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Umfrage zur A100-Sperrung in Berlin: Fast ein Viertel der Befragten „wütend oder sehr wütend“
Seit Monaten ist die westliche A100 wegen des Neubaus zweier Brücken gesperrt. Eine Umfrage zeigt, wie die Betroffenen mit den Einschränkungen umgehen.
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Infolge der Sperrung der A100 im Berliner Westen und der damit verbundenen längeren Fahrzeit meiden einer Umfrage zufolge viele betroffene Autofahrer den Weg ganz oder setzen auf andere Verkehrsmittel. So ging seit der Sperrung der Anteil derjenigen, die den Abschnitt mit dem Auto befahren, von 79 Prozent auf 70 Prozent zurück, wie aus der Umfrage der TU Berlin hervorgeht. Durchgeführt wurde sie vom Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung am Institut für Land- und Seeverkehr.
Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die die Strecke mit Bus oder Bahn zurücklegen, von 12 auf 16 Prozent nach dem Beginn der Sperrung Mitte März. „Somit hat die Sperrung einen Umstieg vom Auto hin zum Umweltverbund, also ÖPNV, Rad- oder Fußverkehr bewirkt“, schreiben die Autoren der Studie in einem Faktenblatt.
Das könnte mit der deutlich längeren Reisezeit der Betroffenen zusammenhängen: „Personen, die vorher regelmäßig über den jetzt gesperrten Abschnitt der A100 gefahren sind, brauchen nun im Schnitt 54 Minuten für die Strecke statt zuvor 35 Minuten“, hieß es. Betroffene würden die Änderungen als großen Aufwand empfinden.
Fast ein Viertel ist der Studie zufolge (sehr) wütend, sogar mehr als ein Drittel ist (sehr) unzufrieden mit den Maßnahmen von Politik und Verwaltung. „Die Stärke der Wut und dass sie über verschiedene Bevölkerungsgruppen stabil ist, hat uns durchaus überrascht“, sagte David Friel, einer der Umfrage-Initiatoren, dem RBB.
Betroffene seltener auf dem Abschnitt unterwegs
Die Betroffenen gaben auch an, generell seltener auf dem Abschnitt unterwegs zu sein. Der Anteil derjenigen die nahezu täglich oder zumindest ein bis drei Tage die Woche dort fuhren, ging seit der Sperrung von 36 auf 34 beziehungsweise von 47 auf 41 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die nur ein bis drei Tage im Monat oder sogar seltener als monatlich die Strecke zurückgelegt haben.
„Es lässt sich eine starke Verlagerung vom Auto zum Umweltverbund und eine signifikante Reduktion des Verkehrs im Allgemeinen beobachten“, hieß es. „Die Ergebnisse zeigen allerdings auch, dass diese Effekte mit hohem individuellem Aufwand einhergehen, was sich in Wut und Unzufriedenheit äußert.“
Befragte wünschen sich frühzeitige Planung und bessere Alternativen
Die Befragten wünschten sich den Ergebnissen zufolge vor allem eine frühzeitige und vorausschauende Planung beziehungsweise regelmäßigere Instandhaltung, um solche Situationen grundsätzlich zu vermeiden. Ein Teil der Teilnehmenden fordert zudem einen möglichst schnellen Wiederaufbau der Brücke, andere wünschen sich eine effektive Verbesserung von Alternativen wie Nahverkehr und Radverkehr. Anwohnende der Kieze wiederum wünschen sich unter anderem weiträumige Umfahrungen, Durchfahrtsverbote und eine stärkere Kontrolle dieser.
Für die Umfrage wurden zwischen dem 11. und dem 25. April dieses Jahres knapp 3200 Menschen befragt. Die Zahl der Betroffenen, deren Antworten für die Ergebnisse zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung genutzt wurden, war allerdings mit knapp 1000 Personen deutlich kleiner.
Die Verkehrsprobleme im Berliner Westen entstanden durch den Wegfall zweiter Autobahnbrücken auf der A100. Die Ringbahnbrücke wurde aufgrund eines sich ausbreitenden Risses im Tragwerk Mitte März gesperrt und schließlich abgerissen. Auch die weiter nördlich gelegene Westendbrücke wurde dabei abgetragen. Beide Bauwerke sollen neu errichtet werden, doch das wird noch Jahre dauern. (dpa, Tsp)
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