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Anwohner ruhen sich aus, während Nachbarn Schlamm wegräumen und Habseligkeiten von einer überfluteten Straße bergen.

© MATIAS DELACROIX/dpa

Update

Hurrikan trifft Mittelamerika: 36 Tote bei Erdrutsch in Venezuela

Mittelamerika bekommt den Sturm „Julia“ zu spüren. Im südamerikanischen Venezuela sterben mindestens 36 Menschen bei einem Erdrutsch, Dutzende werden vermisst.

Bei einem Erdrutsch in Venezuela sind mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 56 weitere Menschen galten als vermisst, wie Innenminister Remigio Ceballos am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter mitteilte. Eine von heftigen Regenfällen ausgelöste Schlammlawine hatte am Wochenende Teile der Stadt Las Tejerías südwestlich der Hauptstadt Caracas unter sich begraben.

Die bis zu sechs Meter hohen Wasser- und Schlammmassen rissen Felsen und Bäume von den Hängen und spülten Autos weg. Laut Ceballos waren mehr als 3000 Helfer im Rettungseinsatz. Menschen gruben in den Überresten zerstörter Häuser auf der Suche nach deren Bewohnern, Rettungsteams mit Spürhunden suchten nach möglichen Überlebenden.

Präsident Maduro ruft dreitägige Staatstrauer aus

Las Tejerías hat gut 50.000 Einwohner und liegt rund 50 Kilometer südwestlich der venezolanischen Hauptstadt Caracas sowie etwa 70 Kilometer südlich der Karibikküste. Bilder zeigten, dass Schlamm große Teile des Ortes bedeckte, Baumstämme lagen zwischen Trümmern auf dem Boden.

José Santiago klammerte sich nach eigenen Worten 40 Minuten lang an eine Antenne, während die Flutwelle sein eigenes und mehrere Nachbarhäuser mitriss. „Mir blieb nichts anderes übrig als auf ein Dach zu klettern und mich an der Antenne festzuhalten“, berichtete der 65-Jährige, der sein Überleben als „Wiedergeburt“ feierte.

Ein Mann springt aus seinem Haus, das im Zuge eines Erdrutsches von Überschwemmungen getroffen wurde.
Ein Mann springt aus seinem Haus, das im Zuge eines Erdrutsches von Überschwemmungen getroffen wurde.

© MATIAS DELACROIX/dpa

Präsident Nicolás Maduro rief eine dreitägige Staatstrauer aus und versprach den Einwohnern, sie nicht allein zu lassen.

Verantwortlich war Hurrikan „Julia“

Innenminister Ceballos machte die Ausläufer des Hurrikans „Julia“ für die Niederschläge verantwortlich, der am Samstag nördlich an Venezuela vorbeigezogen war. Er habe am Samstag einen sogenannten Trog - ein Tiefdruckgebiet - verursacht und fünf kleinere Flüsse zum Überlaufen gebracht. Das Unwetter habe innerhalb eines Tages so viel Regen gebracht wie normalerweise in einem ganzen Monat falle.

Der Sturm hatte sich am Freitag über dem Karibischen Meer vor Kolumbien gebildet und war in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) als Hurrikan der niedrigsten Kategorie 1 von 5 an Nicaraguas Karibikküste auf Land getroffen. Es gab am Sonntag Überschwemmungen in mehreren Ländern Mittelamerikas.

Der Wirbelsturm «Julia» habe am Samstag einen sogenannten Trog - ein Tiefdruckgebiet - verursacht und fünf kleinere Flüsse zum Überlaufen gebracht.
Der Wirbelsturm «Julia» habe am Samstag einen sogenannten Trog - ein Tiefdruckgebiet - verursacht und fünf kleinere Flüsse zum Überlaufen gebracht.

© MATIAS DELACROIX/dpa

„Julia“ zog Richtung Westen über Nicaragua, schwächte dabei ab und wurde zu einem Tropensturm herabgestuft. Voraussichtlich am Abend werde der Sturm Nicaraguas Pazifikküste erreichen, hieß es vom NHC. Dieses warnte, dass bis Dienstag lebensbedrohliche Sturzfluten und Erdrutsche in ganz Mittelamerika und dem Süden Mexikos möglich seien.

Der Vorhersage nach sollte „Julia“ in der Nacht und am Montag entlang oder nahe der Pazifikküsten von Honduras, El Salvador und Guatemala weiterziehen.

Folgen auch in Kolumbien, Nicaragua, El Salvador und Honduras spürbar

In El Salvador wurde ein landesweiter Notstand ausgerufen, die Schulen sollten dort wie auch in Honduras am Montag geschlossen bleiben. In Honduras wurden mehrere Flughäfen für kommerzielle Flüge geschlossen. Nach Angaben des Katastrophenschutzes in Nicaragua standen mehr als 800 Häuser in dem mittelamerikanischen Staat unter Wasser, rund 13 000 Menschen seien evakuiert worden.

Auf der kolumbianischen Insel San Andrés, an der „Julia“ kurz vor Nicaragua nah vorbeigezogen war, fielen die Schäden nach einem Tweet des Katastrophenschutzchefs, Javier Pava, wegen guter Vorbereitungen mit 101 beschädigten und zwei zerstörten Häusern leicht aus.

Männer in Venezuela tragen einen Hund, der nach einem durch heftigen Regen verursachten Erdrutsch aus dem Schlamm gerettet wurde.
Männer in Venezuela tragen einen Hund, der nach einem durch heftigen Regen verursachten Erdrutsch aus dem Schlamm gerettet wurde.

© MATIAS DELACROIX/dpa

Nur gut zwei Wochen zuvor hatte tagelanger Regen in Mittelamerika Erdrutsche und Überschwemmungen verursacht, durch die in Honduras und El Salvador insgesamt mindestens 20 Menschen ums Leben kamen.

Im Jahr 2020 hatten die verheerenden Hurrikans „Eta“ und „Iota“ die Region mit etwa 50 Millionen Einwohnern heimgesucht. Mindestens 250 Menschen starben, Teile Mittelamerikas standen wochenlang unter Wasser.

Die Hurrikansaison im Atlantik dauert von Juni bis November. In den vergangenen Wochen richteten die beiden starken Hurrikans „Fiona“ und „Ian“ in Teilen der Karibik sowie Nordamerikas große Zerstörung an.

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Aufgrund des Klimawandels erhöht sich zwar nicht deren Anzahl, wohl aber die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. (dpa, AFP)

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