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Berlin: What’s cooking?

Karen Hughes ist Vertraute George W. Bushs und soll das US-Image verbessern. In Berlin kochte sie

Ihre Pfannkuchen schmecken einwandfrei. Schön locker, wie die Amerikaner es lieben. Karen Hughes hat sie gerade angerührt. Die Texanerin ist als Staatssekretärin im US-Außenministerium zuständig für „Öffentliche Diplomatie“, außerdem ist sie eine enge Vertraute von George Bush und wird gelegentlich als mächtigste Frau Amerikas bezeichnet. Sicher ist sie eine der einflussreichsten.

Man würde sie nicht unbedingt an einem schneegrieseligen Morgen im dritten Hinterhof in der Ackerstraße hinter dem Herd vermuten. Aber da steht sie. Eingefädelt hat dieses ungewöhnliche Happening Jeff Gedmin, der Chef des Aspen Instituts mit dem bekannt guten Draht zu den Republikanern. Er hat eine Gruppe hochkarätiger junger Leute, Wissenschaftler, Ärzte, auch einen linksalternativen Magazinmacher, so genannte „young professionals“, zusammengetrommelt, damit sie mit dem Gast über das Amerikabild in Deutschland und der Welt diskutieren. Und er hat auch den Ort ausgesucht, die „Kochschule Dadarski“ mit urigen beigebraunen Backsteinwänden, der Kochstation in der Mitte des Raumes, einer weiß gedeckten Tafel und roten Plüschsofas. Über so viel europäischen Charme kriegt sich die Amerikanerin, die wie ein erwachsener Cheerleader aussieht, gar nicht wieder ein, als sie mit schwarzer Hose und lilaweißer Jacke, einen Pappbecher mit Kaffee in der Hand, den Raum betritt. „Spectacular!“, ruft sie begeistert. „Fabulous!“ Jeff Gedmin lächelt erfreut und zieht sich erstmal sein Jackett aus. Amerikaner, besonders, wenn sie aus dem Herzland kommen und so eine bodenständige Ausstrahlung haben wie Karen Hughes, lieben es, wenn Konferenzen im „family style“ zelebriert werden, so als wenn alle eine große Familie wären.

Als Reporterin beim texanischen Fernsehen begann die 49-Jährige ihre erstaunliche Karriere. 1984 wurde sie zunächst für die Pressearbeit der Präsidentschaftskampagne Reagan/Bush engagiert, wechselte später als Beraterin zu George W. Bush. Der soll ihre offene und ehrliche Art schätzen und mal gesagt haben: „Ich vertraue Karen, weil wir uns aus der Zeit kennen, als unser Fuhrpark noch aus einem Auto bestand.“ Im Sommer 2002 nahm sie dennoch Abschied von ihrer einflussreichen Position im Weißen Haus und zog mit der Familie wieder nach Texas. Erst als Sohn Robert im letzten Sommer reif für die Stanford-Universität war, kehrte sie zurück zu einem Job, der sich in ihrer dreijährigen Abwesenheit in eine echte Herkulesaufgabe verwandelt hat. Das Image der USA ist in vielen Ländern schlecht. Der Irakkrieg, Abu Ghureib und Guantanamo werfen schwere Schatten auf „America the Beautiful“. Das will sie ändern. Austauschprogramme und Aufklärungskampagnen sind Schwerpunkte ihrer Arbeit, aber sie setzt noch grundsätzlicher an. Dem „Spiegel“ sagte sie, dass der Präsident sie für diese Aufgabe ausgewählt habe, damit sie um die Welt reist und zuhört, was die Menschen über Amerika sagen. Und es ihm dann weitererzählt.

Auch deshalb wünscht sich Jeff Gedmin eine offene, kritische Diskussion. Bevor es ans Frühstücken und in die nicht öffentliche Konferenz geht, lernt man sich beim Kochen ein bisschen kennen, das lockert auf. „What’s cooking?“, fragen Amerikaner, wenn sie wissen wollen, was los ist: „Was wird gerade gekocht?“ Außer Pfannkuchen rührt die Frau mit der Bilderbuchkarriere noch Brotaufstrich an, lässt sich die Zusammensetzung der Schokoladentorte erläutern. Stolz erzählt sie, dass sie das Catering für die Hochzeit ihrer Tochter selber übernommen hat. Fisch mit Limone und marinierten Schweinebraten nennt sie an erster Stelle ihrer Spezialitäten. „Ja“, sagt sie mit breitem Lächeln. „Ich koche sehr gerne. Das ist eine der wenigen Sachen, die die Leute noch nicht über mich wissen.“

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