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Pawel Walerjewitsch Durow.

© picture alliance / Robert Schles

Update

„Diverse Gesetzverstöße“: Chef von Messengerdienst Telegram bleibt in Frankreich vorerst in Gewahrsam

Pawel Durow wurde am Samstag an einem Flughafen bei Paris in Gewahrsam genommen. Der russisch-französische Milliardär war aus Aserbaidschan zu einem Treffen angereist.

Stand:

Der Chef der Messenger-App Telegram, Pawel Durow, ist am Samstag in Frankreich festgenommen worden. Der 39-Jährige sei am Abend auf dem Flughafen Le Bourget in der Nähe von Paris in Gewahrsam genommen worden, hieß es aus Ermittlerkreisen. Gegen Durow wird in Frankreich wegen diverser Gesetzesverstöße im Zusammenhang mit dem Messengerdienst ermittelt.

Durow bleibt vorerst in Polizeigewahrsam. Der zuständige Untersuchungsrichter in Paris habe am Sonntagabend entschieden, dass die Haft zur Vernehmung von Pawel Durow verlängert werde, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle. Der Gewahrsam kann bis zu 96 Stunden dauern. Danach muss der Richter entscheiden, ob er Durow auf freien Fuß setzt oder ein Ermittlungsverfahren einleitet.

Der russische Milliardär, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, war aus Aserbaidschan angereist und hatte in Paris ein Abendessen geplant, wie eine mit dem Fall vertraute Quelle sagte.

Die französische Justiz wirft Durow vor, zu wenig zu unternehmen, um gegen die Nutzung seines Messengerdienstes für kriminelle Aktivitäten vorzugehen und nicht mit den Ermittlungsbehörden zu kooperieren.

Telegram verweigert die Herausgabe jeglicher Nutzerdaten

Der verschlüsselte Messengerdienst Telegram hat sich seit seiner Gründung 2013 als eine Alternative zu US-Plattformen etabliert. Telegram verweigert jegliche Herausgabe von Nutzerdaten, selbst bei Straftaten.

Telegram erlaubt Gruppen mit bis zu 200.000 Nutzern. Dies handelte dem Onlinedienst den Vorwurf ein, die Verbreitung von Falschinformationen sowie pädophiler oder rechtsextremer Inhalte und von Verschwörungstheorien zu begünstigen.

Der konkurrierende Messengerdienst Whatsapp hatte 2019 Begrenzungen für die Weiterverbreitung von Beiträgen eingeführt. Zuvor war der App vorgeworfen worden, die Verbreitung von Falschinformationen ermöglicht zu haben, die zu Lynchmorden in Indien führten.

Telegram betont sich an europäisches Recht zu halten

Durow hatte Telegram 2013 mit seinem Bruder Nikolai gegründet. Die Brüder hatten zuvor den russischen Online-Dienst Vkontakte entwickelt, der Facebook ähnelt.

Durow hatte Vkontakte wegen zunehmenden Drucks der russischen Behörden verkauft und Russland 2014 verlassen. Danach hat er nach eigenen Angaben in Berlin, London, Singapur und San Francisco gelebt und sich schließlich für Dubai entschieden, den Unternehmenssitz von Telegram.

Moskau hat den Behörden in Paris mangelnde Kooperation vorgeworfen. „Wir haben die französischen Behörden unverzüglich aufgefordert, die Gründe für diese Inhaftierung zu erläutern, und gefordert, dass seine Rechte geschützt werden und ihm konsularischer Zugang gewährt wird“, zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Sonntag die russische Botschaft in Paris. „Bis heute weigert sich die französische Seite noch immer, in dieser Angelegenheit zu kooperieren“, hieß es weiter

Der Chatdienst betont nach der Festnahme seines Gründers, das Unternehmen habe nicht gegen europäisches Recht verstoßen. Alle geltenden Regeln würden eingehalten, dazu gehöre auch das neue Digital-Gesetz DSA, das ein konsequenteres Durchgreifen gegen illegale Inhalte und Aktivitäten auf große Online-Plattformen bewirken soll.

Durow „hat nichts zu verbergen“ und reise häufig in Europa, hieß es in einer Telegram-Stellungnahme. Außerdem sei es „absurd“, eine Plattform oder ihren Besitzer für den Missbrauch des Dienstes durch Dritte verantwortlich zu machen. (AFP)

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