Jubiläum: Wir Alt-68er: Der Tagesspiegel hat Geburtstag

Was ist am Freitag los? Google wird 15 und vertreibt uns die Zeit mit sinnlosem Bonbonschlagen (jemand mehr als 127?). Wir vom Tagesspiegel nehmen uns ja nicht so wichtig und, zum Teufel, Google ist ein paar Quintilliarden mehr wert als wir. Aber wir sind heute 68 geworden!

Okay, das war jetzt eine kleine Zäsur für die nahe liegenden Witze, „ach, ihr Alt-68er“, oder „seht auch ganz schön alt aus“, oder „Rente mit 68!“. Mal kräftig gelacht, gern, aber lassen Sie uns klarstellen: alt sehen wir nicht aus. Bei Jubiläen holt immer mal wieder jemand die erste Ausgabe von 1945 aus dem Archiv, das ist so grau, dass man es gar nicht anschauen mag, so haben damals Tageszeitungen ausgesehen? Aber dann zieht der erratische Ernst des Ganzen doch hinein.

„Drei süddeutsche Staaten“ versprach der Aufmacher, die gesamte Seite – wo ist eigentlich die Rückseite geblieben? – platzte praktisch vor Nachrichten weltbewegender Art, es war halt damals so eine Zeit. Und dann, liebe Kinder, war auch zu berücksichtigen, dass dieses Internet damals noch nicht einmal Neuland war, Twitter nur von Vögeln benutzt wurde und selbst Fernsehen äußerst selten vorkam. Deshalb hatten Zeitungen die ganze Last der Information zu schleppen, was man ihnen ein wenig anmerkte.

Zudem war das Papier rationiert, was sich in einer äußerst knappen, auf Fakten beschränkten Sprache niederschlug, wie sie heute allenfalls noch in TV- und Radionachrichten vorkommt.

Wir sind auf diese lange Tradition also insgesamt doch ein wenig stolz, und auch darauf, dass das Blatt heute anders ausschaut. Die Gründung süddeutscher Staaten ist gottlob abgeschlossen, dafür reden wir manchmal über Stinkefinger und Schland-Ketten, Dinge, für die 1945 einfach kein Platz gewesen wäre. Und in der Redaktion gibt es, anders als damals, ein paar Alt-68er...