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Moderator Thilo Mischke

© dpa/Max Patzig

„Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entfliehen“: Thilo Mischke spricht über Suizidversuch nach Eklat um ARD-Moderationsjob

Nach seiner zurückgezogenen Ernennung als „ttt“-Moderator geriet Thilo Mischke in eine tiefe Krise. Der Journalist offenbart nun seinen Suizidversuch und reflektiert frühere problematische Äußerungen.

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Journalist und Autor Thilo Mischke erzählt im Podcast „Hotel Matze“ darüber, wie ihn die Folgen seiner kurzzeitigen Ernennung und dann Abberufung als Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt – titel, thesen, temperamente“ an den Rand seiner Belastbarkeit gebracht haben. Besonders die Weihnachtstage seien für ihn und sein Umfeld extrem schwierig gewesen, sagte der 44-Jährige.

„Am 26. Dezember habe ich versucht, mich umzubringen“, erzählte Mischke. „Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entfliehen.“ Sein Umfeld hätte ebenfalls unter den Anfeindungen gegen ihn gelitten: „Meine Mutter ist kaputt. Immer noch.“

Ende 2024 hatte ihn die ARD als Nachfolger von Max Moor präsentiert, dann aber doch nicht verpflichtet. Zuvor war Mischke Sexismus und Rassismus vorgeworfen worden, wobei insbesondere sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“ im Fokus stand, in dem er über seinen Versuch schreibt, auf einer Weltreise mit möglichst vielen Frauen zu schlafen – und so eine Wette mit seinen Kumpels zu gewinnen.

Das Buch beginnt mit den Worten „Ich erkenne ihren Hintern überall“, und es hält auch im Rest nicht mit sexistischen, misogynen und rassistischen Beschreibungen und Fantasien zurück. Mischke bezeichnet es heute als „beschissen“ und ein „Produkt seiner Zeit“. 

Mischke sei bereit, sich „für immer zu entschuldigen“

Mit Blick darauf zeigte er sich im Podcast gewillt, aus seinen Fehlern zu lernen. Er sei bereit, sich „für immer zu entschuldigen“ und darauf hinzuweisen, dass solche Werke wie sein Buch früher denkbar waren, heute aber zurecht auf Ablehnung stoßen, sagte Mischke.

Genauso wie seine früheren Aussagen in einem Podcast, für die er kritisiert wurde. („Hätte ich den gehört, hätte ich mich auch richtig eklig gefunden“).

Zudem erklärte er, dass er es kaum habe ertragen können, dass ihn die Öffentlichkeit als „homophoben, ableistischen, frauenfeindlichen, gewaltverherrlichenden Mann“ wahrgenommen habe. Dies entspreche nicht seinem Wertekompass. Eine Chance, dieses Bild zu korrigieren, habe er lange nicht gesehen: „Ich war psychisch gar nicht dazu in der Lage.“

Generell beklagte er aber, dass er im Zuge der Berichterstattung kaum von Journalisten direkt konfrontiert worden war, sondern „Meinungs- und Behauptungsstücke“ veröffentlich wurden.

Mehr als 100 Autorinnen, Autoren und Kulturschaffende hatten damals einen offenen Brief an die ARD-Verantwortlichen geschrieben, indem sie Mischkes Besetzung kritisierten.

Der Rundfunksender reagierte schließlich mit einer Erklärung und zog ihn vom Job ab: „Thilo Mischke und die ARD sind sich einig darin, dass es nun vor allem darum geht, einen weiteren Rufschaden von ‚ttt’ und Thilo Mischke abzuwenden.“ (Tsp)

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