zum Hauptinhalt
Bald ist es wieder warm genug für Theater unter freiem Himmel. Wer das Monbijoutheater aber künftig leitet, ist unklar. 

© Bernd Schönberger/Promo

Theater an der Museumsinsel: Neustart für das Monbijoutheater

Monatelang tobte ein Machtkampf ums Monbijoutheater. Nun ist klar: Der bisherige Theaterbetreiber muss gehen. Seine ehemaligen Partner übernehmen.

Von

Im Machtkampf ums Monbijoutheater im gleichnamigen Park in Mitte ist eine Entscheidung gefallen: Der bisherige Theaterchef Christian Schulz muss gehen. Die Sommersaison unter freiem Himmel scheint aber gesichert. Am Donnerstag teilte die Humboldt-Universität mit, dass der Zuschlag für den Mietvertrag an die „Theater an der Museumsinsel gGmbH“ gehe, und damit an Schulz' ehemalige Partner – jetzt Gegenspieler.

Nun sollen also Bühnenbildner David Regehr, Regisseur und Dramaturg Maurici Farré und Schauspieler Matthias Horn den Theaterbetrieb direkt an der Spree und gegenüber der Museumsinsel übernehmen. Damit endet der Streit um das als alternatives Projekt gestartete und mittlerweile größte freie Theater der Stadt – zumindest vorerst. Denn Schulz kündigte schon an, sich nicht so einfach geschlagen geben zu wollen.

Schulz kündigt an, sich gegen die Entscheidung zu wehren

„Ich habe das Projekt über 21 Jahre entwickelt“, sagte er. „Ich werde das jetzt nicht einfach in fremde Hände geben, denen ich nicht vertraue.“ Zuletzt hatte sich Schulz bereiterklärt, sich einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung zu beugen und den Theaterbetrieb in eine gemeinnützige GmbH unter Führung seines Vertrauten Roger Jahnke zu übergeben.

„Wir sind sehr erleichtert“, sagte hingegen David Regehr. Der Konflikt zwischen den ehemaligen Geschäftspartnern, die immer noch zusammen das beliebte Clärchens Ballhaus führen, zieht sich schon seit Monaten. Regehr hofft nun, den von ihm geplanten Theaterbau, der das historische Monbijouschlösschen darstellen soll, schnell realisieren zu können.

Dann soll im Sommer dort Faust inszeniert werden. Dessen Uraufführung hat nämlich vor 200 Jahren im Tanzsaal des Schlösschens Monbijou in Berlin stattgefunden – an dem Ort, wo jetzt das Theater stehen soll. Noch vor wenigen Tagen war unsicher, ob im Park in diesem Sommer überhaupt Theater gespielt werden kann.

Denn dem bisherigen Geschäftsführer Schulz war im Januar vom Bezirksamt die jährliche Sondergenehmigung für den Theaterbetrieb verwehrt worden. Grund dafür waren Beschwerden von Anwohnern und auch aus dem Theater-Ensemble selbst. Es ging um Lärm und Müll, die das Theater und die dazugehörige Strandbar im Park produzieren. Auch die hygienischen Bedingungen wurden bemängelt, Schauspieler klagten über Ratten, die von den Essensresten aus der Pizzeria angezogen wurden.

Gemeinnützigkeit als Voraussetzung für den Theaterbetrieb

Die Bezirkspolitik störte sich außerdem daran, dass die Strandbar das Theater immer mehr dominiert habe. Im Dezember beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) schließlich gegen die Stimmen von CDU und AfD, dass nur noch gemeinnützige Träger die Ausnahmegenehmigung für den Theaterbetrieb erhalten. Denn bei der Fläche, die das Theater seit 20 Jahren erfolgreich bespielt, handelt es sich um einen öffentlichen Park.

„Eine breite Mehrheit der Fraktionen steht hinter dem kulturellen Angebot und hat sich für den Erhalt des Theaters eingesetzt“, sagt Bastian Roet von der FDP-Fraktion. „Gleichzeitig mussten die Verordneten mit ansehen, wie die Balance aus Kultur, dem gastronomischen Angebot und der besonderen Lage in eine immer größere Schieflage gekommen ist.“

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Einnahmen aus Theater und Bar seien nicht transparent gewesen. Auf Nachfragen aus der BVV habe Schulz keine eindeutigen Antworten gegeben. Das kritisiert auch Sven Diedrich, Verordneter der Linken, der seit den Anfängen vor 20 Jahren eigentlich zu den wichtigsten Unterstützern des Theaters zählt. Er sagt in Hinblick auf Schulz: „Umsatz, Umsatz, Umsatz war sein Credo.“

Schulz wirft Diedrich Befangenheit vor

Schulz wiederum wirft Diedrich vor, befangen zu sein. Die beiden kennen sich seit über 20 Jahren, auch mit seinem Gegenspieler Regehr ist Diedrich befreundet. Mit Schulz war er das zumindest, bis der Machtkampf ums Theater schmutzig wurde. Da tauchte plötzlich eine Bürgschaft über 35.000 Euro aus dem Jahr 2012 auf, die Regehr für Diedrich, der das Restaurant „Luxemburg“ auf dem Rosa-Luxemburg-Platz eröffnete, geleistet hatte. Die Schuld ging 2015, als Diedrich insolvent ging, in Clärchens Ballhaus über, das Schulz und Regehr zusammen führen.

Für Schulz ist die Entscheidung der Humboldt-Uni aus betriebswirtschaftlicher Sicht „eine Katastrophe“. Er kündigte an, 30 bis 35 Mitarbeitern die Kündigung schicken zu müssen. Beteiligt am Votum über die Zukunft des Theaters waren neben der Humboldt-Universität, der die Flächen auf den alten Bunkerdächern gehören, auch Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), Frank Bertermann von der Grünen-Fraktion, Katharina Mayer von der Linksfraktion und eine Mitarbeiterin aus dem Stadtplanungsamt.

Gothe, der sich für Regehr, Farré und Horn ausgesprochen hatte, begrüßt, dass ein dreiköpfiger Beirat, bestehend aus Humboldt-Uni, Bezirk und einer Person des öffentlichen Lebens, künftig Einblicke in die Bücher der gemeinnützigen Theater-GmbH bekommen soll und auch die versteuerten Umsätze prüfen könne. Die neue Truppe verpflichtet sich, die Gewinne aus Theater und Bar im Park zu reinvestieren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false