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Die französische Präsidentschaftswahl ist bei "Pulse of Europe" ein wichtiges Thema.

© Jörg Carstensen/dpa

"Pulse of Europe"-Organisator: "Wir stellen Europa emotional positiv dar"

Der Macher der „Pulse of Europe“-Demos, Alexander Knigge, über die Stichwahl in Frankreich und die Fortführung der Bewegung.

Von Laura Hofmann

Herr Knigge, Sie demonstrieren jeden Sonntag für Europa. Wenn nun an diesem Sonntag Marine Le Pen die Wahl in Frankreich gewinnt, ist die EU dann tot?

Zunächst ist die Wahl in Frankreich ja kein Votum über die Mitgliedschaft in der EU, aber Le Pen hat angekündigt, dass sie dann eine Befragung über einen Frexit veranlassen würde. Und wenn Frankreich tatsächlich austreten würde, dann wäre die EU vermutlich tot.

Und was würde die Wahl Le Pens für Pulse of Europe bedeuten?

Das wäre sehr traurig, wenn man bedenkt, mit welchen Parolen sie ihren Wahlkampf führt. Aber ich bin mir sicher, dass dann noch viel mehr Franzosen und andere Europäer zeigen wollen, wie wichtig ihnen Europas Einheit ist. Deshalb würde uns ein Wahlsieg Le Pens vermutlich großen Zulauf bescheren.

Werden Ihre Demos auch von Leuten wahrgenommen, die Front National wählen?

Das weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass es eher Leute, die etwas gleichgültig waren, dazu animiert, zur Wahl zu gehen. Das ist ja auch das beste Mittel, um die Populisten klein zu halten. Einen überzeugten Front-National-Anhänger können wir wohl nicht beeindrucken.

Warum sollte jemanden, der in Berlin lebt, die Wahl in Frankreich interessieren?

Weil viele Dinge auf EU-Ebene entschieden werden. Was in Frankreich passiert, betrifft uns direkt. Auch der Brexit wird uns treffen, obwohl wir gar nicht mitstimmen konnten. Wir können den Franzosen nicht sagen: Wählt so oder so, das ist ihr souveränes Recht. Aber wir können versuchen, die Wahrnehmung von Europa und uns Deutschen zu beeinflussen.

Ihre Demonstrationen finden in Berlin auf dem Gendarmenmarkt statt, zwischen Deutschem und Französischem Dom.

Das ist eine wunderbare Symbolik, aber es geht uns ja um ganz Europa. Am morgigen Sonntag versammeln wir uns jedoch um 14 Uhr auf dem nahen Bebelplatz, der Gendarmenmarkt ist leider belegt.

Etwa 3000 Menschen waren bei der jüngsten Demo dabei. Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Teilnehmern?

Wir beobachten, dass es allen großen Spaß macht und viele wiederkommen. Darüber hinaus befragen wir ganz aktiv die Leute. Wir haben Karten ausgeteilt, um möglichst viele neben den Wortbeiträgen am offenen Mikro zu Wort kommen zu lassen, zu ihren Ideen für die Union und zur Zukunft von Pulse of Europe.

Was stand auf diesen Karten?

Es waren so viele, dass wir sie gar nicht alle lesen konnten. Wir haben versucht die Beiträge in zwei Gruppen zu kategorisieren. Einerseits wurde geschrieben, was Europa für jeden Einzelnen bedeutet. Da wurden Begriffe wie Frieden, Gemeinschaft, Freiheit, Toleranz und Sicherheit genannt. Die anderen Kärtchen beschäftigten sich mit der Zukunft von Pulse of Europe. Die Teilnehmer wünschen sich alle, dass es weitergeht, dass wir internationaler und lauter werden. Uns ist dieses Feedback wichtig, um weitermachen zu können.

Lässt die Energie denn schon nach?

Also bei mir nicht. Wir hatten uns zuerst auf die Phase bis zu diesem Sonntag konzentriert. Dann hat Theresa May aber Neuwahlen in Großbritannien am 8. Juni angekündigt, deshalb verlängern wir vielleicht. Und im September sind schon Bundestagswahlen. In welcher Häufigkeit und in welchem Format wir weitermachen, müssen wir uns noch überlegen.

Ist Berlin eine besonders europäische Stadt?

Finde ich absolut. Letztes Mal sind wir durch die Menge gelaufen und hatten sofort Schweden, Polen und Iren am Mikrofon. Das ist in Berlin sicherlich anders als etwa in Bad Kreuznach.

Pulse of Europe ist auch Kritik ausgesetzt: Die Bewegung sei rein emotional und gebe der EU keine neuen Impulse. Muss Pulse of Europe politischer werden?

Ich finde, es ist nicht wenig, was wir machen. Wir sollten uns nicht auf einzelne Themen versteifen. Die emotional positive Seite der europäischen Einheit herauszustellen ist eine wichtige Aufgabe. Das muss der Politik stetig gezeigt werden.

Alexander Freiherr Knigge, 45, ist Rechtsanwalt und einer von 20 Organisatoren der sonntäglichen „Pulse of Europe“-Demonstrationen. Treffpunkt ist an diesem Sonntag um 14 Uhr der Bebelplatz.

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