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VW Iconic Musik Talk in Berlin: Zwischen Flokati, Ghettoblaster und Cola
Der Autohersteller VW hat zum Talk in Berlin geladen und lässt die alten Musiksender Mtv und Viva wieder aufleben. Unsere Kolumnistin fühlt sich kurz nach 1993 zurückversetzt.
Stand:
Wenn ein Autohersteller zum „Iconic Music Talk“ bittet, um dort mit seinen Gästen über die gute alte Zeit von MTV und VIVA zu quatschen, dann geht es eigentlich nur um uns selbst: Im Rückspiegel sehen Dinge immer besser aus. Oldies sind immer die anderen.
Und Pop ist, was wir draus machen. Aufgekratzt war die Stimmung deshalb bereits in der Warteschlange vor den Ausstellungsräumen im DRIVE Volkswagen Group Forum an der Friedrichstrasse. Ein Ort, zu dem man sonst nur angereiste Verwandte schleppt, wenn es regnet und das restliche Berlin Sightseeing Programm schon durchgerockt ist. Drinnen ist es an diesem Donnerstagabend wirklich wieder 1993.
Man trinkt Cola, findet das grasgrüne VW Käfer Cabrio nicht „mega“, sondern „total genial“ und guckt Milka, Gülcan und Anastasia Zampounidis beim Posieren auf dem roten Teppich zu, die tatsächlich noch so aussehen wie damals. Was bei letzterer sicher an der zuckerfreien Ernährung liegt, die sie heute zu ihrem Beruf gemacht hat.
Die Bühne ist als TV-Studio verkleidet: Jugendträume waren damals in Flokatiteppiche und Ghettoblaster eingebettet, als Stars noch Interviews geben mussten, um sichtbar zu werden, und die Bronx weit weg war und nicht in der Hosentasche.
Zu cool für Nostalgie
Kurz denkt man, Moderator Markus Kavka trägt eine fancy New Wave Frisur. Dabei ist sein kurzes Haar mittlerweile nur schlohweiß. Mit dem herrlich unaufgeregten Tempo aus einer Zeit vor TikTok lässt er den Vorstandsvorsitzenden der VW und Porsche AG, Oliver Blume, irre Vergleiche zwischen Autos und David Bowie ziehen. Dann plaudert er mit der ehemaligen Kollegin Nova Meierhenrich, die bei ihrer Anekdote über einen Popstar, der kurz vor der Live-Sendung auf dem Klo noch eine Mitarbeiterin „vernascht“ habe, was man intern über die Tonspur miterleben konnte, leider den Namen weglässt.
Kavka verliert sich kurz schweigend in Erinnerungen. Dann fragt er Joy Denalane und Max Herre, wie es sich eigentlich heute anfühlt, auf Konzerten in ein Meer aus Handys blicken zu müssen. Joy ist zu cool für Nostalgie und erklärt, das wäre okay: „Die sind da und telefonieren dabei ja nicht mit ihrer Mutter.“
Beim anschließenden Konzert der beiden bleibt kaum einer der 350 Gäste cool und singt jede Zeile von „A.N.N.A.“ mit. „Viel besser, als der Quatsch vorher. Das klang wie die erste Loveparade!“, brüllt mir die 77-jährige Barbara Schöne zu, die heute aussieht wie der junge Boy George. Zuvor hatte Denyo, der andere von „Absolute Beginner“, per Virtual Reality Brille ein imaginäres DJ Pult bedient. Was natürlich maximal bekloppt aussah.
Aber das denken wir heute ja auch über den Style der VIVA Moderatoren damals. Und die Generation davor über die Beatles. Vielleicht muss Pop peinlich sein. Wie alles, was zum ersten Mal gemacht wird. Oder, um diese Kolumne mit den ikonischen Worten eines Kavka zu beenden: Wieder was gelernt.
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