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Berlin: Wirte verkaufen Wasser teurer als Bier Drogenbeauftragte: Verstoß gegen Gaststättengesetz Kneipen sollen schärfer kontrolliert werden

Von Lars von Törne Anti-Alkoholiker leben teuer in Berlin: Wer in den Cafés und Kneipen der Stadt etwas Alkoholfreies trinken will, muss für ein Wasser oder einen Saft meistens mehr bezahlen als für ein Bier oder Alsterwasser. In 60 Prozent der Gaststätten ist – hochgerechnet auf den Liter – das billigste Getränk auf der Karte alkoholhaltig.

Von Lars von Törne

Anti-Alkoholiker leben teuer in Berlin: Wer in den Cafés und Kneipen der Stadt etwas Alkoholfreies trinken will, muss für ein Wasser oder einen Saft meistens mehr bezahlen als für ein Bier oder Alsterwasser. In 60 Prozent der Gaststätten ist – hochgerechnet auf den Liter – das billigste Getränk auf der Karte alkoholhaltig. Das hat eine Stichprobe in 221 Gaststätten ergeben, deren Ergebnisse die Drogenbeauftragten des Landes und der Bundesregierung am Wochenende vorstellten.

Das billigste alkoholfreie Getränk kostete demzufolge im Durchschnitt 1,41 Euro, das billigste alkoholhaltige Getränk gab es schon für 1,34 Euro. Die Mehrheit der Berliner Wirte verstößt demnach also gegen das Gaststättengesetz, das vorschreibt, als günstigstes Getränk etwas Nichtalkoholisches anzubieten.

Die Drogenbeauftragten Marion Caspers-Merk (Bundesregierung) und Elfriede Koller (Land) appellieren deshalb an die Betreiber der Gaststätten, ihre Preise endlich dem seit 1995 geltenden und zu Jahresbeginn konkretisierten Gesetz anzupassen. Angesichts des zunehmenden Alkoholkonsums unter Jugendlichen forderten die Drogenbeauftragten die Wirte auf, ihrer Kundschaft wenigstens einen wirtschaftlichen Anreiz zu geben, alkoholfreie Getränke zu kaufen. Sie kündigten an, die Einhaltung der Gesetze künftig schärfer zu kontrollieren. Der Verstoß gegen das Gesetz kann nach Angaben der Drogenbeauftragten mit bis zu 5000 Euro Geldbuße geahndet werden.

Bei den Wirten stößt die Kampagne auf unterschiedliche Reaktionen. „Das ist doch bürokratische Korinthenkackerei“, sagt Erik Geigulat, Geschäftsführer des Schleusenkrugs im Tiergarten. Er rechnet vor, dass bei ihm das Mineralwasser zu 1,50 Euro billiger sei als das Bier zu 2,20 Euro. Dass auf den Liter hochgerechnet das Bier allerdings doch billiger ist, hält er für eine kleinliche Rechnung. Zumal er nicht glaubt, dass jugendliche Kunden sich wirklich vom Bier abbringen ließen, wenn es teurer als Wasser wäre: „Wer Bier trinken will, guckt nicht auf den Preisunterschied von ein paar Cent.“

Zu mehr Gelassenheit rät Sarah Wiener den Gesundheitspolitikern und der Verwaltung. Die Chefin des Restaurants und Cafés „Speisezimmer“ in der Chausseestraße in Mitte hat selbst einen 16-jährigen Sohn und weiß: „Der Preis hält keinen Jugendlichen vom Trinken ab. Viel wichtiger ist die Erziehung und das gute Vorbild der Erwachsenen.“ Außerdem würden Jugendliche normalerweise nicht in Gaststätten trinken, sondern auf der Straße, daheim oder bei Partys. Dennoch hat sie für ihr Restaurant nach der offiziellen Kontrolle am vergangenen Donnerstag bereits eine erste Konsequenz gezogen: Der Bierpreis wurde für ein 0,3-Liter-Glas um 30 Cent auf 2,10 Euro angehoben. Stattdessen das Glas Appollinaris (1,60 Euro) billiger zu machen, sei ihr nicht möglich, sagt sie: „Der Einkaufspreis liegt über dem für Bier.“

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