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Berlin: Tempodrom-Förderer sponserte Strieders Wahlparty

Ex-Bauunternehmer Specker zahlte teilweise das SPD-Fest im Herbst 2001. Kurz zuvor hatte der Senat dem Kulturbau Millionen bewilligt

Von Matthias Oloew, Dagmar

Rosenfeld und Lars von Törne

Eine Spende des ehemaligen Bauunternehmers Roland Specker bringt SPD-Chef Peter Strieder in der Tempodrom-Affäre in Erklärungsnot. Nach Informationen des Tagesspiegels hat Specker, der maßgeblich am Bau des Hauses am Anhalter Bahnhof beteiligt war, der Berliner SPD im Oktober 2001 das Catering für den VIP-Bereich ihrer Wahlparty bezahlt. Die Party fand wenige Tage nach dem 9. Oktober 2001 statt, an dem der Senat auf Drängen Strieders beschlossen hatte, den aus dem Ruder gelaufenen Tempodrom-Bau mit 13,5 Millionen Mark zu unterstützen.

In Berlins SPD löst die jetzt bekannt gewordene Specker-Spende Ärger aus. „So blöd wie Strieder kann man doch nicht sein, eine Spende von jemandem just in der Zeit anzunehmen, in der man über ein Projekt entscheidet, an dem der Spender maßgeblich beteiligt ist“, sagt ein Mitglied der SPD-Spitze. „Das wird Strieder uns erklären müssen.“

Roland Specker war damals für das Finanzierungskonzept des Tempodroms zuständig. Er arbeitete ehrenamtlich. Specker hatte Sponsorengelder in Millionenhöhe versprochen – die aber ausblieben. Geld, das für den Bau einkalkuliert worden war.

Speckers Unterstützung der SPD-Wahlparty im Daimler-Chrysler-Forum am Potsdamer Platz – nach Tagesspiegel-Informationen Speis und Trank im Wert zwischen 10000 und 15000 Mark – lief damals an den eigentlich zuständigen Parteigremien vorbei: Andreas Matthae, heute Berliner SPD-Vizechef und damals kommissarischer Schatzmeister, war Speckers Zuwendung unbekannt, wie er dem Tagesspiegel sagt.

Auch Michael Donnermeyer, heute Senatssprecher und damals Wahlkampfleiter der SPD, hatte bislang angenommen, dass die gesamte Wahlparty am 21. Oktober 2001 von der Partei selbst bezahlt worden sei, sagt er. Das sagt auch ein anderer Partei-Insider: In den Wochen vor der Wahl habe Strieder im geschäftsführenden Landesvorstand immer wieder über die Party und den VIP-Bereich gesprochen. Dass ein Teil der Kosten von Specker übernommen werden sollte, habe er dabei aber nie erwähnt.

Michael Donnermeyer hat nach eigener Aussage erst nach der Anfrage des Tagesspiegels herausgefunden, dass Tempodrom-Vorkämpfer Specker damals die SPD-Feier für Ehrengäste und Journalisten gesponsert hatte. Das Specker-Sponsoring bestätigte auch SPD-Landesgeschäftsführer Ralf Wieland. Parteichef Strieder hatte es offenbar nicht für nötig befunden, alle am Wahlkampf beteiligten Genossen zu informieren; schon einige Wochen vor der Wahl – und auch vor der Tempodrom-Entscheidung – habe er nur im kleinen Kreis Specker stolz als denjenigen vorgestellt, der der Partei die VIP-Party bezahle, sagt ein SPD-Mann.

Bislang war die edle Gabe des Tempodrom-Förderers Specker nicht öffentlich bekannt geworden – was rechtlich auch nicht zwingend gewesen wäre. Laut Gesetz mussten zu jener Zeit Parteispenden erst ab 20 000 Mark in den Spendenberichten der Partei aufgeführt werden. Den Millionenzuschuss für das fast fertig gebaute Tempodrom hatte der Senat zwölf Tage vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus bewilligt.

Am Wahlabend selbst hatten die Sozialdemokraten allen Grund zu feiern. Die SPD hatte gewonnen, Klaus Wowereit war nach dem Bruch der großen Koalition der große Sprung gelungen. Die Band spielte „When the Saints go Marching in“. Wowereit und Strieder jubelten. Und auch Specker wird sich gefreut haben: Konnte doch das Tempodrom dank Strieders Einsatz endlich fertig gebaut werden. Strieder wollte sich am Sonntag zu der Spende nicht äußern. Roland Specker war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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