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Berlin: Vom Friedenskreis über den Freundeskreis zum Seniorenkreis

Einen besseren Zeitpunkt, das 20-jährige Bestehen zu feiern, hätte sich der Pankower Friedenskreis nicht aussuchen können. Die ganze Republik diskutiert über die Beteiligung von deutschen Soldaten am Krieg in Afghanistan, da treffen sich die ehemaligen Friedenskämpfer der DDR und die noch Aktiven am Wochenende in Berlin.

Einen besseren Zeitpunkt, das 20-jährige Bestehen zu feiern, hätte sich der Pankower Friedenskreis nicht aussuchen können. Die ganze Republik diskutiert über die Beteiligung von deutschen Soldaten am Krieg in Afghanistan, da treffen sich die ehemaligen Friedenskämpfer der DDR und die noch Aktiven am Wochenende in Berlin. Viele sahen sich seit Jahren das erste Mal wieder.

Und dann das Verwunderliche: Die aktuellen Ereignisse in Afghanistan beschäftigten die Pazifisten in den Vorträgen und Diskussionsrunden meist nur am Rand. Vielleicht komme man am Ende darauf zu sprechen, so das ein oder andere Mal die Ankündigung während des Treffens. Hauptsächlich verbrachten die Teilnehmer jedoch die Zeit des Wiedersehens mit Erinnerungen.

Begonnen hatte es mit einer Portion Selbstironie. "Viele sagen ja, der Friedenskreis habe sich über die Zwischenstation Freundeskreis jetzt zu einem Seniorenkreis entwickelt", scherzte Ruth Misselwitz, die den Kreis im November 1981 mitgegründet hatte. Ein bisschen Wahrheit steckte in der Aussage dennoch. Wer mit der Gastgeberin im Tagungssaal der Kirchengemeinde Alt-Pankow in die Runde schaute, sah viele ältere Semester.

Aber nicht nur die eine oder andere Falte mehr in den Gesichtern der Gäste im Gemeindezentrum belegte, dass seit der Wende mittlerweile zwölf Jahre vergangen sind. Auch die Überzeugungen und Ideen von damals seien vielleicht veraltet, gaben einige zu bedenken. Eine Vorstellung, die so manchem in der Runde offenbar nicht leicht fiel.

"Die Erinnerungen sind eine schwerwiegende Hypothek für viele Bürgerrechtler und Oppositionelle der ehemaligen DDR", sagte denn auch Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident und geladener Gast bei der Veranstaltung. "So wenig konnte verwirklicht werden von den Ideen von damals." Auch der SPD-Politiker war sich unsicher, ob die Erfahrungen des Friedenskreises aus dem Kampf gegen die DDR-Diktatur heute noch taugen. "Jetzt sind pragmatische Antworten gefordert", mahnte Thierse.

Diese sucht auch der Friedenskreis weiterhin in monatlich stattfindenden Treffen. Aber die Entschlossenheit aus vergangenen Zeiten fehlt offenbar, bereits mehrfach stand der Kreis kurz vor dem Aus. "Wir streiten uns zwar noch leidenschaftlich, jedoch nicht mehr so intensiv wie noch vor einigen Jahren", sagte Werner Schulz, Mitbegründer des Pankower Friedenskreises und Bundestagsabgeordneter der Grünen. Er bedauert, dass auch heute die meisten Teilnehmer der Diskussionsrunden am liebsten im Kreise der Gewaltlosigkeit verharren möchten. Aber Kerzen und Andachten reichten nicht mehr aus. "Wir haben es jetzt mit Gegnern zu tun, die dazu bereit sind, ganze Lichterketten auszupusten", warnte Schulz.

röp

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