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Die Pressekonferenz fand im Berliner Bordell Artemis statt (Archivbild).

© TSP/Doris Spiekermann-Klaas

Vor Sexarbeiterinnen-Demo auf Berliner Ku'damm: Prostituierten-Verband will mehr Anerkennung und weniger Repressionen

Prostituierte sollen wie andere Berufstätige behandelt werden, fordern Branchenvertreterinnen am Welthurentag. Ort der Pressekonferenz war ein Berliner Bordell.

Mehr Rechte und weniger Einschränkungen für Prostituierte haben Vertreterinnen und Unterstützerinnen von Sexarbeiterinnen bei einer Pressekonferenz im Berliner Großbordell Artemis in Charlottenburg gefordert.

Abgeschafft werden müssten die vorgeschriebenen regelmäßigen Registrierungen und Beratungen der Frauen, Strafverfolgung von Kunden und weitere Sondergesetze für Prostituierte und Bordelle. Das sagte Stephanie Klee vom Bundesverband Sexuelle Dienstleistung (BSD) am Donnerstag, dem „Internationalen Hurentag“.

Das Prostitutiertenschutzgesetz diene nur der Repression und Kontrolle, nicht dem Schutz. „Es geht ausschließlich darum, die Branche zurückzudrängen“, sagte Klee.

„Für keine andere Branche gibt es diese engmaschigen Kontrollen.“ Sexarbeiterinnen sollten endlich wie normale Berufstätige behandelt werden. Die Maßnahmen seien nur ein Einstieg in ein künftiges Verbot von Prostitution durch die Hintertür wie in manchen skandinavischen Ländern.

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Unterstützung erhielt der Verband von der bekannten Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates. Man dürfe Prostitution nicht pauschal verdammen oder kriminalisieren. Viele Frauen arbeiteten freiwillig und selbstständig. Sie seien selbstbewusst, würden aber von der Gesellschaft und der Politik diskriminiert.

Natürlich müsse der Bereich der Zwangsprostitution scharf bekämpft werden, betonte Ates. Aber das müsse mit eigenen Gesetzen gegen Gewalt und Menschenhandel geschehen. Zum Schutz der ausgebeuteten Frauen müsse es statt Repressionen viel mehr Geld für Beratung und Sozialarbeit geben.

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Im Gesetz gegen Zwangsprostitution gilt seit 2021, dass ein Kunde bestraft werden kann, wenn er die Umstände, unter denen die Frau arbeitet, hätte erkennen können. Klee, Ates und eine Anwältin betonten, dass das für die meisten Kunden kaum möglich sei. Gezwungene Prostituierte würden das nicht zugeben, auch sonst gebe es für Laien kaum Anzeichen. „Das Gesetz nützt nichts gegen Kriminelle, aber verunsichert die Kunden.“

Am Donnerstag sei daher von zwei Kunden eine Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingereicht worden, so Klee. Zudem ist am Samstag in Berlin eine Demonstration von Sexarbeiterinnen zum „Welthurentag“ auf dem Ku'damm geplant. (dpa)

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