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Fahrbericht Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD Summit: Der Häuptling mag es üppig
Der Jeep Grand Cherokee ist das Flaggschiff der Marke. Groß, wuchtig, aber mit dem Diesel leidlich sparsam. Nicht nur im Berliner Stadtverkehr hat er etwas Monströses
Stand:
Völlig irre: Warum soll man ein monströses Auto in der Stadt fahren? Die Assoziation Frau, blond, Handy am Ohr und SMS tippend, nicht auf den Verkehr achtend, dafür in einem aufgemotzten SUV sitzend, überkam die Autorin sofort. Der Kollege grinste auch. Also fuhr ich – Frau, blond, Handy mit Headset (!) – einige Tage in dem fast fünf Meter langen und zwei Meter breiten Jeep Grand Cherokee Summit 3.0 Multijet durch Berlin und auf der Autobahn – und machte mit dem Geschoss allerhand Erfahrungen.
Außen und Innen
Der Jeep Grand CherokeeSummit 3.0 Multijet ist ein Gigant. Das sieht man schon von weitem. Fast fünf Meter lang, zwei Meter breit und 1,80 hoch. In den USA würde die ur-amerikanische Traditionsmarke auch nicht auffallen, aber in einer Stadt wie Berlin wirkt so ein Auto wie ein Fremdkörper. Charakteristisch sind die Bi-Xenon-Scheinwerfer, die im Vergleich zum Vorgängermodell schmaler geworden sind. Die LED-Tagfahrleuchten unterstreichen die sportliche Note. Auch der Kühlergrill ist etwas flacher geworden. Von vorne ist der Luxus-Jeep elegant mit einer leicht aggressiven Note.

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Hinten dominieren die breiten Heckscheinwerfer und zwei in der Luxusvariante angebotene, verchromte Auspuff-Endrohre. Beim Einsteigen erinnert man sich an die erste Fahrt mit einem Lkw. Und innen drin überkommt einem das Gefühl, dass gleich Lieutenant Uhura im Raumschiff Enterprise erscheinen wird. In der Mittelkonsole ist der 21,3 Zentimeter große Touchscreen des Entertainment- und Navigationssystem dominierend. Der Wählhebel des Acht-Stufen-Automatikgetriebes ist lederbezogen, ebenso die Armaturentafel. Der Innenraum des Summit soll durch farbliche Kontraste und organische Formen laut Designer an die Landschaft des Grand Canyon erinnern. Das ist sehr weit hergeholt.
Sitzen und Laden
Königlich: Man sitzt nicht, man thront auf dem Ledersitz mit groben Nähten, der vorn eine Sitzbreite von gut einem halben Meter hat. Und man kann mit der Sitzbelüftung spielen: von heiß bis kalt können die Sitze temperiert werden. Das hat ein Beifahrer erfahren, der die „Kältevariante“ über sich ergehen lassen musste und nach fünf Minuten lauthals protestierte. Wenn die Rückbank umgelegt ist, hat der Grand Cherokee ein Kofferraumvolumen von 1554 Litern. Da passen locker ein Sofa, ein Schrank oder diverse Mineralwasserkisten rein. Das Gewicht des Jeeps beträgt 2,4 Tonnen.

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Das ist Masse, der man sich bewusst sein muss, wenn man durch den Stadtverkehr mit den vielen Fahrradfahrern navigiert. Um es klar zu sagen: Wer mit dem Jeep nah auffährt, erlebt nicht selten, dass Autofahrer die Spur frei machen. Das Gefährt kann durch seine Höhe und die Masse auch im Rückspiegel betrachtet bedrohlich wirken. Und es kann passieren, dass sich vor allem laut Kennzeichen osteuropäische Fahrer in anderen SUV oder Limousinen bemüßigt fühlen, mit der Fahrerin eines Jeep Grand Cherokee ein „Rennen“ auf Berliner Straßen provozieren zu wollen.
Fahren und Tanken
Trotz des Gewichts spurtet der 250-PS-Diesel gut los und erreicht in acht Sekunden 100 km/h. Die zweite Generation der Direkteinspritzung (System Common-Rail) arbeitet mit einem Druck von 1800 bar. Pro Verbrennungszyklus ermöglichen elektromagnetische Einspritzventile bis zu acht verschiedene Einspritzphasen. Bis zur Höchstgeschwindigkeit von etwas über 200 km/h benötigt der Jeep allerdings Anlauf. Nun ja, er ist eben kein Sportwagen.
Der Cherokee hat dafür moderne Sicherheitsfunktionen: ESC (Electronic Stability Control), eine integrierte Überschlagsvermeidung – die man im Stadtverkehr nicht wirklich braucht – ABS und elektronische Traktionskontrolle. Sehr gewöhnungsbedürftig ist die vordere Kollisionswarnung mit Aufprallvermeidung. Ein nach vorn gerichteter Sensor erkennt, wenn sich der Jeep einem anderen Fahrzeug zu schnell annähert. Dann hört man zunächst akustisch ein Signal, das Fahrzeug wird automatisch für 1,5 Sekunden abgebremst. Das ist ein Schock, wer so einen Eingriff ohne Vorahnung erlebt – zumal von der besagten Situation keine Unfallgefahr ausging. Ein zweites Mal hat die Autorin das nicht erlebt. Sie hat dieses System ebenso wie die adaptive Geschwindigkeitsregelung ausgeschaltet.

