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Fantasie auf Bluse. Klaus Haapaniemi entwirft Stoffmuster.

© promo

BERLINER  STIL: Märchenhaft verrückte Welt

Zum ersten Mal zeigt der finnische Designer Klaus Haapaniemi seine fantasievollen Arbeiten in seiner neuen Heimatstadt.

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Ein runder Teppich wie ein dunkler Teich, an dessen Oberfläche die Blätter exotischer Gewächse treiben, eine Tapete, auf der Eisblumen wachsen, ein Kissen, auf dem ein roter Wal dem Mond entgegenschwimmt: Die Welt des finnischen Designers Klaus Haapaniemi ist definitiv nicht skandinavisch schlicht, eher märchenhaft fantastisch und ein bisschen verrückt. In seiner Heimat kennt ihn so ziemlich jeder, spätestens seit er Entwürfe für Iittala und Marimekko gemacht hat, die Aushängeschilder finnischen Designs.

In Deutschland dagegen ist er eher unbekannt, obwohl er im Januar mit seiner Frau und Geschäftspartnerin Mia Wallenius von London nach Berlin zog. Die Galeristinnen von Studio 4 Berlin haben sich vorgenommen, dafür zu sorgen, dass sich das mit der Bekanntheit ändert. Ab 6. November präsentieren sie Haapaniemis Werk ihrem Showroom in Charlottenburg . „Wir heben für Berlin und Deutschland einen Schatz“, sagt die Kuratorin Anne Schwarz.

Der 50-Jährige, der in Lahti, 100 Kilometer von Helsinki entfernt, Grafikdesign studierte, hat schon so ziemlich alles gemacht, was im weitesten Sinne als kreativer Ausdruck bezeichnet werden kann. Für Dolce&Gabbana und Cacharel entwarf er Stoffe, Bühnenbilder für Oper und Theater, Illustrationen für Bücher und Magazine, Kissen, Tapeten, Teppiche, Geschirr und Mode. Inspiriert ist er dabei von finnischer Folklore, die er auf ganz eigene Weise interpretiert, auch slawische und japanische Einflüsse sind erkennbar. Zum Beispiel in dem schweren Seidenkimono „Notre Dame“, der in Tokio für Furore sorgte und ihm eine japanische Fangemeinde eintrug.

Im Zentrum der Ausstellung steht eine Serie von Radierungen mit dem Titel „Xenia“, die hier erstmals ausgestellt werden. Haapaniemi produziert sie mit der Druckwerkstatt Himmelblau. Auch wenn er sich der bildenden Kunst widmet, bleibt das kreative Multitalent seiner ganz eigenen Welt treu: Skurrile Tiere und Pflanzen bewohnen die reichen Kompositionen, Frösche verstecken sich in Muscheln und Blüten, ein lilafarbener Hahn posiert auf einem Oktopuskopf.

Ich glaube, dass bildende Kunst und Modedesign Hand in Hand gehen, insbesondere wenn es um Mittel des Selbstausdrucks geht“, schreibt Mika Minetti, Kulturreferent des finnischen Kulturinstituts in Deutschland in dem schön gemachten Leporello zur Ausstellung.

„Persönliche Kleidung kann einen Schutzschild bieten – eine Art Kokon – oder ganz im Gegenteil die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihnen helfen, sich von anderen abzuheben. Im Kern ist Mode das Erzählen von Geschichten auf der Haut.“ Wer Lust hat, für eine Weile der wenig erfreulichen Realität zu entfliehen und sich auf eine Reise in eine magisch-mystische Parallelwelt zu begeben, dem sei ein Besuch der Ausstellung empfohlen. In Minettis Worten:„Es ist ein Genuss für die Sinne, es ist die Liebe zum Surrealen, es ist Geschichtenerzählen vom Feinsten.“ Bettina Homann

Studio 4 Berlin, Krumme Straße 35/36, Charlottenburg. 6.11.–19.12. Mi, Do, Fr 12–18 Uhr und Sa 11–16 Uhr, Besuch gern nach Anmeldung.

Bettina Homann

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