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Vor dem Berliner Landgericht hat ein Prozess gegen vier Männer begonnen, die ein älteres Ehepaar um ihre Wohnung betrogen haben.

© Soeren Stache/dpa

Millionen-Immobilie in Berlin-Friedrichshain von Senioren ergaunert: Zwei Männer aus dem Clan-Milieu, ein Rechtsanwalt und ein Kaufmann vor Gericht

Die Tatverdächtigen sollen ein älteres Ehepaar um ihre Wohnung betrogen haben. Der Schwindel soll von langer Hand geplant gewesen sein.

Die Eheleute fielen aus allen Wolken, als sie von ihrer Wohngebäude-Versicherung eine Kündigungsbestätigung erhielten. Sie waren angeblich nicht mehr Eigentümer ihrer Immobilie in Friedrichshain im Wert von rund drei Millionen Euro. Gelöscht im Grundbuch.

Es soll ein von langer Hand eingefädelter Schwindel mit Hauptakteuren aus dem Clan-Milieu gewesen sein. Gegen vier Männer hat nun der Prozess vor dem Landgericht begonnen. Sie schwiegen zunächst. Auf der Anklagebank sitzen zwei Brüder – Rabih und Mohamad A. C., 36 und 35 Jahre alt – sowie ein 53-jähriger Rechtsanwalt und ein 55-jähriger Kaufmann. Es geht um Betrug in einem besonders schweren Fall, Urkundenfälschung sowie mittelbare Falschbeurkundung.

Die vier Männer sollen mit gesondert verfolgten Mittätern agiert haben. Zwischen Mai und November 2019 hätten sie durch Einreichung gefälschter Verkaufsunterlagen die Übertragung eines mit einem Mehrfamilienhaus bebauten Grundstücks in Friedrichshain auf eine von ihnen eigens für diesen Zweck gegründete GmbH erwirkt, so die Anklage.

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Dreist sollen sie vorgegangen sein. Monatelang hätten die damals jeweils knapp 80-jährigen Eigentümer nichts bemerkt. Die Brüder sollen Personen angeheuert haben, die sich mit gefälschten Ausweisen als angebliche Verkäufer des Anwesens ausgaben. Die Betrüger hätten die Immobile für sechs bis sieben Millionen Euro weiterverkaufen wollen, heißt es in der Anklage.

Im Fall eines realisierten Gewinns hätten 50 Prozent an die Brüder A. C. fließen sollen. Laut Anklage reihte sich Fälschung an Fälschung. Im Juli 2019 sei ein vermeintlicher Kaufvertrag durch einen gesondert verfolgten Juristen notariell beurkundet worden. Für nur 250 000 Euro sollte die Immobilie an die kurz zuvor gegründete GmbH gehen. Der angeklagte Rechtsanwalt soll bei der Beurkundung des vermeintlichen Kaufvertrags als vollmachtloser Vertreter der beiden Senioren mitgewirkt haben. Das Ehepaar habe von all dem nichts gewusst.

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Im Grundbuchamt gab es Nachfragen aufgrund des geringen Preises, die mutmaßlichen Betrüger hätten daraufhin eine angeblich verrechnete Millionen-Schuld der Verkäufer präsentiert. Am 6. November 2019 wurde der vermeintliche Verkauf im Grundbuch eingetragen.

Erst durch die Kündigungsbestätigung ihrer Versicherung hätten die Senioren etwas bemerkt. Nach fast einjährigen Ermittlungen kam es zu einer Razzia im Clan-Milieu mit 500 Beamten in Berlin und Hamburg, drei der Angeklagten wurden festgenommen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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