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Berlin: Weihnachtsbäume werden knapp

Plantagen können weniger liefern – deshalb sind die Preise gestiegen Nordmanntanne hat jetzt Konkurrenz im Wohnzimmer: den Ökobaum

Dicht und voll muss er sein bis hinauf zur Krone, gleichmäßig rund mit kräftigen Ästen und sattgrünen Nadeln, die nicht stechen, herrlich duften und bis Neujahr frisch aussehen, ohne herabzurieseln: Das wäre der ideale Weihnachtsbaum. „Aber den gibt’s selten“, sagt Burkhard Brand vom „Tannen Paradies“, der zu den größten Christbaum-Händlern in der Stadt gehört. „Doch wer in Ruhe aussucht, findet gewiss einen Baum zum Verlieben.“

Nach dem Zweiten Advent beginnt auch auf Brands Verkaufsplätzen der Ansturm auf die Nordmann- und Edeltannen, die Blaufichten oder einfachen Fichten. Und vermutlich werden sich die Käufer frühzeitiger als bisher drängeln und nicht erst kurz vor der Bescherung ihren Baum aussuchen. Denn manche Händler haben schon jetzt Nachschubprobleme. Einige könnten bald ausverkauft sein, heißt es in der Branche, weil die Plantagen 2006 nicht so viel liefern können wie in den vergangenen Jahren. Dadurch sind die Preise gestiegen – und bis zum Fest könnten die Bäume noch teurer werden.

Losziehen heißt also die Devise, mit Zollstock und prüfendem Blick, ob noch ein klein wenig Harz aus dem Stamm quillt – was auf Frische schließen lässt. Die Preise sind im Vergleich zu 2005 wegen des geringeren Angebotes um bis zu zehn Prozent gestiegen. Das hat zwei Gründe: Der späte Frost im vergangenen Frühjahr setzte den Nadeln zu, viele Bäume wurden unansehnlich. Zum anderen bauten die Plantagen Mitte der Neunziger Jahre weniger Christbäume an, weil damals zu viele im Angebot waren und die Preise verfielen. Da eine Tanne oder Fichte bis zur mittleren Wohnstuben- Größe aber zehn bis zwölf Jahre braucht, wirkt sich dies nun aktuell aus.

Im Durchschnitt kostet die Nordmanntanne mit den weichen, haltbaren, aber duftlosen Nadeln 10 bis 15 Euro pro Meter. Für die Blaufichte werden rund 10 Euro verlangt, für die Nobilistanne bis zu 20 Euro. Sie kommt meist aus Irland, gilt als der „Mercedes“ unter den Bäumen, weil auch sie kaum Nadeln verliert – aber zugleich duftet.

Die meisten Händler beziehen ihre Bäume aus dem Sauerland, Schleswig- Holstein oder Dänemark. In Brandenburg werden fast nur Christbäume zum Selbstschlagen angebaut, das Klima ist zu rau, um edlere Sorten in großen Mengen gut durch den Winter zu bringen. Besonders aus Polen kommen die Blaufichten im Topf – für 9 bis 20 Euro. „Die sind beliebt“, sagt eine Verkäuferin im Gartencenter Tentrup am Hohenzollerndamm. Allerdings warnt sie vor Illusionen. Die Wurzeln dieser Bäumchen sind abgestochen und in den Topf gepresst. „Sie wachsen später im Garten meist schlecht an.“ Einige Händler bieten neuerdings auch Fichten und Tannen aus ökologischen Plantagen in Dänemark an. Sie werden nicht künstlich gedüngt, das Unkraut zwischen den Stämmen halten Schafe niedrig. Herbizide sind untersagt. Das dokumentiert ein staatliches Siegel. Dennoch ist der Ökobaum nicht teurer als die übliche Nordmanntanne – ist aber etwas weniger füllig und hell- statt dunkelgrün.

Und noch ein Tipp: Den Stamm sollte man beim Kauf nicht anfräsen lassen. Die Rinde muss dranbleiben, zwischen ihr und dem Hartholz sind wasserführende Schichten. Dann kann der Baum ausreichend trinken – und bleibt lange ein Prachtexemplar.

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