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„Wir haben ihn noch gestern im Fernsehen gesehen“: Wie Berliner Gottesdienstbesucher und Kirchenleute auf den Tod des Papstes reagieren
Christen aus Berlin und Brandenburg gedachten am Ostermontag des verstorbenen Papstes. In der Sankt-Hedwigs-Kathedrale erklang das Lied „Triumph, der Tod ist überwunden“
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Ein klassisches Kirchenlied sangen die Menschen, die sich am Mittag des Ostermontags in der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale versammelt hatten: „Triumph, der Tod ist überwunden“. Ein Lied, das an jedem Osterfest erklingt und an die Auferstehung Christi von den Toten erinnert. Doch dieser Ostermontag war kein Feiertag wie jeder Andere. Am Morgen war die Nachricht aus Rom eingetroffen: Papst Franziskus ist verstorben.
„Wir haben ihn noch gestern im Fernsehen gesehen, aber auch gesehen, wie schwach er schon war“, sagte Dompropst Tobias Przytarski zu Beginn der Messe. „Nun hat Papst Franziskus seine letzte Predigt gehalten – mit seinem Tod am Tag der Auferstehung.“ Die Christen in der Kathedrale beteten in der Messe dann die katholische „Litanei für die Verstorbenen“. Und viele waren sichtlich betroffen über den Tod des Kirchenoberhaupts.
Zum Beispiel auch Mechthild Bulich, eine Touristin aus Köln, die eigentlich nur die Heilige Messe besuchen wollte. „Franziskus war ein Reformer, der sich immer für die Armen, die Umwelt und gegen den Klimawandel eingesetzt hat“, erinnerte sie sich. Und Oliver Kovacic, der ebenfalls in der Messe war, zeigte sich „erschrocken darüber, wie schnell der Tod nun kam“. Auch er sah den Papst aus Argentinien als Vorkämpfer gegen die Armut. „Er hatte viele Ideen, konnte Einiges umsetzen, vieles lief aber auch nicht so, wie er sich das vielleicht vorgestellt hatte.“
Wir blicken in Dankbarkeit zurück auf das von der Freude des Evangeliums geprägte Pontifikat unseres Papstes Franziskus.
Heiner Koch, katholischer Erzbischof von Berlin
Der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, wollte am Abend eine Messe für Franziskus feiern. In einem ersten Nachruf würdigte er ihn als „einen von der Frohen Botschaft wahrhaft durchdrungenen Mensch, als Priester und als Bischof“. Am Meisten bewegt habe ihn der Einsatz des Papstes für die Familien. „Papst Franziskus gab der Kirche und der Welt eine Botschaft, die das Besondere, Schöne und Frohmachende in Ehe und Familie bezeugt“, sagte Koch, der 2015 von Franziskus zum Erzbischof von Berlin ernannt worden war. „Ich selbst und alle Christinnen und Christen der Kirche in Berlin, der Mark Brandenburg und in Vorpommern blicken in Dankbarkeit zurück auf das von der Freude des Evangeliums geprägte Pontifikat unseres Papstes Franziskus.“
Ein Kondolenzbuch wird am Freitag ab 13 Uhr in der Apostolischen Nuntiatur an der Lilienthalstraße in Neukölln ausgelegt. Es ist bis zum 29. April für Einträge offen.
Gebete für Franziskus stiegen am Ostermontag auch in den Himmel über Brandenburg. So feierten die Mönche des katholischen Zisterzienserklosters Neuzelle eine Messe zum Gedenken, berichtete deren Sprecher, Pater Killian. Auch in den nächsten Tagen soll es noch einmal einen Gedenkgottesdienst in dem erst vor wenigen Jahren wiederbesiedelten Kloster geben. „Jetzt beten wir für gute Feierlichkeiten zum Begräbnis, und dass der Heilige Geist dafür sorgt, dass bald der richtige Nachfolger gewählt wird.“
Wegner würdigt „charismatische Art“
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) würdigte Papst Franziskus am Ostermontag als „besonderes Kirchenoberhaupt“. Mit seiner bescheidenen und charismatischen Art habe er den Menschen auf der ganzen Welt Hoffnung gegeben. „Papst Franziskus übernahm das Pontifikat in schwierigen Zeiten, beförderte die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale, reformierte den Vatikan und die katholische Kirche“, erklärte Wegener auf der Plattform X. Brandenburgs CDU-Fraktionschef Jan Redmann erklärte, Franziskus habe Hoffnung geschenkt, Brücken gebaut und für Menschlichkeit geworben. „Sein Wirken wird unvergessen bleiben.“
„Mit tiefem Respekt“ blickte auch der evangelische Landesbischof Christian Stäblein am Montag auf das Leben und Wirken von Papst Franziskus. „Er war ein wahrer Zeuge des Glaubens an die Hoffnung.“ „Besonders beeindruckt sein Einsatz für eine glaubwürdige, erneuerte Kirche“, sagte Stäblein. „Er lebte, was er predigte.“ Franziskus sei ein Brückenbauer gewesen, der den Dialog zwischen den christlichen Konfessionen, anderen Religionen und der säkularen Welt suchte.
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