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Frank Plasberg beendet am kommenden Montag die Moderation von „Hart aber fair“.

© obs / Foto: Stephan Pick

Ende einer langen Talkstrecke: Frank Plasberg moderiert zum letzten Mal „Hart aber fair“

Am Montag hört Frank Plasberg als Moderator der ARD-Sendung auf, im Januar übernimmt Louis Klamroth.

Die Nachricht kommt nicht wirklich überraschend, weil sie längst schon angekündigt war: Frank Plasberg beendet die Moderation von „Hart aber fair“. Was dann doch überrascht, ist das Datum - am kommenden Montag ist Finale, Plasberg sitzt der ARD-Talksendung ein letztes Mal vor.

Dankbar für über 20 Jahre auf Sendung

Plasberg macht daraus keine große Sache. Er sagt: „Welch ein Glück für mich, über 20 Jahre lang eine Sendung wie ‘hart aber fair’ moderieren zu dürfen. Dafür gilt mein großer Dank ,meinem’ Sender’ dem WDR, einem tollen Team hinter der Kamera und natürlich den vielen Gästen, ohne deren Bereitschaft zum Diskurs die Sendung nicht möglich wäre. Und welch ein Glück für die Sendung, dass ein Kollege wie Louis Klamroth im Januar übernimmt. Ich bin jedenfalls Montagabend weiter begeistert dabei - als Zuschauer.“ Gesagt, getan - und tschüss.

Über 20 Jahre, nicht alle davon waren ARD-Jahre. Was Frank Plasberg und sein Produzent (und Freund) Jürgen Schulte mit ihrer Produktionsfirma Ansager und Schnipselmann kreierten, das hatte seine Premiere im Januar 2001 im WDR Fernsehen, die dortigen 90 Minuten waren ein sehr langer Anlauf bis zum Wechsel 2007 ins ARD-Programm. Gekürzt auf 75 Minuten. im teuren Wechsel mal aus Berlin, mal aus Köln gesendet und immer mit den bewährten Ingredienzen.

„Hart aber fair“ hat eingeführt, worauf keine Talkshow heute mehr verzichten will: den Einspielfilm, kurze Beiträge mit für die Zuschauer ergänzenden Informationen durch Statistiken, Interviews, prononcierten Zitaten von Gästen in der Sendung. Zusätzlich zu deren Diskussion führt Plasberg noch ein Einzelgespräch mit einer für das Thema relevanten Person. Im Lauf der zweiten Hälfte der zweiten Hälfte spricht der Moderator mit seiner Mitarbeiterin Brigitte Büscher, die quasi als „Zuschaueranwältin“ agiert. Zuletzt: Am Dienstagmittag veröffentlicht die Redaktion einen Faktencheck. In dieser Mischung bekommt das jeweils aktuelle, gewählte Thema seine Multiperspektive, anspruchsvoll, komplex und doch mit der Ehrgeiz, dass keine Zuschauerin, kein Zuschauer sich ausgeschlossen fühlen soll.

Welch ein Glück für mich, über 20 Jahre lang eine Sendung wie ‘hart aber fair’ moderieren zu dürfen.

Frank Plasberg

„Hart aber fair“ ist ein Fernsehgesamtkunstwerk, das für sein Gelingen einen Impressario braucht: Frank Plasberg. Moderator leitet sich ab vom lateinischen Substantiv mit der Bedeutung „Mäßiger“, „Lenker“, „Regierer“. Ja, Frank Plasberg hat gelenkt, er hat regiert - und er hat auch gemäßigt. Wenn seine Gäste einen Streit ausfochten, versuchte dieser Moderator schon mal einen Friedensappell - nicht dass der Streit einer Umarmung wiche, das nicht, aber das Gespräch sollte nicht über die Ufer treten.

Die Sendung trägt nicht wie die Konkurrenz den Namen ihres Moderators, sondern sie heißt mit Fug und Recht „Hart aber fair“. Der Talk löst im Titel gegebene Versprechen strukturell wie personell ein. Moderator Frank Plasberg lässt seinen Gästen keine Phrasen durchschlüpfen, ohne auf der Beantwortung der eigentlichen Frage zu bestehen. Das dauert manchmal, aber Plasberg bringt ausreichend Geduld und Hartnäckigkeit auf. Gäste werden nicht vorgeführt - sie müssen aber mit Argumenten und Überzeugungskraft das Publikum im Studio und vor den Bildschirmen für sich gewinnen. Die Gefahr der Selbstentlarvung schwingt immer mit.

Stets beherrschter Profi

Der ausgewiesene Journalist Frank Plasberg hat mit seinem Schaltpult quasi den Zauberstab in der Hand. Er bestimmt Richtung, Dramaturgie und Tempo der 75 Minuten. Trotz der zahlreichen Elemente wirken die Sendungen wie Kraut & Rüben, der äußerlich stets beherrschte Profi Plasberg bewältigt die durchaus hohen Anforderungen des Sendeablaufs. Das gesellschaftliche Gespräch bekommt seinen adäquaten Fernsehort.

„Hart aber fair“ wird live gesendet, was das Risiko noch steigert. Und bei aller Minderung desselben ist in über 20 Jahren Sendung auch schon mal was richtig schief gegangen. So die Ausgabe vom 2. März 2015: „Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Gleichheitswahn?“ musste nach einer Empfehlung des WDR-Rundfunkrates wegen Programmbeschwerden und Protesten aus den Mediatheken gelöscht werden. Die Auswahl der Talkgäste und die Gesprächsführung wurden als nicht angemessen kritisiert. Am 7. September 2015 wurden die Kritik und die Gender-Debatte „Hart aber fair“ erneut thematisiert.

Der Moderator und seine Redaktion ließen sich davon nicht unterkriegen, getreu dem Plasbergschen Motto: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen“. Auch wenn das Twitter-Gewitter hin und wieder heftig niederging.

Am Montag ist Schluss, der Remscheider Frank Plasberg, mittlerweile 65, zieht seinen persönlichen Schlussstrich, keiner hat ihn gedrängt, er hat souverän entschieden, auch weil er „Hart aber fair“ bei Ansager & Schnipselmann und Louis Klamroth in besten Händen sieht.

Und wenn am 14. November 22 Uhr 15 erreicht ist, dann darf gesagt werden: Frank Plasberg hat sich um das Talkfernsehen in Deutschland verdient gemacht.

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