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Wer mit dem Kinderwagen öffentliche Verkehrsmittel nutzt, sollte diesen gegen die Fahrtrichtung hinstellen und die Bremse anziehen.

© Getty Images/iStockphoto

Unfälle vermeiden: Verkehrsteilnehmern mangelt es an Achtsamkeit

Mit dem Rad in die überfüllte Bahn oder durch unüberlegte Manöver den Bus zum Ausbremsen zwingen: Passagiere werden so gefährdet.

Wenn der volle Bus in der Rushhour mal eine Vollbremsung hinlegt, hilft oft auch der feste Griff an der Haltestange nichts. Am Dienstagnachmittag ist in einem BVG-Bus ein Kind schwer verletzt worden. Weil der Busfahrer einem ihn schneidenden PKW mit einer scharfen Bremsung entgegnen musste, wurde der Junge aus dem Kinderwagen heraus geschleudert und knallte mit dem Kopf gegen eine Haltestange.

Solche Unfälle passieren in den Berliner Verkehrsmitteln immer wieder. Laut BVG-Sprecher Jannes Schwentu seien sie meist durch die Unachtsamkeit anderer Verkehrsteilnehmer verschuldet. Deshalb, so Schwentu, sei in Bus und Tram potenziell eher mit scharfen Bremsungen, die zu Stürzen führen können zu rechnen. „Die Busfahrer sind Profis. Wenn andere Verkehrsteilnehmer ihnen aber den Weg abschneiden oder sie ausbremsen, kann es natürlich zu Vollbremsungen kommen.“

Und gerade wer sich dann nicht festhielte, stürze schnell mal zu Boden oder gegen andere Fahrgäste. Schon bei geringen Geschwindigkeiten könnten etwa Straßenbahnen Fahrgäste bei einer unerwarteten Bremsung zu Fall bringen. Wer da ohne festen Halt in der Tram steht und die Intensität der Bremsung unterschätzt, den kann es leicht von den Füßen hauen.

Rücksichtnahme mindert das Gefahrenpotenzial

Die Berliner Verkehrsbetriebe wollen schon seit 2014 für Achtsamkeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln sensibilisieren. In der „Bitte Festhalten – Sicherheit zum Greifen nah“-Broschüre raten sie dazu, freie Sitzplätze stets zu nutzen und sich, sollte es keinen freien Platz geben, bei festem Stand an den Haltestangen festzuhalten. Ebenso wichtig: Die Rücksichtnahme auf andere Fahrgäste.

„Geben Sie Ihren Sitzplatz für Senioren, Schwangere, Mitreisende mit Kindern oder körperlicher Beeinträchtigung frei“, appelliert die BVG und erinnert weiter daran, Fahrräder, Kinderwägen und Rollstühle entsprechend zu sichern. Entgegen der Fahrtrichtung ausgerichtet und bei angezogener Bremse sei das Gefahrenpotenzial gering.

Jens Wieseke, Sprecher des Berliner Fahrgastverbands, hat damit selbst gute Erfahrungen gemacht. Er ist gehbehindert und führt einen Schwerbehindertenausweis. „Wenn ich den vorzeige, wird mir von den meisten Fahrgästen bereitwillig ein Platz angeboten. Die Berliner sind nach meinem Empfinden ziemlich rücksichtsvoll.“

Bitte festhalten!

Was ihn und andere Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs mehr störe, sei das Unfallpotenzial beim Ein- und Aussteigen aus Bus und Bahn. Kinder, alte oder beeinträchtigte Leute müssten sich besonders an Haltestellen in der Fahrbahn vor fahrenden Autos in Acht nehmen. Ein weiteres Hindernis im Bahnalltag: Fahrräder.

Wer sieht, dass der Waggon bereits überfüllt ist, sollte nicht noch sein Fahrrad hineinquetschen. Denn in allen Verkehrsmitteln gilt: Ein Anspruch auf Fahrradmitnahme besteht nicht. Ein besseres Radwegenetz und Möglichkeiten, das Rad an den U- und S-Bahnhöfen sicher abzustellen wären wünschenswert, so Wieseke.

Die BVG versucht schon seit einiger Zeit, mit sich wiederholenden Durchsagen in Bussen und Trams die Passagiere daran zu erinnern, sich festzuhalten „Wir bitten Sie, sich während der Fahrt festzuhalten“ heißt es dann. Die sich alle paar Haltestellen wiederholende Durchsage würde die Fahrgäste, vor allem Pendler, aber vermehrt nerven.

Gleichzeitig appelliert die BVG an andere Verkehrsteilnehmer zu besonderer Vor- und Rücksicht gegenüber Bus und Straßenbahn. Deren Bremswege sind wesentlich länger als bei einem Pkw, was von vielen Verkehrsteilnehmenden unterschätzt werden kann.

Rabea Westarp

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