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Berlin: Wolkige Ideen

Schöner Plan: die Kunsthalle auf dem Schloßplatz Doch Finanziers müssen erst gefunden werden

Wolken lösen sich schnell in Luft auf. Die „weiße Wolke“, architektonische Vision für einen temporären Kunstpavillon auf dem Schloßplatz, braucht jetzt dringend neue Nahrung, damit sie nicht zerplatzt. Der Regierende Bürgermeister Wowereit ist grundsätzlich dafür, sein Kulturstaatssekretär Schmitz auch, viele Kulturgrößen der Stadt sowieso, jetzt müssen die potenziellen Geldgeber Farbe bekennen. Doch hier trübt sich das Bild.

Für Provisorien kann sich Kunstmäzen und Unternehmer Hartwig Piepenbrock nicht begeistern. „Für Spielereien gebe ich kein Geld aus“, sagt der 69-Jährige, der verschiedene Förderpreise für Künstler gestiftet hat. Auch Peter Dussmann, Mäzen der Staatsoper, möchte für eine Übergangs-Kunsthalle nicht spenden. Es stelle sich die Frage, ob vorhandene Kulturbauten private Finanzspritzen nicht nötiger hätten, sagt Dussmann-Sprecher Steffen Richter.

Peter Raue, Chef der Freunde der Neuen Nationalgalerie, glaubt, ein temporärer Ausstellungsbau auf dem Schlossplatz müsse nicht mehr als 750 000 Euro kosten. Dieses Geld sollte der Senat zuschießen, dann würden sich schon Sponsoren für den laufenden Betrieb finden, aber der Senat weigert sich standhaft. „Das ist ein rein privates Projekt“, sagte Kulturstaatssekretär Schmitz der taz. Wahrscheinlich ahnt er, dass so ein Bau am Ende immer teurer ist als am Anfang. Nach anderen Schätzungen als die von Raue klettern die Kosten auf bis zu drei Millionen Euro.

Die „Wolken“-Konstruktion stammt von der Berliner Architekten-Gemeinschaft Graft, die sich aber nicht zu ihrem Entwurf äußern will. Dafür sei allein die Zeitschrift „Monopol“ verantwortlich, die öffentlich zu einem Wettbewerb für ein „Museum auf Zeit“ aufgerufen hatte. Bei Monopol gibt es nur vage Auskunft, man führe Gespräche, „auch mit Persönlichkeiten aus dem Wirtschaftsleben“.

Vorbild für eine temporäre Kunsthalle könnte Wien sein. Auf dem dortigen Karlsplatz hat der Architekt Adolf Krischanitz, der als Professor an der Berliner Universität der Künste lehrt, erst einen blaugelben Container aus Stahl errichtet und danach einen Kubus aus Glas. Der Container, inzwischen als Lagerhalle verkauft, löste 1991 einen Skandal aus und machte den Ausstellungsort schlagartig bekannt. Kunsthallen-Direktor Gerald Matt schwärmt für provisorische Räume und findet den Schloßplatz „genial als Schaufenster für die boomende Berliner Kunstszene“. Die Wolken-Architektur hält er allerdings für viel zu aufwendig. „Eine einfache Hülle reicht.“ Die Kosten dafür beziffert er auf 600 000 bis 1,2 Millionen Euro. Wo die herkommen sollen, weiß er aber auch nicht. loy

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