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Ein Mann mit Kippa (Symbolbild).

© Foto: Christian Charisius/dpa

Vor allem Beschimpfungen im Internet: Berliner Informationsstelle registriert 450 antisemitische Vorfälle im ersten Halbjahr 2022

Eine Frau, die einen Beutel mit Davidstern trug, wurde in Berlin angespuckt. Ein jüdischer Tourist mit Kippa wurde in einem Hostel in Prenzlauer Berg angegriffen.

450 antisemitische Vorfälle sind von einer Berliner Informationsstelle im ersten Halbjahr 2022 registriert worden. Das waren weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (574 Vorfälle), wie die Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) am Dienstag mitteilte.

97 Menschen wurden antisemitisch angefeindet, 261 Vorfälle richteten sich gegen jüdische oder israelische Institutionen. Die meisten Vorfälle (299) waren Beleidigungen und Beschimpfungen von Institutionen über Internetkanäle wie Social-Media-Plattformen. Aber es gab auch neun tätliche Angriffe auf der Straße oder in Bussen oder Bahnen, zehn Bedrohungen und zehn gezielte Sachbeschädigungen. Auch auf Demonstrationen kam es zu antisemitischen Bemerkungen.

Unser Bericht zeigt, dass Berliner Jüdinnen und Juden kontinuierlich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen mit Antisemitismus konfrontiert werden.

Benjamin Steinitz, Rias-Projektleiter

Als Beispiele schilderte Rias mehrere konkrete Fälle: Eine Frau, die einen Beutel mit einem Davidstern trug, wurde angespuckt. Ein jüdischer Tourist mit Kippa wurde in einem Hostel in Prenzlauer Berg angegriffen. Der Angreifer schlug dem Touristen die Kippa vom Kopf, schlug ihn und verlangte, dass er „Free Palestine“ sage – eine anti-israelische Parole, die von palästinensischen und arabischen Gruppen benutzt wird. Derartige Angriffe kommen immer wieder vor, wie Fälle aus den vergangenen Jahren zeigen. Viele Beschimpfungen bezogen sich auch auf den Holocaust durch die Nazis und eine Bagatellisierung, andere stellten Zusammenhänge zur Corona-Pandemie her.

Rias-Projektleiter Benjamin Steinitz teilte mit: „Unser Bericht zeigt, dass Berliner Jüdinnen und Juden kontinuierlich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen mit Antisemitismus konfrontiert werden.“ Das Wissen, unvermittelt angefeindet werden zu können, wenn die eigene jüdische Identität erkennbar ist, belaste den Alltag vieler Juden.

Sigmount Königsberg, Beauftragter der Jüdischen Gemeinde gegen Antisemitismus, erklärte: „Ich bin der Überzeugung, dass mehrere Verbote von anti-israelischen Versammlungen im April und Mai diesen Jahres zu einem Rückgang öffentlich wahrnehmbarer antisemitischer Ausdrucksformen beigetragen haben.“ Diese Maßnahmen hätten das Sicherheitsgefühl von Berliner Juden erhöht. (dpa)

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