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Berlin: „Wir brauchen eine echte Quote“

Sharon Adler erhält für ihr Onlinemagazin „Aviva“ den Berliner Frauenpreis.

Sprachlosigkeit – bei Sharon Adler ein Moment mit Seltenheitswert. Als die Anruferin ihr mitteilte, dass sie Berliner Frauenpreisträgerin 2012 ist, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. „Ich habe gesagt, dass ich gleich zurückrufe.“ Sharon Adler ist 49 Jahre alt, Jüdin, ausgebildete Fotografin und Gründerin und Chefredakteurin des Onlinemagazins „Aviva“.

Vor zwölf Jahren gründete sie das Magazin. „Aviva“ ist das hebräische Wort für Frühling. „Es gab damals für Frauen nichts, wo es nicht um Mode, Abnehm- oder Datingtipps ging“, sagt Adler. „Das wollte ich ändern.“ Aviva sollte die Welt aus Frauensicht abbilden. Von Frauen für Frauen. Rubriken wie „Woman + Work“, „Public Affairs“, „Kultur“ und „Jüdisches Leben“ bilden das Spektrum. „Der Fokus liegt auf dem jüdischen Leben, es ist aber kein jüdisches Magazin“, sagt Adler. Viele Themen im Magazin gingen alle Frauen an, egal welcher Religion, Herkunft oder sexuellen Orientierung. Das überzeugt die Leserinnen – 125 000 Klicks im Monat generiert die Seite – und die Jury des Berliner Frauenpreises, der seit 1988 an Berlinerinnen vergeben wird, die sich „in herausragender Weise für die Emanzipation der Geschlechter einsetzen“.

In der Praxis heißt das für Adler, Stellung zu beziehen. Beispiel Frauenquote: „Freiwillig geht nicht, wir brauchen eine echte Quote.“ Beispiel unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen: „Wir unterstützen den Equal-Pay-Day vom ersten Augenblick an.“ Beispiel sexistische Werbekampagnen: Für die hat Aviva den „Mies-Stempel“ entworfen. Aktuell hat die Redaktion ihn einem Männer-Deohersteller aufgedrückt. Andere Kampagnen wurden verändert, nachdem sie als „mies“ abgestempelt wurden.

Den Frauenpreis sieht Adler als Würdigung der gesamten Redaktion. 20 freie Mitarbeiterinnen arbeiten für das Magazin, das sich durch Anzeigen finanziert. Und die Zukunft? Eine Printausgabe von „Aviva“ fände die Chefredakteurin toll und Radio- und Filmbeiträge auf der Homepage. „Wir haben noch viel vor“, sagt Adler. Markus Langenstraß

Mehr Informationen unter:

www.aviva-berlin.de

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