
© Lea Fiehler
„Wenn die Politik nicht auf uns hört, geht es weiter“: Dieser 16-Jährige organisiert den Berliner Schulstreik gegen die Wehrpflicht mit
Der Schüler Ruben O. schwänzt an diesem Freitag die Schule und protestiert damit gegen den Gesetzesentwurf zum Wehrdienst. Er selbst will auf keinen Fall zur Bundeswehr.
Stand:
Freitag ist wieder Streiktag – aber nicht für das Klima, sondern gegen den Wehrdienst. Alle jungen Männer eines Jahrgangs ab dem Geburtsjahr 2008 sollen mit 18 künftig gemustert werden. Der Dienst soll vorerst freiwillig sein.
Trotzdem startet mit dem „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ am Freitag eine bundesweite Aktion verschiedener Jugendorganisationen, die den Gesetzesentwurf zur Wehrpflicht verhindern will. Schüler Ruben O. aus Charlottenburg-Wilmersdorf hat die Demonstration in Berlin mitorganisiert.
Ruben, Sie sind 16 Jahre alt. Alle reden über den Wehrdienst, Sie sind davon betroffen. Was macht das mit einem jungen Menschen, der sich vorher nie mit Krieg auseinandersetzen musste?
Grundsätzlich ist das ein ziemliches Scheißgefühl, um es mal auf gut Deutsch zu sagen. Der Beginn meiner Jugend wurde mit Corona vermiest, ich saß die ganze Zeit über Zuhause, war komplett von meinen Freund:innen abgeschlossen. Wir haben wirklich viel gelitten und die aktuelle Regierung ist nicht gerade vielversprechend für mich. Wir haben ein komplett veraltetes Schulsystem, ein Rentensystem, das auseinanderfällt. Und dann sollen wir von jetzt auf gleich an die Waffe gezwungen werden.
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Sie sind Teil des Organisationsteams des Schulstreiks gegen Wehrpflicht und der Demonstration am Freitag. Wieso ist es Ihnen so wichtig, auf die Straße zu gehen?
Ich bin so aktiv dabei, damit die Politik auch mal hört, dass das nicht geht. Dass die nicht ohne uns Jugendliche, die es betrifft, so ein Gesetz verabschieden können. Laut aktuellem Gesetzesentwurf muss ich auf jeden Fall zur Musterung, das will ich nicht. Ich bin 2009 geboren und gehöre damit zum ersten Jahrgang, bei dem tatsächlich über eine Pflicht gesprochen wird, wenn sich zu wenige melden. Ich werde verweigern, weil ich nicht ein halbes Jahr meines Lebens zum Bund möchte, um unter anderem das Töten zu lernen. Und dann eben im Fall eines Krieges, der nie in meinem Interesse sein wird, sogar selbst zu sterben und eine trauernde Familie und Freund:innen zurückzulassen.
Aber was, wenn niemand den Wehrdienst antreten möchte? Hofft man einfach darauf, sich nie verteidigen zu müssen?
Ich bin Schüler, ich bin kein studierter Politikwissenschaftler. Ich weiß nicht, was die Lösung ist und ob es eine Bundeswehr braucht oder nicht. Aber ich bin gegen eine Pflicht. Was bringt es der Bundeswehr, wenn nur Leute hingehen, weil sie es müssen? Man sollte jetzt friedensschaffende Politik machen.
Und das funktioniert nicht, indem ein 70-jähriger Friedrich Merz den Rechtsextremisten im Land Raum gibt und eine Wehrpflicht und damit die Militarisierung der Gesellschaft herbeiruft. Mit dieser Militarisierung ist man so oder so schon näher an einem Krieg dran. Wenn die Nachbarn merken: Deutschland hat eine Wehrpflicht, die könnten uns angreifen, dann machen das alle anderen auch. Das ist, sehr überspitzt gesagt, im Ersten Weltkrieg auch passiert. Da sind wir zum Glück noch lange nicht, aber es geht in eine falsche Richtung.

© Nils Kloepfel
Plant ihr mit „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ bereits weitere Aktionen?
Wenn jetzt der Entschluss für die Wehrpflicht kommt, wird es auf jeden Fall weitere Demos und Streiks geben. Das geht wirklich überhaupt nicht, dass man über unsere Köpfe hinweg entscheidet und sagt, dass wir an die Waffe müssen. Wenn die Politik nicht auf uns hört, wird es auf jeden Fall weitergehen. Denn anders scheint es ja leider nicht zu funktionieren, die Politik lässt uns ja nicht mitreden.
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