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Das ACC-System hält nämlich nicht nur eine programmierte Geschwindigkeit ein, sondern auch den gewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Beschleunigt dieses Fahrzeug wieder, beschleunigt das ACC-System den Jeep auf die zuvor eingestellte Geschwindigkeit. Wer das braucht, bitteschön. Ich bevorzuge soweit wie möglich selbstbestimmtes Fahren.
Sinnvoll allerdings ist die Rückfahrkamera. Denn das Navigieren des Fahrzeugs ist von den Dimensionen her je nach Parklücke nicht immer einfach. Und parkunfähige SUV-Fahrer, die es in Berlin offensichtlich gibt, können sich nach den Rasterlinien auf dem Monitor richten, die den Fahrweg je nach Stellung des Lenkrads abbilden. Beim Ankuppeln eines Anhängers kann dieses System jedoch sehr hilfreich sein.
Eine Tankfüllung kostet bei einem 93,5-Liter-Tank flotte 150 Euro. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 7,5 Liter pro 100 Kilometer kann offenbar nur bei absolut ergonomischer Fahrweise erreicht werden. Der Verbrauch liegt im Stadtverkehr zwischen acht und neun Litern. Und wer den Jeep mit der Höchstgeschwindigkeit von etwas mehr als 200 km/h tritt, sieht förmlich die Euros in den Tank fließen.
Hören und Sehen
Wie das gesamte Fahrzeug ist im Cockpit auch der Touchscreen groß ausgefallen. Audio- und andere Bedienfunktionen sind zusätzlich im Lenkrad untergebracht, damit man nicht die Hände vom Lenkrad nehmen muss. Insgesamt sind 100 unterschiedliche Anzeigen wählbar, vom Modus der Traktionsregelung, über Symbole der Satellitennavigation bis hin zu Verbrauchsdaten und Basisinformationen zum Fahrzeug. Das vom Infotainment-Spezialisten Harman/Kardon entwickelte System integriert Navigation, Audioanlage und Anschlussoptionen für iPod, MP3-Player oder Smartphones. Alles sehr exklusiv.

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Wählen und Zahlen
Mit 65 500 Euro steht der Jeep Grand Cherokee 3.0 V6 Multijet in der Top-Ausstattung Summit in der Preisliste. Summit bietet praktisch alles, was die Preisliste hergibt: von der Rückfahrkamera über die das Harman/Kardon-Hifisystem bis zur 20-Zoll-Bereifung. Das Tüpfelchen auf dem i für diejenigen, die ihre Kreuzchen überall setzen wollen: Die Metallic-Lackierung kostet noch einmal 850 Euro extra.
Gutes und Schlechtes
Wer für den Jeep Grand Cherokee so viel Geld bezahlt, braucht entweder aus Statusgründen so ein Fahrzeug, oder er ist ein begeisterter SUV-Fan. Im Stadtverkehr dagegen ist das Vehikel ein Hindernis: Die Parkplatzsuche nervt enorm. Auch eine Fahrt ins Parkhaus kann aufgrund der Höhe des Fahrzeugs etwas Nervenkitzel auslösen. Das Fahrzeug wurde zwar nicht im Gelände getestet. Jeep ist jedoch bekannt für seine technischen Raffinessen im Off-Road–Bereich. Für gut betuchte Geländefreaks, die auch Komfort wünschen, ist der Jeep ein perfektes Fahrzeug.
Stärken:
Komfort
Infotainment
Serienausstattung
Schwächen:
Rundumsicht
Abmessungen
Hoher Preis
Die Konkurrenz:
Land Rover Discovery, Mercedes M-Klasse, BMW X5
Technische Daten | Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD Summit |
---|---|
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,88 / 1,94 / 1,67 Meter |
Leergewicht | 2522 Kilogramm |
Kofferraumvolumen normal/Rückbank umgelegt | 782 / 1554 Liter |
Maximale Zuladung | 546 Kilogramm |
Sitzplätze | 5 |
Tankvolumen | 93,5 Liter |
Motor | Sechszylinder-Diesel-Motor in V-Form mit Steuerkette, Common-Rail-Direkteinspritzung und zwei obenliegende Nockenwellen |
Hubraum | 2987 Kubikzentimeter |
Getriebe | 8-Gang Automatik-Wandlergetriebe |
Leistung (kW/PS) | 184 / 250 |
Drehmoment | 570 Newtonmeter bei 2000 Umdrehungen/Min. |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h |
Verbrauch laut Hersteller (innerorts / außerorts / kombiniert) | 9,3 / 6,5 / 7,5 Liter |
Verbrauch im Test | 9,5 Liter |
Garantie | 2 Jahre |
Typklassen (KH/VK/TK) | 24 / 26 / 24 |
Preis als Basisfahrzeug | 53 400 Euro |
Preis des Testwagens | 71 050 Euro |
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