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Gemeinsame Bildsprache. Jugendliche aus Deutschland und der Ukraine beschäftigten sich künstlerisch mit dem Thema Heimat. 

© Doris Spiekermann-Klaas

Kunstprojekt über Herkunft: Ukrainisch-deutsche Heimatkunde

Bei dem interkulturellen Kunstprojekt „Jugend auf dem Weg – Wir gestalten Europa“ haben sich Jugendliche mit dem Thema Herkunft auseinandergesetzt.

Pasha Samosho ist zwar erst 17, aber wenn er über seine erste eigene Skulptur spricht, ist er ganz Profi und erklärt sein Werk ausführlich. Er gehört zu zehn ukrainischen Schülern zwischen 15 und 19 Jahren, die mit zehn Jugendlichen aus Berlin am interkulturellen Kunstprojekt „Jugend auf dem Weg – Wir gestalten Europa“ teilgenommen haben. Es ist das Pilotprojekt des Vereins „future art“, den es seit Oktober 2014 gibt. Gegründet wurde er von Carola Meier sowie Assol Rustamova, die schon viele Jugendprojekte organisiert hat. Die beiden zierlichen Frauen wirken erschöpft, aber glücklich, wenn sie in ihrem improvisierten Büro in der Chausseestraße 36 in Mitte sitzen. „Die Energie der Jugendlichen ist unglaublich“, sagt Meier.

In die Gruppen Fotografie, Video und Malerei und Bildhauerei aufgeteilt, haben die Schüler in der letzten Woche Kunstwerke geschaffen, die mit dem Thema Heimat zu tun haben. Die Jugendlichen wollen mit diesem Projekt zeigen, dass „wir alle Teil von etwas Größerem sind“, wie sie erklären. Von der familiären Atmosphäre schwärmen alle Teilnehmer. „Ich liebe diese Art von Austausch“, sagt der 16-jährige Daniel Shuvalov aus der Ukraine. Er war im Filmteam, das Menschen befragte, was sie von Heimat und Europa denken. Am Ende soll aus den Interviews eine Videocollage entstehen. „Eine Frau sagte, dass Heimat für sie ein Ort sei, in dem es keine Fremden gebe“, sagt Daniel. Und genau hier setzt das Austauschprogramm an: einander kennenlernen und sich nicht als Fremde begegnen.

Was bedeutet Heimat

Und was bedeutet Heimat für die Jugendlichen? „Für mich ist das etwas, was jeder persönlich kreiert und sich aus ganz verschiedenen Faktoren zusammensetzt“, sagt Pasha. Seine Skulptur stellt einen Baum aus Pappmaché dar. In seinem hohlen Innern befindet sich ein Ei, „der Ursprung allen Lebens“, wie Pasha sagt. Die Äste des Baumes stellen die vielen verschiedenen Richtungen dar, in die sich das Leben entwickeln kann.

In der Chausseestraße 36 sind auch viele Plakate zu sehen, die von den Jugendlichen gestaltet wurden. „Was ist Europa?“ steht darauf, umrandet von den Begriffen Sport, Pressefreiheit, Respekt, Politik und Vielfalt, aber auch: Krieg. War der Ukrainekonflikt ein Anlass für dieses Projekt? „Wir haben im Sommer mit unseren Planungen begonnen, zeitgleich begann auch der Krieg in der Ukraine“, sagt Veranstalterin Assol Rustamova.

Große Begeisterung bei den Schülern

Dann habe sich eines aus dem anderen ergeben, auch dank guter Kontakte zur Klitschko-Foundation in der Ukraine, die sich auch um die Auswahl der ukrainischen Schüler kümmerte. „Wir möchten den Jugendlichen helfen, ihre eigene Persönlichkeit zu festigen und sich darüber klar zu werden, was sie wollen und wer sie sind“, sagt Organisatorin Carola Meier. Dass dies ein Stück weit gelungen ist, wird jedem klar, der ein paar Minuten mit der Gruppe verbringt. So viel Begeisterung ist ansteckend.

Die Ausstellung mit den Arbeiten der Jugendlichen ist noch bis Freitag, 17. April, in der Chausseestraße 36 in Mitte zu sehen, jeweils von 13 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt.

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