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Öffentliches Toilettenhaus am S-Bahnhof Olympiastadion in Berlin.

© Imago/Karl-Heinz Spremberg

Wenn’s pressiert: Die Berliner Bezahl-Toiletten sind beliebt – auch bei Einbrechern

1,5 Millionen Nutzungen im letzten Jahr: Viele suchen die kostenpflichtigen WCs in Berlin auf. In über 10.000 Fällen ermittelte die Polizei gegen mutmaßliche Diebe.

Die öffentlichen Toiletten mit Bezahlfunktion sind in Berlin im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Millionen Mal genutzt worden. Jede der 278 Toiletten der Firma Wall wurde im Durchschnitt 15 Mal am Tag aufgesucht.

Im ersten Halbjahr 2022 waren die WCs ähnlich beliebt - rund 807.000 Nutzungen -, allerdings kam deutlich weniger Geld herein, weil die Toiletten immer wieder aufgebrochen und die Münzen gestohlen wurden. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine SPD-Anfrage hervor.

Die Nutzung dieser vollautomatischen sogenannten Berliner Toiletten kostet 50 Cent. Für 2021 wurden die Einnahmen mit 994.412,90 Euro angegeben. Bis einschließlich Juli 2022 waren es nur noch 282.254,93 Euro. Grund für den deutlichen Rückgang seien die „verstärkten Aufbrüche der Toiletten“.

Die Einnahmen gehen an das Land Berlin, das wiederum für den Betrieb der Toiletten an die zuständige Firma bezahlt, gleichzeitig aber auch Geld für Werbung an den Anlagen erhält.

Auch kostenlose Menstruationsartikel wurden gestohlen

An einigen Standorten gibt es zusätzliche kostenlose Steh-Pissoirs für Männer, was aber laut Senat nicht die Frauen benachteiligen soll. Grund seien die „unterschiedlichen soziokulturellen Verhaltensweisen von Männern, um das sogenannte Wildpinkeln an diesen Orten zu vermeiden oder zu verringern, das ohne die kostenlosen Pissoirs wieder deutlich zunehmen würde“.

Gescheitert ist ein Versuch, Frauen in öffentlichen Toiletten kostenlose Menstruationsartikel anzubieten. Das Initiativprojekt in einer Toilette am Großen Stern, wo eine „betreute „Period Box““ aufgestellt wurde, sei nach wenigen Wochen eingestellt worden, „da der Behälter mit den Hygieneprodukten immer wieder (fast täglich) entwendet wurde“.

Seit Dezember gab es einen massiven Anstieg bei den Aufbrüchen der Bezahl-Toiletten. Oft wurden die vollautomatischen WCs von den Einbrechern zum Teil zerstört. Die Justiz führte 10.555 Ermittlungsverfahren, davon wurden knapp 10.300 eingestellt. Es gab nur 20 Anklagen.

Seit August sind daher die meisten Toiletten nur noch mit Kartenzahlung nutzbar, als Test sind 50 Wall-Toiletten kostenlos. Der Versuch dauert ein halbes Jahr und wird dann ausgewertet.

In Berlin gibt es laut Senat insgesamt 433 öffentliche Toilettenanlagen, davon werden knapp 280 von Wall auf Grundlage eines Vertrages mit dem Senat aufgestellt und betrieben. (dpa)

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