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Schönheit hat viele Formen. Wäsche-Set Stella von Aikyou setzen kleine Brüste in Szene.

© promo

Dessous: Kleinholz vor der Hütte

Mega-Busen sind passé, kleine Brüste müssen nicht mehr gepuscht werden. Das Label Aikyou macht schöne Wäsche für kleine Größen.

Vor ein paar Wochen ließ sich Sophia Tomalla die Brüste verkleinern. „Vorne kleiner schläft es sich besser“, erklärte die Moderatorin. Außerdem mache sie viel Sport und dabei störten die schweren Brüste. Das Thema beschäftigte die Boulevardpresse sehr. So, als habe Thomalla gegen eine allgemein geltende Regel verstoßen, die besagt, dass Frauen sich große Busen zu wünschen haben. Als Zeichen von Weiblichkeit und Sexyness. Dass sie also exakt an zwei klar begrenzten Stellen des Körpers fett sein sollen, überall sonst aber sehr schlank. Da das selten möglich ist, kann mit Silikon nachgeholfen werden.

Aber es sieht so aus, als deute sich eine Trendwende an. Thomalla ist nicht allein. Baywatch-Star Pamela Anderson, die einmal gesagt hat „Mein Busen hatte eine fabelhafte Karriere, ich bin immer einfach nur mitgetrottet!“, verabschiedete sich von einem Teil ihrer Oberweite, genau wie Kardashian-Mom Kris Jenner. Auch Designerin Victoria Beckham ließ sich ihre Brustimplantate entfernen und trägt nun eine stolze 75A. Das soll ihr zu mehr Ansehen in der Modebranche verholfen haben. Der kleinere Busen passt zum neuen Image des Ex-Spice-Girls, die es geschafft hat, sich von der belächelten Promi-Frau, die jetzt auch irgendwas mit Mode machen will, zur ernst genommenen Designerin zu mausern.

Ein großer Busen gilt zwar als schön, kann der Karriere aber im Weg sein – weil er so sehr ins Auge springt, dass Intelligenz und Kompetenz übersehen werden. Es könnte sein, dass Frauen mit üppiger Oberweite mehr leisten müssen, um dem Klischee entgegenzuwirken, dass frau nicht klug und sexy zugleich sein kann.

Dem Thema widmete sich der Regisseur Rainer Kaufmann 1990 in dem amüsanten Kurzfilm „Der schönste Busen der Welt“, in dem es um eine Frau geht, der ihre übermäßige Oberweite beruflich im Weg steht, da sie von Männern nicht ernst genommen wird. Eines Tages springt ihr Busen auf einen erfolglosen Handelsvertreter über, nachdem dieser ihn im Aufzug angestarrt hat. Beide profitieren von dieser wundersamen Fügung - die Frau macht Karriere, der Mann wird Reality-Star.

So richtig im Mainstream angekommen ist der Trend zu weniger Busen aber noch nicht. Wer „kleine Brüste“ googelt, findet neben Seiten, die gefährlich nah an der Kinderpornografie liegen, vor allem jede Menge Tipps und Tricks für kleine Brüste. Die bestehen im Wesentlichen darin, wie man sie größer erscheinen lässt. Da wird gepuscht und gepimpt, was das Zeug hält. Und wer mit Oberweite 70 A ein Wäschegeschäft betritt, bekommt in der Regel prothesenartige Apparate umgeschnallt.

Das fanden Gabriele Meinl und Bianca Renninger zunehmend ärgerlich. Beide haben kleine Brüste und keine Lust darauf, das als Problem anzusehen. Sie wollten keine Wäsche, die Formen vorgibt, die ihr Körper nun einmal nicht hat. Daher gründeten sie 2011 ihr Wäschelabel Aikyou, eine Lingeriemarke speziell für kleine Brüste. „Was mit Eigenbedarf begonnen hat, ist inzwischen zur Mission geworden“, sagt Gabriele Meinl. „Wir möchten den Frauen mitteilen: Ihr seid toll, wie ihr seid.“ Das Besondere der Aikyou-Wäsche sind die Schnitte. Kleine Brüste brauchen nicht so viel Halt. Sie können durch zarte Modelle aus elastischer Spitze, mit schmalen Trägern ohne störende Bügel und Polsterung schön in Szene gesetzt werden. „Push-up sagt: bei dir fehlt etwas. Wir möchten das umkehren und schöne Wäsche machen, die eben nur Frauen mit kleinem Busen steht“, so Meinl. Das ist gelungen.

BH Mia, bei dem sich blickdichte und transparente Schichten raffiniert überlagern, oder Body Greta, der angenehmerweise nicht im Schritt, sondern vorne geöffnet wird, können üppiger gebaute Frauen neidisch werden lassen. Die Wäsche ist so schön, dass sie nicht nur drunter bleiben muss. Das Wendebustier Marlene kann wahlweise tief ausgeschnitten getragen werden oder hoch geschlossen und im Kleiderausschnitt sichtbar.

Bei Aikyou ist aber nicht nur das Design zukunftsweisend, auch Material und Verarbeitung sind es. Verwendet wird GOTS-zertifizierte Biobaumwolle, gefertigt sozial verträglich in Deutschland und Kroatien. Nur bei Spitze und elastischen Fasern, die notwendig sind, damit die Wäsche nicht ausleiert, ist es mit der Bio-Qualität noch schwierig. Es gibt auch nicht zwei Kollektionen im Jahr, sondern das Sortiment wird regelmäßig um neue Teile ergänzt.

Das Aikyou-Konzept ist so neu, dass es die Teile eher nicht in herkömmlichen Läden gibt. „Ganz klassische Wäschegeschäfte tun sich mit uns schwer“, sagt Gabriele Meinl. Visionäre Concept-Stores dagegen freuen sich. In Berlin gibt es Aikyou im so ziemlich schönsten Laden der Stadt: bei Andreas Murkudis in der Potsdamer Straße.

Mehr Infos: www.aikyou.de

Bettina Homann

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