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Tram an der Friedrichstraße. Ab sofort wieder ohne Mainzer Fahrer.

© Doris Spiekermann-Klaas

Aushilfen bei der BVG: Was Mainzer Straßenbahnfahrer von den Berlinern halten

Ohne viel Tram, Tram: Nach gut einem Jahr als Ersatz treten die Trampiloten aus Mainz die Heimreise an. Sie loben die Berliner Fahrgäste, Kritik haben sie an den Radlern.

Sie waren die Retter in der Not: 15 Straßenbahnfahrer aus Mainz, die in Berlin aushalfen, als bei der BVG vor einem Jahr großer Fahrermangel herrschte. Jetzt kehren sie zurück. Am Mittwoch wurden sie verabschiedet – und erhielten neben dem Dank auch ein kleines Geschenk.

Richard Kleber, einer der 15 Mainzer, ist froh, nach Hause zu kommen. "14 Monate sind doch eine lange Zeit", sagte er. Jeweils drei Monate ist er in Berlin gefahren; dann war ein Monat Pause. An den Fahrgästen hat es nicht gelegen. dass Kleber nicht in Berlin hängen geblieben ist. "Sie sind disziplinierter als in Mainz", lobte er. Wo es an Haltestellen einen Überweg gebe, nutzten die Berliner ihn auch meist. "In Mainz dagegen rennen die Leute kreuz und quer durch die Gegend", sagte Kleber.

Aber die Radfahrer! Für Gesetze und Vorschriften interessierten sie sich nicht in Berlin. Sie fahren bei Rot, sie fahren ohne Licht. Sie fahren einfach rücksichtslos, fasst Kleber zusammen. "Eine Frau habe ich auch umgefahren" – sie überlebte, musste aber ins Krankenhaus. Die Frau sei ihm in die Quere gekommen, obwohl die Ampel Rot für sie gezeigt habe. "Die Frau hat mehr Glück gehabt als Verstand." Aber auch die Autofahrer seien in Berlin anders als in Mainz. "Das war schon heftig", sagte Kleber.

Begeistert ist er von der Berliner Technik. Die BVG hat einen Teil ihrer Fahrzeuge aus den 1990er Jahren modernisiert und ihnen eine zeitgemäße Elektrik spendiert. Das sei eine feine Sache gewesen, sagte Kleber, Die Bahnen ließen sich viel besser regeln als in Mainz. Beide Städte haben den gleichen Fahrzeugtyp. Deshalb hatte die BVG den Hilferuf nach Mainz geschickt.

Wegen des Fahrermangels hatte die BVG vorübergehend den Betrieb bei der Straßenbahn einschränken müssen. Offiziell, weil mehr Mitarbeiter als erwartet mit 63 Jahren in Ruhestand oder auch Elternzeit gegangen sind. Ein wesentlicher Grund war aber nach Tagesspiegel-Informationen auch das Rückholen der Fahrer aus dem Tochterunternehmen Berlin Transport ins Mutterhaus, was zu kürzeren Einsatzzeiten führte. Inzwischen hat die BVG 238 neue Fahrerinnen und Fahrer ausgebildet, so dass die Mainzer nach Hause können. Mit Fasching habe es nichts zu tun, sagte Kleber: "Ich bin kein Faßnachtler."

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