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Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat geheiratet.

© Maurizio Gambarini/dpa

Klaus Lederers Hochzeit: Weniger Privates im Politischen, bitte!

Ob Royal Wedding, Grünen-Nachwuchs oder die Hochzeit von Berlins Kultursenator: Das Familiäre wird politisch inszeniert und lenkt von der Politik ab. Eine Glosse.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Royalisten unter uns, und von denen gibt es auch in Deutschland viele, können zufrieden sein: Noch gib es in Europa sieben Königshäuser und vier Fürstentümer, die uns regelmäßig mit traumhaften Hochzeiten und süßen Babys versorgen. Finstere Intrigen und prickelnde Affären werden frei Haus zugeliefert, falls es mal langweilig wird. Das Private in öffentlicher Form ist Allgemeingut geworden.

Das reizt auch manche Politiker, den Reichen und Schönen nachzueifern, auch wenn kein blaues Blut durch die Adern rinnt. Die zerbrochenen und neu geschlossenen Ehen des Alt-Kanzlers Gerhard Schröder sind ein Musterbeispiel für diesen Paparazzismus, der die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und familiärer Intimität verschwimmen lässt.

Man zeigt sich mit neuer Gefährtin auf dem Opernball, man lässt großzügige Einblicke ins schöne Eigenheim zu, trauert im Beisein von Fotografen um die verstorbene Mutter oder lädt ein zur Lektüre des eigenen Krankenblatts.

Lederer hat „heimlich, still und leise“ geheiratet

Zwar haben unsere Berliner Landespolitiker in der Regel nichts Spektakuläres anzubieten, aber auch sie breiten gelegentlich wohl organisiert ihre Privatsphäre nach außen. So teilte die Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel in dieser Woche per Presseerklärung mit, dass sie ihr drittes Kind zur Welt gebracht habe. Mutter und Sohn seien wohlauf. Der Ehemann werde wieder eine mehrmonatige Elternzeit nehmen, und die 35-jährige Grünen-Frau will vorerst kürzer treten.

Herzlichen Glückwunsch auch dem Kultursenator und Linken-Spitzenmann Klaus Lederer, der uns per Twitter samt Foto wissen ließ, dass er seinen langjährigen Partner „heimlich, still und leise“ geheiratet hat.

Sagen wir mal so: Jeder erwachsene Mensch muss wissen, was er tut. Aber die Frage sei erlaubt, warum manche Politiker das Private freiwillig und wohl organisiert nach außen kehren. Es sage bitte niemand, sie wollten uns Bürger an ihrem Glück teilhaben lassen. Gehen wir realistischerweise davon aus, dass es Werbung in eigener Sache ist. Das Familiäre wird politisch inszeniert. Das mag in den meisten Fällen harmlos sein, lenkt aber gefährlich von der Frage ab: Was ist denn eigentlich noch Politik?

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