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Die Mehrheit der Deutschen will laut einer repräsentativen Umfrage einen Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit ziehen.

© IMAGO/RIA Novosti

55 Prozent der Deutschen: Mehrheit will bei Umfrage Schlussstrich unter NS-Vergangenheit ziehen

Der Anteil der Befragten, die einen Schlussstrich befürworten ist laut einer repräsentativen Studie der „Zeit“ in den vergangenen fünf Jahren um mehrere Prozentpunkte angestiegen.

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Eine Mehrheit der Deutschen will einer Umfrage zufolge einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Nationalsozialismus ziehen. Dieser Aussage stimmten 55 Prozent der Befragten „voll und ganz“ (26 Prozent) oder „eher“ zu (29 Prozent), heißt es in einer repräsentativen Studie im Auftrag der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Das Institut Policy Matters befragte den Angaben zufolge im Januar dieses Jahres insgesamt 1.049 Deutsche ab 14 Jahren.

Der Anteil derer, die einen Schlussstrich befürworten, sei damit seit 2020, als die „Zeit“ eine vergleichbare Befragung veröffentlichte, um zwei Prozentpunkte gestiegen, hieß es weiter.

Auch bei anderen Aussagen habe sich das Stimmungsbild in den vergangenen fünf Jahren leicht verschoben: „Die Zeit des Nationalsozialismus wird viel zu einseitig und negativ dargestellt – sie hatte auch ihre guten Seiten“ – dieser Aussage schließen sich den Angaben zufolge insgesamt 28 Prozent der Befragten „voll und ganz“ oder „eher“ an, 2020 waren es 22 Prozent.

Laut Umfrage ist das Interesse der Deutschen an der NS-Zeit jedoch unverändert hoch. 66 Prozent der Befragten wollten mehr über die Geschichte des Nationalsozialismus wissen, hieß es. Unter den 14- bis 19-Jährigen seien es 84 Prozent, unter den Befragten mit Migrationshintergrund 74 Prozent.

Die Haltung der Deutschen zur NS-Vergangenheit ist in den politischen Lagern sehr unterschiedlich ausgeprägt: 90 Prozent der AfD-Anhänger fordern nach „Zeit“-Angaben einen Schlussstrich. Bei den Wählern der Union seien es 58 Prozent, bei denen der Grünen 20, bei denen der Linken 28. Die Anhänger des Bündnisses Sahra Wagenknecht stünden in vielen Punkten zwischen denen der Union und der AfD. Einen Schlussstrich begrüßten hier 63 Prozent „voll und ganz“ oder „eher“.

Auch Israel und Ukraine-Krieg Thema der Befragung

Die Wähler der Grünen und der Linken sehen die Bundesrepublik auch mit Blick auf Israel am stärksten in der historischen Verantwortung. „Aufgrund der Verfolgung der Juden in der NS-Zeit hat Deutschland die Verpflichtung, für das Existenzrecht Israels einzutreten“: Diesem Satz stimmten weniger als die Hälfte aller Befragten „voll und ganz“ oder „eher“ zu (45 Prozent).

Zu jeweils 51 Prozent schließen sich Befragte mit CDU/CSU- und SPD-Präferenz an. Im Grünen- und im Linken-Milieu liegt die Zustimmung mit 57 und 66 Prozent am höchsten.

Ein ähnliches Bild ergibt die Befragung zum russischen Krieg in der Ukraine. „Wir Deutschen haben eine besondere Verantwortung für die Verteidigung der Ukraine, nicht zuletzt aufgrund der dort verübten Verbrechen im Zweiten Weltkrieg“: Hier liegt der Zuspruch im Schnitt bei 39 Prozent, bei den Grünen- und den Linken-Wählern ist er mit jeweils 57 Prozent („voll und ganz“ oder „eher“) am deutlichsten. (epd, KNA)

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