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Unterstützer von "Moabit hilft" bei einer Demo in Berlin.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Wegen Seehofer-Schirmherrschaft: "Moabit hilft" lehnt Nominierung für Nachbarschaftspreis ab

Der weit über Berlin hinaus bekannte Verein war für eine Ehrung nominiert. Doch wegen der jüngsten Äußerungen Seehofers zur Asylpolitik lehnt "Moabit hilft" die Auszeichnung ab.

Eklat beim Deutschen Nachbarschaftspreis: Der Berliner Verein für Flüchtlingshilfe "Moabit hilft" hat seine Nominierung für den mit 5000 Euro dotierten Publikumspreis abgelehnt. Wie in einer Stellungnahme auf der Webseite des Vereins nachzulesen ist, sind die jüngsten Aussagen des Innen- und Heimatministers Horst Seehofer (CSU) zur Asylpolitik der Grund dafür.

"Wir hatten uns sehr über die Nominierung zum Deutschen Nachbarschaftspreis 2018 gefreut. Denn es gibt uns das Gefühl, mit unserer Arbeit das Richtige zu tun, nicht alleine zu sein", schreibt der Verein. Doch da Seehofer Schirmherr des Preises ist, sehe man sich gezwungen, die Nominierung abzulehnen. Der Verein zitiert unter anderem die Seehofer-Aussage von 2011 "Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone" und seine jüngste Bemerkung zur Abschiebung von 69 Afghanen zu seinem 69. Geburtstag.

"Nein, wir wissen nicht, ob wir gewonnen hätten", so der Verein. "Aber wir können es nicht mit uns oder unseren Ansichten vereinbaren, unter einem Schirm zu stehen, dessen Schirmherr der Innen- bzw. Heimatminister Seehofer ist." Die "Berliner Zeitung" hatte zuerst darüber berichtet.

Michael Vollmann, Geschäftsführer der Nebenan-Stiftung, die den Preis vergibt, sagt dem Tagesspiegel, man bedauere den Schritt des Vereins. Er erklärte, dass die Stiftung die inhaltliche Partnerschaft mit dem Bundesinnenministerium (BMI) bereits 2017 in der vergangenen Legislaturperiode eingegangen sei. Dabei fließe kein Geld, es handle sich um eine Partnerschaft auf Arbeitsebene, mit der man sehr zufrieden sei. "Das gibt uns die Möglichkeit der Politik zu zeigen, welche konstruktiven Lösungsansätze lokale Initiativen für Integration, Nachbarschaftshilfe und vieles mehr haben", so Vollmann.

Kein Grund für Aufkündigung der BMI-Partnerschaft

Er sagte weiter: "Mit der neuen Hausleitung des BMI, die die Schirmherrschaft übernimmt, war uns bewusst, dass es nicht einfach werden würde und für Kritik sorgen könnte. Aber wir hoffen, dass wir eine Brücke bauen können zwischen den lokalen Initiativen und der Politik." Die Stiftung sehe keinen Grund, um die Partnerschaft aufzukündigen, beobachte die Entwicklungen aber sehr genau.

"Wir distanzieren uns von bestimmten Äußerungen, die Horst Seehofer in den letzten Wochen von sich gegeben hat, weil wir nicht glauben, dass das zu mehr Wir-Gefühl in der Gesellschaft führen wird", so Vollmann. Man habe sich lange überlegt, ob es wünschenswert sei, mit der neuen Regierung und der neuen Leitung des BMI weiterzuarbeiten: "Wir haben uns dazu entschlossen, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und auf inhaltlicher Ebene weiterhin konstruktiv zusammenzuarbeiten" - auch, wenn man nicht immer einer Meinung sei.

Im Zweifelsfall stehe die Stiftung immer aufseiten der Initiativen und der Community, mit der man sich austausche, so Vollmann. "Wir hoffen nach wie vor, dass wir auf der Preisverleihung ein Forum schaffen können, wo Fragen geäußert werden können." Wie man nun weiter verfahre, werde am Montag beratschlagt.

Zu den Kooperationspartnern der Stiftung zählen unter anderem die Deutsche Fernsehlotterie und der Sozialverband Diakonie. Am 28. August soll der Nachbarschaftspreis zum zweiten Mal verliehen werden. Der Preis ehrt Projekte, die sich vor Ort für mehr Integration und Inklusion, für die Bewältigung des demografischen Wandels und gegen Abwanderung aus dem ländlichen Raum einsetzen. Der Verein „Moabit hilft“ begleitet Asylsuchende unter anderem bei Behördengängen und Arztbesuchen, bietet Deutschunterricht an und hilft bei der Wohnungssuche. Darüber hinaus versteht sich der Verein als Lobby-Initiative und setzt sich auch mit politischen Aktionen für eine bessere Situation von Flüchtlingen ein. (mit epd)

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