zum Hauptinhalt

Komatrinker: Tod nach dem Rausch

Vor knapp fünf Wochen trank der 16-Jährige auf einer Flatrate-Party so viel Tequila, dass er in ein Koma fiel. Nun ist der Berliner Schüler an den Folgen des Exzesses gestorben.

Stand:

Berlin - Der 16-Jährige sei in der Nacht zum Donnerstag in einer Klinik gestorben, sagte ein Polizeisprecher. Die Behörde leitete ein Verfahren zur Ermittlung der Todesursache ein. Dabei wird auch geprüft, ob Gastronomen oder Lokalgäste Mitschuld am exzessiven Alkoholkonsum des Schülers hatten. Er soll am 24. Februar bei einer so genannten Flatrate-Party, bei der die Gäste zum Pauschalpreis so viel trinken können, wie sie wollen, über 50 Tequilas konsumiert haben. Nach Angaben der Berliner Charité ist der Jugendliche an den Folgen eines Kreislaufversagens gestorben, das er durch den Alkoholkonsum erlitten hatte. Der Schüler war in den frühen Morgenstunden in einer Charlottenburger Bar zusammengebrochen und beinahe an seinem Erbrochenen erstickt. Er kam mit einem Blutalkoholwert von 4,8 Promille in ein Krankenhaus und lag seither im Koma. Die Polizei will nun gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft prüfen, ob der Leichnam des 16-Jährigen obduziert wird.

Der Fall des Schülers hatte eine bundesweite Debatte über Alkoholmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen ausgelöst. Zahlreiche Politiker forderten vor diesem Hintergrund ein generelles Alkoholverbot für unter 18-Jährige sowie ein Verbot von Flatrate-Partys. Der sucht- und drogenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Detlef Parr, zeigte sich erschüttert über den Tod des Gymnasiasten. Dass ein 16-Jähriger unbehelligt Unmengen von Tequila trinken könne, sei unverantwortlich und dürfe sich nicht wiederholen. Der Jugendschutz müsse nun endlich konsequent umgesetzt werden, auch im Einzelhandel.

"Kein Spaß oder Mutproben"

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Mario Czaja, betonte, durch den Tod des Jugendlichen werde auf besonders tragische Weise ins öffentliche Bewusstsein gerückt, dass schwere Alkoholexzesse nichts mit "Spaß oder Mutproben" zu tun hätten. Nach Auffassung der Berliner Grünen-Fraktion zeigt der Fall, wie notwendig eine frühe Aufklärung über Drogen- und Alkoholkonsum ist. Der Umgang mit Drogen, insbesondere mit Alkohol, müsse intensiver im Unterricht thematisiert werden, betonte die gesundheitspolitische Sprecherin Heidi Kosche.

Der Experte bei der Berliner Landesdrogenbeauftragten, Matthias Apel, forderte, dass alle juristischen Möglichkeiten, die in dem Fall bestehen, ausgeschöpft werden. Seiner Ansicht nach hat es zwei grundlegende Verstöße gegen das Jugend- sowie das Gaststättengesetz gegeben. Zum einen hätte sich der Jugendliche zu dieser späten Stunde nicht mehr in einer Bar aufhalten dürfen. Auch sei es verboten, an Minderjährige Schnaps auszuschenken. Apel zufolge wird derzeit in Berlin durch die zuständigen Behörden ein Verbot von Flatrate-Partys geprüft.

Mitschüler werden psychologisch betreut

Die Leitung des Zehlendorfer Dreilinden-Gymnasiums, das der Jugendliche besucht hatte, zeigte sich betroffen über den Tod des 16-Jährigen. Nach Angaben der Schulleiterin Eva Carender-Niemeier erhalten die Schüler neben fachspezifischen schulischen Angeboten auch psychologische Beratung.

Der Bielefelder Jugendforscher Klaus Hurrelmann sieht einen Anstieg des extremen Alkoholkonsums bei Jugendlichen aus wohlhabenden Familien. Diese Gruppe konsumiere Alkohol als Ausgleichsdroge gegen den Leistungsdruck, so wie es bisher von Drogen wie Ecstasy oder Kokain bekannt gewesen sei, sagte der Professor an der Universität Bielefeld. Entsprechend gebe es an den Gymnasien eine besonders starke Verbreitung. (tso/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })