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Symbolbild zum Thema Frauen in den Streitkraeften. Aufgenommen im Rahmen eines Empfangs im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, 28.10.2024. Berlin Deutschland *** Symbolic image on the topic of women in the armed forces Taken during a reception at the Federal Ministry of Defense in Berlin, 28 10 2024 Berlin Germany Copyright: xJulianexSonntagx

© IMAGO//Juliane Sonntag

„Frauen leisten schon genug unentgeltlich“: Das meint die Tagesspiegel-Community zum allgemeinen Pflichtjahr

Pflichtjahr für alle – gerecht oder überflüssig? Die Leserinnen und Leser des Tagesspiegels streiten darüber, wer wirklich dienen sollte und welchen konkreten Nutzen der Dienst für Pflege, Gesellschaft und Sicherheit bringt.

Stand:

Die Diskussion um die Rückkehr des Wehrdienstes hat neuen Auftrieb bekommen: CDU-Politiker Thomas Röwekamp fordert ein allgemeines Pflichtjahr für alle jungen Menschenunabhängig von Geschlecht oder Herkunft. 

Ob bei der Bundeswehr, im sozialen Bereich oder in der Pflege: Jede und jeder solle einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Doch eine solche Idee berührt nicht nur die Frage nach militärischer Sicherheit, sondern auch nach Gerechtigkeit, gesellschaftlichem Zusammenhalt und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Bringt es echten Nutzen für Pflege und soziale Dienste oder vor allem billige Arbeitskräfte?

Viele Leserinnen und Leser des Tagesspiegels begrüßen den Vorstoß – gleichzeitig stellen viele auch zentrale Fragen: Führt das Pflichtjahr zu mehr Gleichberechtigung oder zu neuen Ungleichheiten? Welche Auswirkungen hat es auf Ausbildung, Studium und Rente? Und wie sollte eine mögliche Dienstpflicht für in Deutschland lebende Ausländer aussehen? Lesen Sie hier eine redaktionelle Auswahl von Stimmen aus der Tagesspiegel-Community. 


Stephanstephan
Thomas Röwekamp hat in der Debatte recht: Ein verpflichtendes Jahr für junge Männer und Frauen – wie in skandinavischen Ländern längst üblich – wäre ein Gebot der Gleichberechtigung und zugleich ein Gebot der Sicherheit. Die Gesellschaft gewinnt doppelt: militärisch durch die Wehrpflicht, zivil durch eine gleichwertige Option zum Zivildienst. Wer nicht zur Bundeswehr geht, stärkt mit sozialem oder pflegerischem Dienst die innere Stärke des Landes.


Der_Schoeneberger
Meiner Meinung nach: Populismus - knackige und vordergründig einleuchtende Forderung, ohne jedoch in die Details der Umsetzbarkeit zu gehen. Dienstpflicht für in Deutschland lebende Ausländer - wie soll denn das genau aussehen? Wie lange muss ein Ausländer in Deutschland leben, um unter die Dienstpflicht zu fallen? Der Pauschaltourist wird ja nicht gemeint sein.

Also, Hauptwohnsitz in Deutschland = Dienstpflicht? Nach wie langer Zeit? 3 Monate Lebensmittelpunkt in DE? Oder 6 Monate, oder 12? Oder vom ersten Tag an? Und wenn der Ausländer dann einfach wieder in sein Heimatland reist?

Hinzu kommt: die allermeisten Ausländer, die ich in Berlin kenne, sind nicht hier, um im Park in der Sonne zu liegen oder zu feiern. Die sind vielmehr nach Berlin gezogen, um hier zu arbeiten - würden solche Leute überhaupt noch zu uns kommen, wenn sie vor Arbeitsantritt erst mal ein Jahr Sozialdienst ableisten müssten? Mir klingt das alles ziemlich wenig durchdacht.


Bad_Company
Zuerst G8 einführen damit die Schüler schneller zum studieren kommen, dann wieder zurück zu G9 und jetzt alle noch ein Jahr später fertig werden lassen.

Hat der Röwekamp auch mal daran gedacht, wie sich das auf die Rente der zukünftigen Generationen auswirkt?

Tagesspiegel-User: Bad_Company

Einmal hüh dann wieder hott, ziemlich unüberlegt das alles. Hat der Röwekamp auch mal daran gedacht, wie sich das auf die Rente der zukünftigen Generationen auswirkt?


Tempelhof_fuer_alle
Zitat: „Er hält es für ungerecht, dass bisher nur Männer zur Wehrpflicht herangezogen werden könnten.“

Nein, danke. Frauen leisten schon genug für die Gesellschaft und das ganz unentgeltlich. Es reicht jetzt mal.


Lincoln_bln
Setzt man das schwedische Modell konsequent um, so muß es neben den Wehrdienst noch um die Säule Zivilverteidigung bzw. eine Säule im sozialen Bereich ergänzt werden.

Als Ü60zig habe ich im Westen die Wehrpflicht mit gemacht. Wer nicht wollte konnte Ersatzdienst leisten. Schau man sich Art 12 a GG an, so ist dort auch für Frauen im Verteidigungsfall Einsatz im Sanitätswesen vorgesehen. Im Sinne der Gleichberechtigung sollten hier jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden!



Caldoverde
Erstaunlich wie viele Kommentatoren sich hier plötzlich für Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung von Mann und Frau aussprechen.

Wäre schön, wenn sie sich genauso vehement für Gleichbezahlung im Job einsetzen würden.

Tagesspiegel-User Caldoverde

Und auch noch für die Beteiligung diverser Menschen. Wäre schön, wenn sie sich genauso vehement für Gleichbezahlung im Job, für hälftige Aufteilung der Care- Arbeit Pflege- und Erziehungszeiten einsetzen würden.

