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Ungleiche Einkommen in Berlin: Junge Menschen, Migranten und Alleinerziehende besonders armutsgefährdet
Der Unterschied zwischen dem Einkommen der reichsten und ärmsten Berliner ist gestiegen. Mehr als elf Prozent der Bevölkerung gelten als arm.
Stand:
Die Einkommensungleichheit in Berlin ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen. Das geht aus dem Bericht des Senats zur sozialen Lage hervor. Demnach verdienten die wohlhabendsten Berliner 2021 fünfmal mehr als die ärmsten. 2017 lag das Einkommen der Bestverdienenden noch 4,3-mal höher, 2019 4,5-mal.
Insgesamt ist das mittlere Nettoeinkommen in Berlin pro Kopf leicht gestiegen. 2021 lag es bei 1375 Euro, während es in den zwei Vorjahren bei 1352 stagnierte. Im Vergleich zu 2017 ist das Einkommen damit 2021 um 12,3 Prozent gewachsen.
Die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen schlägt sich auch in der Hauptstadt nieder: Männer verdienen hier im Schnitt pro Monat 225 Euro mehr als Frauen. Es besteht damit weiterhin eine Lohnlücke. Wie das Amt für Statistik allerdings bereits mitteilte, ist diese in Berlin geringer als im Bundesvergleich.
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Das mittlere Äquivalenzeinkommen lag für das Jahr 2021 in Berlin bei 1901 Euro pro Monat. Beim Äquivalenzeinkommen wird berechnet, wie groß der Bedarf eines jeweiligen Haushalts ist. Als reich gilt demnach, wer mehr als das Doppelte – also 3802 Euro pro Monat – zur Verfügung hat. Das waren im Jahr 2021 in Berlin 9,2 Prozent. Damit ist der Anteil an Reichen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gesunken.
Wer weniger als die Hälfte, also weniger als 950 Euro im Monat an Einkommen hat, gilt als arm. Der Anteil der Menschen in Berlin, die zu dieser Gruppe zählen, wächst nach Angaben des Senatsberichts: Er lag 2021 bei 11,6 Prozent. Im Vorjahr hatte er noch bei 10,8 Prozent gelegen. Insgesamt galten 19,3 Prozent der Berlinerinnen und Berliner als armutsgefährdet.
Junge Menschen sind besonders armutsgefährdet
Insbesondere junge Menschen sind in der Hauptstadt von Armut bedroht. Als armutsgefährdet gilt, wer als Äquivalenzeinkommen 1140 Euro pro Monat oder weniger hat. Alle Altersgruppen unter 25 waren 2021 stärker von Armut bedroht als der Rest der Stadtbevölkerung. Bei den 18- bis 25-Jährigen lag der Anteil bei 33,8 Prozent. In der ältesten Altersgruppe ab 65 Jahren ist die Armutsgefährdungsquote zwar geringer, aber von 2020 auf 2021 deutlich angestiegen, von 14,5 auf 17 Prozent.
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Auch wer Migrationsgeschichte hat, ist deutlich häufiger von Armut bedroht: Die Armutsgefährdungsquote für Menschen mit Migrationshintergrund liegt dreimal höher als für Menschen ohne Migrationshintergrund.
Auch der Faktor Staatsangehörigkeit spielt für das Einkommen eine wesentliche Rolle. Haushalte, bei denen die Person, die das Haupteinkommen bestreitet, keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, haben weniger Geld zur Verfügung als Haushalte, bei denen diese Person eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Der Unterschied beim Haushaltseinkommen liegt bei 275 Euro pro Monat.
Wer Alleinerziehend ist, ist deutlich häufiger von Armut bedroht als andere. Der Anteil der Alleinerziehenden, die armutsgefährdet sind, stieg von 2020 auf 2021 deutlich an, von 33,6 Prozent auf 37,9 Prozent. Besonders armutsgefährdet ist auch die Gruppe der Langzeiterwerbslosen. Hier liegt der Anteil bei 70 Prozent.
Dateninventur für besseren Überblick
In ihrem Bericht weist Berlins Sozialverwaltung darauf hin, dass es aktuell eine „vielfältige Berichtslandschaft“ zur sozialen Lage der Stadtbevölkerung gibt. „Es existieren unterschiedliche Berichtsformen nebeneinander“, heißt es. Auch ein ressortübergreifender Ansatz sei nicht klar genug zu erkennen. Um einen besseren Überblick zu bekommen, wird derzeit eine Dateninventur gemacht.
Ziel ist der Aufbau einer „integrierten Armuts- und Sozialberichterstattung“. Diese sei „wichtige Grundlage für eine zielgerichtete und wirksame Sozialpolitik“. Um die integrierte Armuts- und Sozialberichterstattung aufzubauen, ist gemeinsam mit dem bereits vorhandenen Arbeitsbereich eine weitere Stelle vorgesehen, die dem Bericht zufolge nach im August 2023 besetzt wird.
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