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ARCHIV - 27.01.2025, Berlin: Ein Streikender trägt während eines ganztägigen Verdi-Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben eine Baseballmütze mit BVG-Logo. Der Streik beginnt um drei Uhr und dauert 24 Stunden. (zu dpa: «BVG: Kein Ergebnis in Tarifverhandlungen») Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sebastian Gollnow

Verdi fordert von BVG drei Urlaubstage mehr: Drohen Berlin bald wieder Streiks bei Bus und Bahn?

Erst im Frühjahr streikten die Fahrer der Berliner Verkehrsbetriebe tagelang. Doch schon in wenigen Wochen beginnt der nächste Tarifstreit. Am Donnerstagmittag hat die Gewerkschaft ihre Forderungen übergeben.

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Neues Jahr, neue Streiks? Am Donnerstag übergab die Gewerkschaft Verdi der BVG ihre Forderungen für die nächste Tarifrunde. Die zentrale Forderung darin: drei Urlaubstage mehr für alle Beschäftigten, also insgesamt 33 Tage.

Die Verhandlungen für den nächsten Manteltarifvertrag (MTV) sollen am 13. Januar beginnen. Im MTV sind die allgemeinen Arbeitsbedingungen jenseits des monatlichen Entgelts festgelegt, also Urlaub, Schichtmodelle und Zuschläge. Die Forderungen wurden nach einer zweimonatigen Befragung unter den BVG-Beschäftigten am 20. November von der ver.di-Tarifkommission beschlossen.

Die Verhandlungen mit der BVG führt erstmals Serat Canyurt, nicht der aus den 2025er-Streiks bekannte Gewerkschaftssekretär Jeremy Arndt.

Die letzte Runde zum Manteltarif gab es 2024. Damals begann es Mitte Januar mit einem bis zum späten Vormittag dauernden Warnstreik. Bis zur Einigung im April mussten Fahrgäste noch einige weitere Streiks hinnehmen, diese waren aber längst nicht von dem Umfang wie 2025.

Die Gewerkschaft setzte in dieser Runde unter anderem 30 Tage Urlaub für alle Beschäftigten ohne Staffelung nach Betriebszugehörigkeit durch. Zudem gab es Verbesserungen bei den Pausenzeiten, den Zulagen und 500 Euro Urlaubsgeld für die Jahre 2024 und 2025.

Ungleich härter und aus Sicht der Gewerkschaft erfolgreicher war der Arbeitskampf in diesem Frühjahr. Zwischen Januar und März standen Busse und Bahnen bei fünf Warnstreiks insgesamt acht Tage still. Erst durch eine Schlichtung konnte der drohende unbefristete „Erzwingungsstreik“ abgewendet werden.

Verdi setzte 20 Prozent mehr Lohn für die Fahrer durch, ein einmalig hohes Ergebnis. „Wir haben das Maximale herausgeholt für die Beschäftigten“, hatte Verdi-Chefverhandler Jeremy Arndt anschließend verkündet. Die BVG musste eingestehen, dass „die wirtschaftliche Schmerzgrenze überschritten“ worden sei.

In dieser Schlichtung im April war bereits vereinbart worden, dass in der nächsten MTV-Runde die Arbeitszeit flexibilisiert werden soll. Aus Sicht der BVG sollen die Fahrer künftig weitgehend selbst bestimmen, wie viel sie arbeiten wollen und wie. Schon vor Jahren hatte der BVG-Vorstand angekündigt, dass eine Vier-Tage-Woche nötig sei, um Fahrer zu gewinnen.

Der Abschluss kostete die BVG 140 Millionen Euro. Die deutlichen Gehaltssteigerungen haben auch aus Sicht der BVG einen großen Vorteil: Es fällt dem Betrieb nun deutlich leichter, Fahrer zu gewinnen. Dies hat Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe in den vergangenen Monaten mehrfach gesagt. Zeller-Grothe war auch Verhandlungsführerin in dem Arbeitskampf.

Vor dem Streik hatte Berlin im bundesweiten Vergleich beim Lohn auf dem letzten Platz gelegen. Schon 2022 hatte die BVG wegen Personalmangels die Leistungen im Busbereich gekürzt, diese wurden bis heute nicht zurückgenommen. Bundesweit ist der Personalmangel so groß, dass sich die Unternehmen gegenseitig die Leute abwerben.

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