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Fallstricke des Alltags: Was tun, wenn Mutter mäkelt?

Einmal in der Woche fragen Sie Elisabeth Binder, wie man mit komplizierten oder peinlichen Situationen so umgeht, dass es am Ende keine Verstimmungen gibt: So kann's gehen.

Meine Eltern wohnen in einer anderen Stadt. Einige Male im Jahr besuche ich sie. Leider mäkelt meine Mutter dauernd an mir herum. Die Kleidung ist ihr zu dunkel, die Frisur nicht adrett genug, die Figur zu dünn, und die Schuhe sind ihr nicht fesch genug. Das nervt mich total. Außerdem stressen die Kollegen im Büro gerade genug. Da brauche ich so was nicht auch noch.

Lea, kritisiert

Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.
Tagesspiegel-Kolumnistin Dr. Elisabeth Binder.

© Tsp

Wenn man nicht gerade unter Magersucht leidet, kann die Bemerkung, man sei zu dünn, doch nur guttun. Auch wenn sie kritisch gemeint ist, würde ich sie erst mal als Kompliment verbuchen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, das Sprichwort sollte die Mutter kennen. Auf jeden Fall sollten Sie entsprechend gelassen mit der Kritik umgehen. Mütter meinen es in der Regel gut mit einem, sie haben nur die Tendenz, ein Kind für den Rest des Lebens als Kind zu betrachten und also als ein Wesen, das man erziehen muss. Es gibt durchaus Töchter und Söhne, die sich das grundsätzlich verbitten. Das kommt mir unnötig krampfig vor. Statt wohltuende innerfamiliäre Großzügigkeit walten zu lassen, erwarten sie von der älteren Generation, gefälligst Rücksicht zu nehmen.

Vielleicht hat die Mutter das Gefühl, Ihnen mit ihren Ratschlägen etwas Gutes zu tun. Da Sie alt genug sind, müssen Sie sich darüber nicht ärgern und vor allem Ihren Stil deshalb auch nicht ändern. Wenn sich ein Gespräch darüber ergibt, warum Sie Ihre Haare in einer bestimmten Weise tragen und dass die unfeschen Schuhe zufällig sauteure Designer-Sneakers sind, freut sich die Mutter vielleicht, mehr über Ihr Leben und Ihre Gedankenwelt zu erfahren. Leider läuft man beim Umgang mit den Eltern immer Gefahr, auf rote Tücher zu reagieren, die mal in der Kindheit eine Rolle gespielt haben.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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