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Fast zwei Wochen sollen im Berliner Landgericht die meisten Verhandlungen entfallen.

© dpa/Jens Kalaene

Zwei Wochen kaum Sitzungen: Softwareumstellung lähmt Berliner Landgericht

Nach fast 30 Jahren wechselt das Berliner Landgericht laut einem „Spiegel“-Bericht seine Software. Dadurch entfallen zwei Wochen lang die meisten Gerichtsverhandlungen.

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Am Berliner Landgericht I werden Ende Oktober zwei Wochen lang fast keine Strafprozesse verhandelt. Grund ist eine Umstellung der hoffnungslos veralteten Software. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Sprecherin der Berliner Gerichte.

Die bisherige Software „Aulak“ ist mehrere Jahrzehnte alt. Sie soll unter anderem 2021 eine ganze Reihe von Großstörungen verursacht haben. „Aulak“ soll durch ein neues System ersetzt werden. Aktuell würden alle Mitarbeiter des Gerichts in dem neuen System geschult, sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani dem „Spiegel“.

Die zweiwöchige Pause vom 21. Oktober bis 1. November solle die Einarbeitung erleichtern. „Wir haben daher die Richterinnen und Richter gebeten, in dieser Zeit ausschließlich nicht aufschiebbare Sitzungen zu terminieren“, sagte Jani dem „Spiegel“, „darunter wichtige Haftsachen“.

Amtsgericht wurde bereits im März umgestellt

Am Landgericht I finden pro Woche üblicherweise bis zu 150 Sitzungen statt. Für die zwei Wochen seien bislang nur 34 Sitzungen terminiert, sagte Jani dem „Spiegel“. Es sei damit zu rechnen, dass davon noch einige abgesagt würden. Der Zeitraum fällt allerdings in die Herbstferien, in denen üblicherweise weniger Prozesse stattfinden.

Das Amtsgericht Tiergarten sei schon im März auf die neue Software umgestellt worden, auch dort hätten während der Einarbeitungsphase weniger Prozesse stattgefunden.

Das bisherige System „Aulak“ gilt seit Jahren als störanfällig und als Sicherheitsrisiko, es kann auch nicht mit den an vielen Gerichten schon üblichen E-Akten arbeiten.

Veraltete Technik in der Justiz soll auch Einfallstor für einen Trojaner gewesen sein, der 2019 für mehrere Monate die IT-Systeme des Berliner Kammergerichts lahmlegte. Experten warnten bereits 2016 vor antiquierten Systemen an den Berliner Gerichten. Unklar bleibt allerdings, was mit den übrigen Softwareprogrammen an den Gerichten geschieht. Auch diese sind teils bereits seit 1990 im Einsatz.

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