Oder auch mal zugunsten einer Frau oder diversen Person auf ein Jobangebot verzichten würden. Und nicht zuletzt gleichen Einsatz bei der Arbeit im Haushalt bringen würden :-)


Wilfried.Wang
Herr Röwekamps Vorschlag geht in die richtige Richtung. Sie muss zu einem umfassenden Landesdienst ausgebaut werden, der von der Verteidigung bis zu Not-, Versorgungs- und Pflegediensten reicht.

Es werden Menschen nicht nur an der Front, sondern auch in allen Lebensbereichen benötigt

Tagesspiegel-User Wilfried.Wang

Es werden Menschen nicht nur an der Front, sondern auch in allen Lebensbereichen benötigt, um das Überleben des Großteils der Zivilbevölkerung zu sichern: im Gesundheitswesen, in der Nahrungsversorgung, in den Pflegebereichen, im Energie- und Telekommunikationssektor, in der Logistik, in der Wartung und Instandsetzung, etc.

Je mehr Menschen mit den Notfallsituationen vertraut gemacht werden, desto besser wird die Verteidigung funktionieren. Es geht nicht nur um die Wehrpflicht, es geht um die Verteidigungsfähigkeit der Menschen insgesamt. Ein paar zigtausend professionelle Kämpfende werden da nicht ausreichen. Das ganze Land, das ganze Europa muss verteidigungsbereit sein.


Rembrandt66
Ich habe meinen Zivildienst 1988 in der Pflege schwerstkranker alter Menschen abgeleistet und anschließend freiwillig noch verlängert. In meiner damaligen Gruppe haben sich viele danach für eine Ausbildung in der Pflege oder ein Medizinstudium entschieden.


Bouillon01

Eine allgemeine Dienstpflicht ist Klassenkampf von oben!

Tagesspiegel-User Boullion01

Eine allgemeine Dienstpflicht ist Klassenkampf von oben! Im übrigen auch verfassungsrechtlich verboten! Die Leute sollen Dienstpflicht leisten,Rentenkürzungen schlucken, mehr arbeiten, sich für die Reichen bei der Landesverteidigung totschiessen lassen, Omma ihr klein Häuschen für die Pflege verwerten lassen aber die Reichen bleiben ungeschoren und werden stetig leistungslos reicher und reicher! Das ist kein Leben mehr in diesem Land, das ist Strafe!


VanLepsius
Richtig ist, es darf keinerlei Unterschied mehr gemacht werden bei der eigenen Geschlechterzuordnung. Ob Mann, Frau oder Divers: Der Staat Deutschland leistet für seine jungen Menschen so vieles: Frieden und Freiheit, Bildung und Gesundheit, Absicherung im Notfall ohne Gegenleistungen, wenn das erforderlich ist. Die Reserven an Geld sind lange aufgezehrt:

Wer auch in Zukunft so leben möchte, muss etwas dafür geben.

Tagesspiegel-User vanLepsius

In der Tendenz werden weniger Menschen Beiträge und Steuern leisten, die Wiedervereinigung war teuer, auch Fluchtbewegungen und jetzt die große finanzielle Unterstützung der Ukraine reißen weitere Löcher. Wer auch in Zukunft so leben möchte, muss etwas dafür geben. Zumal diese Generation auch einen hohen Anspruch hat an Lebensqualität, die auch irgendwie finanziert werden soll. Gilt auch für Klimaschutz etc.

Ob es ein Pflichtjahr werden muss, kann diskutiert werden. 9 Monate, 6 Monate, oder eben auch eine Form von „Splitting der Zeit“ im Zivilbereich, alles Optionen. Aber das diese Generation „ran muss“, ist unstrittig. Oder man muss deren Versorgung und Vorsorge eben zur Privatsache erklären, Stück für Stück.

Das Thema „Studium oder Ausbildung werden unterbrochen“ zählt so nicht. Hat auch früher geklappt. Ist eine Frage der Organisation, wobei Unis und Betriebe ihren Beitrag leisten müssen.


lika
Es ist auch ungerecht, dass bisher nur Frauen zu schmerzhafter Schwangerschaft und gefährlicher Geburt mit anschließendem Wochenbett herangezogen werden! Das muss man dringend ändern! Wenn das gelingt, dann gerne auch Wehrdienst für alle.



Oligopluto
Leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Da haben sich wohl die Phantasten durchgesetzt, die nicht wahrhaben wollen, wie schnell eine derzeit noch fiktive Bedrohung real werden kann, gerade für das völlig unvorbereitete Deutschland. Zitate von russischen Scharfmachern gibt es genug. Die bislang nur ausgesetzte (nicht abgeschaffte) Wehrpflicht muß wieder vollumfänglich instand gesetzt werden. Im Verteidigungsfall dauern Debatten über das Für und Wider unter Beteiligung aller relevanten Gruppen und Geschlechter einfach zu lange (letzter Satz etwas satirisch). Bürgerrechte und Bürgerpflichten - so einfach ist das.


Kassandra
Ein sehr guter Vorschlag, insbesondere da in der Pflege die Hütte brennt und es Anerkennung fehlt, würde diese Arbeit eine Aufwertung erzielen. Und die Landesverteidigung ist ja ein extrem wichtiges Thema.Pazifisten können in sozialen Bereichen arbeiten. Ich würde das sogar ausweiten und nicht nur auf Schulabgänger beziehen, sondern auch dort, wo sonst gerade eine Tätigkeit fehlt, wäre das eine Möglichkeit.

WeimarerLand @Kassandra 
Man versucht also, möglichst billige Arbeitskräfte für z.B. die Pflege zu bekommen, damit wird dort nie das Lohnniveau steigen.


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