag längere Zeit im künstlichen Koma. Er habe nun eine Schwerbehinderung von 80 Prozent und sei arbeitsunfähig. Der Prozess um gefährliche und schwere Körperverletzung sowie Verstoßes gegen das Waffengesetz geht am 22. September weiter.

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