zum Hauptinhalt
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter

© Andreas Gebert/Reuters

Update

Drei Schläge für das erste Fass: Oktoberfest nach zwei Jahren Corona-Pause wieder eröffnet

Am Samstagmittag stach der Münchner Oberbürgermeister Reiter das erste Fass Bier an. Der Andrang ist trotz aller Bedenken und des nasskalten Wetters groß.

Stand:

Nach zwei wegen der Corona-Pandemie abgesagten Jahren hat der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erstmals wieder das größte Volksfest der Welt mit dem Anzapfen des ersten Fasses Bier eröffnet.

Reiter brauchte drei Schläge dafür, die Jahre zuvor waren es jeweils nur zwei – und nahm es gelassen: So sei wenigstens beim nächsten Mal Luft nach oben, sagte er. Weniger Luft hatte er drei Jahre nach der letzten Wiesn 2019 offensichtlich in seiner Lederhose. Er erklärte es so: „Wenn eine Lederhose drei Jahre im Schrank hängt, geht sie fürchterlich ein.“

Die erste Maß reichte Reiter dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der traditionell in der Anzapfboxe dabei ist. Böllerschüsse verkündeten den Start des 187. Oktoberfestes, Reiter und Söder stießen auf eine friedliche Wiesn an.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Fassanstich

© Andreas Gebert/Reuters

Reiter bezeichnete die Entscheidung für die Wiesn nach dem Fassanstich als „eine gute“. Er freue sich, „dass wir es gemacht haben“, sagte er. „Mich freut einfach, dass die Leute gut drauf sind.“ Das habe sich schon beim Einzug zum Festgelände gezeigt: „So viele Leute trotz des bescheidenen Wetters am Straßenrand. Alle freuen sich drauf - und das freut einen als Oberbürgermeister einfach am meisten.“

Söder: „Verbotsdiskussion nervt“

Für Markus Söder ist das Oktoberfest ein „Fest von Freude und Freiheit“. „Es soll jeder anziehen, was er will, es soll jeder essen, was er will“, so der Politiker. „Wer Veganes will, der kann Radi essen rauf und runter, wird glücklich sein. Ich werde ein Hendl essen.“

Tierschutzaktivisten, die zuvor versucht hatten, den Einzug der Wiesn-Wirte auf das Festgelände zu stören, warf er Spielverderberei vor: „Es gibt immer jemanden, der den Spaß verderben will“, sagte Söder und betonte: „Diese ganze Verbotsdiskussion, die nervt. Wokeness mag interessant sein, aber wenn sie übertrieben ist, dann ist sie spießig, und die Wiesn ist alles, nur nicht spießig.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Er sei außerdem dafür, „dass es keine Verbote von Liedern gibt“. Zuvor war wochenlang diskutiert worden, ob der Schlager „Layla“, um den es eine Sexismus-Debatte gab, auf der Wiesn gespielt werden soll oder nicht. „Jeder soll singen können, was er will“, sagte Söder und erntete dafür im Festzelt lauten Jubel.

„Wir haben so schwere Zeiten hinter und, ich befürchte, noch so schwere vor uns“, sagte der CSU-Chef. Da gehöre Kraft tanken einfach dazu. „Wir können uns ja nicht aussuchen, in welcher Zeit wir feiern.“

Tausende Besucher stürmen zur Öffnung das Gelände

Schon im Morgengrauen hatten Tausende Besucher bei maximal neun Grad und im Nieselregen vor der Festwiese ausgeharrt und „vorgeglüht“. Als das Gelände öffnete, stürmten die Massen in Richtung Bierzelte. Wer nicht reserviert hatte, musste warten. Zum Beispiel bildeten sich vor dem Bräurosl-Zelt und dem Schottenhamel, in dem Oberbürgermeister Reiter die erste Maß zapfte, lange Schlangen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Es ist das Feeling wie früher“, sagte Helga Geier, die gebrannte Mandeln verkauft. Für Maxi (27), Mirko (31) und Sebastian (28) hat es gereicht, zwei Stunden vor Anstich im Paulaner-Zelt zu sein. Sie saßen ganz vorne bei der Band. „Schon cool“ sei es, dass die Wiesn nach zwei Jahren Pause wieder stattfinde. Auch wenn ohne Auflagen gefeiert werden kann - die Corona-Gefahr ist nicht gebannt.

Die erste Ambulanz-Bilanz: Bierleichen und eine Kopfverletzung

Die erste „Bierleiche“ (also ein Mensch, der sich bewusstlos getrunken hat) musste etwa zwei Stunden nach dem Anstich versorgt worden. Um 14.07 Uhr sei eine „volltrunkene“ junge Frau aufgenommen worden, sagte der Sprecher der Sanitätsstation Aicher Ambulanz, Markus Strobl, am Samstag. 24 Minuten später sei ein junger Mann Mitte 20 versorgt worden.

Ansonsten kam in der Ambulanz auch schon das CT-Gerät zum Einsatz, das es dieses Jahr zum ersten Mal zur Entlastung der Krankenhäuser auf dem Festgelände gibt: Ein Franzose sei nicht-betrunken vor einem Bierzelt gestürzt und habe sich am Kopf verletzt, so Strobl.

Volksfest in Corona-Zeiten: Politiker mahnen zur Vorsicht

Die Behörden mahnten Besucher, bei Erkältungssymptomen einen Test zu machen und zum Schutz anderer nicht krank zum Fest zu kommen. Mediziner rechnen nach der Wiesn - wie nach anderen Volksfesten - mit einer Corona-Welle. „Wahrscheinlich wird die Zahl der Infektionen steigen, das ist die Erfahrung der bisherigen Feste“, sagte auch Söder dem „Münchner Merkur“.

Bundesgesundheitsminister Karl-Lauterbach rief zum Auftakt des Oktoberfestes zur Vorsicht auf. „Ich möchte kein Spielverderber sein: Aber wer die Wiesn besucht, sollte trotzdem aufpassen. Vorerkrankten ist ein Besuch auf jeden Fall abzuraten.“, sagte der SPD-Politiker am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Dass das Riesenvolksfest wieder stattfinde, sei generell vertretbar, so der Gesundheitsminister.

Die Impfbereitschaft, das Verständnis für die Maßnahmen, die Vorsicht der Bevölkerung machen es möglich.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach

Oktoberfest in Zeiten der Inflation: 13,80 Euro für eine Maß Bier

Sechs Millionen Besucher kamen vor der Pandemie regelmäßig zum wohl größten Volksfest der Welt. Ob der Andrang auch dieses Jahr so groß sein wird wie früher, ist offen. Manche rechnen mit mehr Gästen - andere eher mit weniger. Bedenken wegen Corona, aber auch Geldsorgen könnten der Grund sein.

Allein der Preis für die Maß Bier stieg seit 2019 um knapp 16 Prozent. Die Maß kostet nun zwischen 12,60 Euro und 13,80 Euro. Trotz Pandemie, Inflation, Ukraine-Krieg, Energiekrise und schlechten Wetters: Die Feierlaune schien groß. Schon frühmorgens waren Menschen in Dirndln und Lederhosen Richtung Festgelände unterwegs.

Rund 600 Polizistinnen und Polizisten sorgen während der zwei Festwochen bis zum 3. Oktober für Sicherheit. Sie werden von uniformierten Polizeibeamten aus Frankreich und Italien sowie Taschendieb-Fahndern aus mehreren Ländern unterstützt. An den Eingängen werden die Festgäste stichprobenartig kontrolliert. Wie in früheren Jahren gilt ein Verbot für größere Taschen und Rucksäcke. (dpa, Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })