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Spielplatz in Prenzlauer Berg

©  Julia Heine

Spielplätze in Berlin: Wenn Barfüßigkeit für Kinder zum Risiko wird

Rasierklingen neben einer Sandburg, Reißzwecken vor einer Kita: „So etwas kommt im gesamten Stadtgebiet immer wieder vor“, sagt die Polizei. Was können Eltern tun?

Nach dem Fund von Reißzwecken auf dem Spielplatz am Arnimplatz im Prenzlauer Berg sind in der vergangenen Woche auch vor der nahegelegenen Kita „Villa Schabernack“ Reißzwecken gefunden. Das geht aus einem Brief der Kindertagesstätte an die Eltern hervor, der der Tagesspiegel-Redaktion vorliegt. Darin heißt es, ein Passant habe am Freitag die Zwecken entdeckt und größtenteils selbst eingesammelt. Verletzt wurde in beiden Fällen niemand. Die Kita bat die Eltern, weiterhin aufmerksam zu sein und ihre Kinder vorerst in den Eingangsbereichen nicht barfuß gehen zu lassen.

Die Polizei hatte den Spielplatz auf dem Arnimplatz nach dem ersten Fund am Mittwoch sperren lassen. Das Bezirksamt Pankow hatte eine schnelle Reinigung veranlasst, noch am selben Tag konnten die Kindern dort wieder spielen. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen Unbekannt.

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Doch das ist nicht der erste Fall von gefährlichen Gegenständen auf Spielplätzen. „So etwas kommt im gesamten Stadtgebiet immer wieder vor“, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Prenzlauer Berg war bereits öfter Schauplatz solcher Funde: 2015 wurden Rasierklingen im Sand der Kinderspielplätze am Teutoburger Platz, am Humannplatz und in der Pappelallee entdeckt.

Am Humannplatz waren zwei Rasierklingen neben einer kleinen Sandburg versteckt worden. Ebenso beim Fall in der Pappelallee direkt neben einem Spielbagger. In Mitte gab es ähnliche Fälle. Auch im Sand des Spielplatzes Weinbergsweg wurden 2015 Rasierklingen platziert.

Was Eltern tun sollten

Ein Jahr später fand man Glasscherben auf dem Spielplatz am Arkonaplatz. Dort stellten Beamte an mehreren Stellen im Sand und sogar auf den Spielgeräten Glasscherben fest. 2017 wurde in Treptow-Köpenick ein Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet, nachdem auch dort Rasierklingen auf einem Spielplatz gefunden wurden. Das Verfahren wurde eingestellt, weil der Täter nicht gefunden werden konnte. Die gefährlichen Klingen wurden sogar ein Mal in einem Paar Handschuhe versteckt.

Das war im Februar am Andreas-Hofer-Platz in Pankow. Der Polizeisprecher rät Eltern, sich immer einen Gesamteindruck vom Spielplatz zu machen. Sieht er sauber und gepflegt aus? Liegt Müll herum, in dem sich auch Scherben oder Spritzen befinden könnten? Er weist aber darauf hin, dass solche Fälle die Ausnahme und nicht die Regel sind. Aktuell seien keine weiteren betroffenen Spielplätze bei der Polizei bekannt.

Christine S. ist am Montagmittag mit drei von ihren vier Kindern auf dem Spielplatz am Arnimplatz. Von den Reißzwecken hatte sie zuvor nichts gehört, erzählt sie. Vergangene Woche sei sie im Urlaub gewesen. Sehr dramatisch sieht sie den Fall aber nicht. „Glasscherben und Zigarettenstummel finde ich schlimmer“, sagt die Mutter. Sie empfindet den Spielplatz als sicheren Ort und hofft, dass es sich beim dem Fund um eine einmalige Angelegenheit handelt. Eine weitere Mutter, die oft auf dem Arnimplatz ist, sagt, sie fühle sich dort sehr wohl. Auch ihr war der Vorfall mit den Reißzwecken nicht bekannt. Sie geht aber davon aus, dass andere Familien, die davon gehört haben, „nicht mehr herkommen“.

Einige Tagesspiegel-Leser sind empört über den aktuellen Fall. Andere weisen in ihren Online-Kommentaren darauf hin, dass es sich „nur um Reißzwecken handelt und nicht um Glasscherben.“ Viele Eltern seien aus ihrer Sicht übervorsichtig. Allerdings liefen am Montag fast alle Kinder barfuß über den Platz.

In Berlin gibt es 1776 öffentliche Spielplätze, die vom Land unterhalten werden und in oder bei Wohngebieten liegen. Das entspricht insgesamt rund 220 Hektar. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Soziales sind weitere 120 Hektar Spielplatzfläche das Ziel.

Julia Heine

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