Berlin: Trophäenjagd unterm Funkturm
Autogramme, Fotos und Musikpreise: Bei der Echo-Verleihung sollten die Stars wie auch ihre Fans auf ihre Kosten kommen
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Zum Glück spielte das Wetter mit. Eine der vielen Sorgen, die Echo-Produzent Gerd Gebhardt vor der Verleihung des deutschen Musikpreises am Sonntag beschäftigten. Noch Tage zuvor hatte es geschneit und in Strömen geregnet – wie sähe das aus, wenn Stars wie Take That, Bono, Jennifer Lopez oder die No Angels pitschnass das Palais am Funkturm betreten hätten?
Kurz nach halb fünf wurden die ersten Gäste auf dem roten Teppich erwartet. Wie schon in den Jahren zuvor hatten sich jede Menge Fans versammelt, um einen Blick auf ihre Stars zu erhaschen, vielleicht ein Foto oder sogar Autogramm von ihnen zu bekommen. Der weibliche Anteil der Wartenden war besonders groß, schließlich waren auch die vier Jungs von Tokio Hotel für einen Gala- Auftritt geladen. Deren Bassist Tim Kaulitz machte in den letzten Tagen von sich reden, er habe eine feste Freundin, mit der er zum Echo kommen würde. Ein Gerücht, über das die sehnsüchtig schmachtenden Mädchen vor Ort eifrig diskutierten.
Für viele der etwa 500 geladenen Gäste aus der Unterhaltungsbranche ist die Echo-Verleihung eine Art jährliches Klassentreffen. „Man freut sich, Leute wiederzutreffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat“, sagte Thomas Stolle, Gitarrist der Popband Silbermond. Die war mit vier Nominierungen einer der Favoriten. Schon vor zwei Jahren durfte sie einen Preis als Nachwuchsband mit nach Hause nehmen. Damit es zwischen den vier Bandmitgliedern keinen Streit um die gläserne Trophäe gibt, bekam jeder sein einzelnes Exemplar. Thomas Stolle stellte seins in ein „Regal in der Wohnstube“ und putzt es seither jeden Tag. Platz für weitere Echos hätte er genug.
Sängerin Joy Denalane blickte der Preisverleihung zwar nicht mit Aufregung entgegen, „Routine ist sie aber auch nicht“. In diesem Jahr war sie in der Kategorie Künstlerin national Rock/Pop nominiert und trat unter anderem gegen Annett Louisan, Sarah Connor und Yvonne Catterfeld an. Für Letztere bedeutete ihre Nominierung zusätzlichen Stress, denn Catterfeld sollte während der gut dreistündigen Gala neben Oliver Geissen als Moderatorin auf der Bühne stehen. Ihre Nervosität darüber, ob sie einen Preis mit nach Hause nehmen durfte, hielt sich vermutlich in Grenzen.
14 Showacts sollten während der Gala auftreten. Da die Echo-Gala in den zurückliegenden zwei Jahren im Estrel-Hotel in Neukölln stattfand, musste nun eine neue Bühne angefertigt werden. Die war zwar nur halb so breit wie der Vorgänger, leuchtete dafür aber doppelt so hell. Genau der richtige Ort also für US-Diva Jennifer Lopez. Sie wollte in Berlin einen Song aus ihrem neuen Album „Como ama una mujer“ vorstellen.
Stefanie Kloß von Silbermond freute sich auf den Auftritt der Fantastischen Vier. Die traf sie wenige Tage zuvor in einem Café, bei diesem Treffen verrieten ihr Smudo und Co. schon einige Details ihrer Echo-Show. „Ich bin schon sehr gespannt“, sagte Kloß kurz vor Beginn der Preisverleihung. Ihr Bandkollege Andreas Nowak wartete hingegen sehnsüchtig auf den Auftritt der Beatsteaks.
Einige der Preisträger standen bereits im Vorfeld fest. Produzent Ralph Siegel zum Beispiel. Der wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Bono, Frontmann der irischen Rockband U2, erhielt eine Trophäe für sein „globales Engagement“, und Cat Stevens, der sich mittlerweile Yusuf nennt, einen Sonderpreis „als Musiker und Botschafter zwischen den Kulturen“.
Schon einen Tag vor der Gala im Palais am Funkturm überreichte die Deutsche Phono-Akademie in der Kreuzberger Eventlocation „The Station“ der „Bravo“ einen Echo als „Medienpartner des Jahres“; ein Vertreter der Plattenfirma nahm für die britische Rockband Pink Floyd die Trophäe für die beste Musik-DVD entgegen; Frank Ramond und Matthias Haas, die für Swingsänger Roger Cicero arbeiten, wurden als beste Produzenten ausgezeichnet. Den eigentlichen Echo und dessen berühmte After-Show-Party, auf der sich die Musikbranche zum heiter-beschwipsten Smalltalk trifft, wollten sie sich dennoch nicht entgehen lassen.
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