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Am Dienstag und Mittwoch könnte es in Berlin zu Staubstürmen kommen. So heftig wie 2011 an der Ostsee wird es aber wohl nicht.

© Foto: Stefan Sauer/dpa

Trockenes und windiges Wetter in Berlin: Meteorologen befürchten Staubstürme

Gefährliche Kombination: Die Böden sind vollkommen ausgetrocknet und in den nächsten Tagen könnte es stürmisch werden.

Die Osterferien dauern noch bis Freitag: 22 Grad sind am Dienstag drin, 25 am Mittwoch, Donnerstag sogar 26 und am Freitag wohl noch mal 23 Grad. Dann soll es deutlich und wohl auch für längere Zeit kühler werden. Aber bis dahin sind stürmische Zeiten zu überstehen. Und stürmisch heißt auch: staubig. Welche Folgen es haben kann, wenn starker Wind über noch kahle Felder fegt, zeigte sich auf tragische Weise im April 2011, als in einem Staubsturm auf der Autobahn bei Rostock 60 Autos ineinanderrasten. Acht Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt.

Am Dienstag und auch am Mittwoch ist wieder Potenzial für Staubstürme vorhanden: „Der Südostwind frischt auf bis zu stürmischen Böen, also Stärke neun“, sagt Jörg Riemann, Chefmeteorologe der Wettermanufaktur in Tempelhof. Da es seit Ende März fast nicht geregnet hat, sind die Böden völlig ausgetrocknet.

Nur etwa zwei Liter kamen bisher im April herunter – am Sonntag vor einer Woche. „Normalerweise kommt der April auf 42 Liter“, sagt Riemann. Wobei in diesem langjährigen Mittelwert noch nicht die Erfahrung der vergangenen Jahre steckt, nach der der April fast immer einen Blitzstart Richtung Frühsommer hinlegt.

Gefährlich kann der starke Wind auch werden, falls neue Waldbrände aufflammen. Wenn überhaupt, soll es am Dienstag nur ganz vereinzelt Schauer oder kleine Gewitter geben. Aber Linderung für die Natur ist in Sicht: „Ich halte es für relativ sicher, das es zum nächsten Samstag hin mal richtig regnen wird“, sagt Riemann.

Das Regendefizit von 2018 konnte nicht aufgefüllt werden

Wie viel, wird von der genauen Position des Tiefs abhängen, das sich von Großbritannien nach Skandinavien ausbreitet. Diese Nachricht ist an sich schon gut. Denn sie bedeutet, dass die Wetterverhältnisse sich nicht wieder so festfahren, wie sie es 2018 von Februar bis Oktober getan hatten – was der Region das mit Abstand trockenste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verschafft hatte. Und Regen würde nicht nur der Natur helfen, sondern auch den Allergikern, die unter dem Aprilsommer leiden.

Zwar kam im ersten Quartal dieses Jahres noch die übliche Regenmenge zusammen, aber das Defizit von 2018 wurde nicht aufgefüllt. Nach Auskunft von Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe (BWB), ist das für die Versorgung der Hauptstadt bisher und auch auf absehbare Zeit kein Problem. „Aber sollte der kommende Sommer so ähnlich werden wie der vergangene, reden wir danach vielleicht anders“, sagt Natz.

Berlin ist Deutschlands trockenste Region

Er berichtet vom Gedankenspiel eines leitenden Trinkwasserexperten, der kürzlich vom „Wasserwerk Schönerlinde“ gesprochen habe. Tatsächlich steht dort am nördlichen Stadtrand ein großes Klärwerk. Das leitet sein gereinigtes Abwasser – wie alle anderen auch – in umliegende Gewässer ein.

Als „Wasserwerk“ könnte es diese Abwässer auch in die Landschaft leiten, damit sie die Böden befeuchten und neue Grundwasservorräte bilden können. Allerdings müsste das Abwasser dazu noch aufwendiger gereinigt werden, damit sich auch langfristig keine Schadstoffe im Grundwasser anreichern.

Noch ist das nur ein Gedanke – aber womöglich einer, der weiterverfolgt werden muss in Deutschlands trockenster Region: Schon in normalen Jahren regnet es in Teilen Süddeutschlands fast doppelt so viel wie in Berlin.

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