Medien: „Absurd“, sagte Fischer. Und kam nicht
Jörg Thadeusz will sie alle, aber nicht alle wollen zu ihm. Ein Gespräch über Gäste und „Jörgs Allerlei“
Stand:
Herr Thadeusz, die Quoten Ihrer Talkshow steigen. Liegt das an Ihnen oder an Ihren Gästen?
Ich würde dazu gerne sagen, es liegt an mir. Aber wenn Menschen wie Alfred Biolek oder Heide Simonis da sind, sehen mehr zu, als wenn ich Rudolf Ochse oder Katrin Bebra zu Gast habe. Ich gebe also zu: Es werden wohl die Gäste sein.
Der Gast entscheidet.
Ich würde das nicht bestreiten wollen. Ich würde aber auch nicht darauf bestehen wollen. Wir überlegen uns schon sehr genau, was wir mit dem jeweiligen Gast machen wollen. Alles andere liegt dann in fremden Händen. Wir gehen davon aus, es kann kommen, wer will – es wird schon klappen.
Gibt es den idealen Gast? Sagen wir weiblich, jung, ledig?
Da könnte ich sicher viele Fantasien entwickeln, was wir nach der Sendung zusammen anstellen könnten. Für den Zuschauer ist diese Kombination meistens eher uninteressant. Ein interessanter Gast sollte schon etwas erlebt haben, und das hat er meistens erst, wenn er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Nichts gegen die Jungen. Aber die Alten sind mir lieber. Zum Beispiel Peter Struck. Mit dem kann ich aus dem Stand drei Stunden reden. Mit der Schauspielerin Hanna Herzsprung, wenn sie kommen sollte, könnte das schon schwieriger werden. Oder wer möchte sich angucken, wie ich ihr dreißig Minuten lang sage, dass sie toll ist. Was sie nun mal ist.
Machen Sie immer noch gerne Scherzchen?
Ich habe gelernt, dass Scherze zu machen nicht immer zu allem und jedem passt. Man kann ein Gespräch so auch in die Grütze reiten. Und das ist mir auch schon gelungen.
Fühlen Sie sich im RBB auch so wohl?
Aber ja. Ich habe nichts zu meckern. Der RBB hat viel Geduld mit mir. Selbstverständlich schlagen dem Fernsehdirektor miese Quoten auf die Laune. Aber er hat tatsächlich schon mal zum Gratulieren angerufen, als die Zahlen so schön waren wie die Sendung.
Wissen Sie, welches Bild Ihre Gäste von Ihnen haben?
Hoffentlich ein gutes. Es gibt Leute, die glauben immer noch, ich würde sie nur durch den Kakao ziehen wollen. Das hängt mir aus meiner Satirezeit nach, hat aber stark abgenommen. Ursula von der Leyen hat sich jedenfalls gefreut, dass ich ihr Fragen gestellt habe, statt es nur bei Unterstellungen zu belassen. Angeblich hat sie es sogar genossen.
Sie wollten auch mal eine Pornodarstellerin zu sich einladen. Die kam dann aber nicht.
Der RBB mochte das nicht so. Er wollte dieser Frau kein Forum bieten. Das war aber auch die einzige Intervention in der ganzen Zeit.
Horst Köhler kommt auch nicht.
Ein Missverständnis. Eine Verwechslung. Da hat jemand etwas ganz falsch verstanden.
Helmut Kohl und Liz Hurley kommen auch nicht.
Wäre aber schön. Ich habe Liz Hurley letztes Jahr einmal ansagen dürfen. Das ist doch schon mal ein guter Anfang. Die großen Tiere haben vielleicht noch ein bisschen Berührungsangst. Wir haben mal Joschka Fischer eingeladen. Die Antwort lautete: „absurd“. Ganz ähnlich hat übrigens auch Heidi Klums Vater auf unsere Anfrage reagiert. Und das, obwohl ich doch beinahe so gut aussehe wie Seal.
Bekommen Sie mehr Absagen als Zusagen?
Irrtum. Genau umgekehrt ist es. Thomas Quasthoff kommt, Iris Berben kommt und Dieter Hildebrandt auch. Das wird fein.
Was macht eigentlich Ihre Ex-Kollegin Ulla Kock an Brink, mit der Sie einstmals „Leute am Donnerstag“ moderiert haben?
Selbstverständlich arbeiten. Und mir das „Sie“ anbieten, wenn wir uns treffen. Denn ich habe eine Tasche mit Schuhen von ihr bei mir zu Hause. Die ich ihr schon längst gebracht haben wollte. Zum Glück kann Ulla verzeihen.
Jan Ullrich war bei „Beckmann“. Wie fanden Sie das?
Mittlerweile haben alle alles über diese Sendung gesagt, die offenbar so was wie der Nürnberger Prozess des Radsports war. Jan Ullrich ist ein außergewöhnlicher Sportler mit offenbar außergewöhnlich schlechten Beratern. Wenn es ein entsprechendes Mittel für Quotenerfolg gebe, würde ich aber bestimmt auch dopen.
Hässlich. Wo Sie doch so ein Genussmensch sind. Wann kommt Ihre erste Kochshow?
Sie meinen „Jörgs Allerlei“? Woher wissen Sie? Wir haben uns da tatsächlich etwas überlegt. Neulich habe ich einen Käsekuchen gemacht. Der war unglaublich. Ich war selbst überrascht. Es könnte also gelingen.
Wir dürfen hoffen?
Immer. Aber es sollte schon einen besonderen Dreh haben. Wir arbeiten dran.
Mögen Sie Sarah Wiener?
Der liege ich schon aus persönlichen Gründen zu Füßen. Tim Mälzer dagegen liegt mir nicht so, der ist mir zuweilen zu proletig. Ich finde, man sollte sich im Fernsehen schon bemühen, ein anderes Wort für „Scheiße“ zu finden. Schließlich ist man bei fremden Leuten zu Gast. Das gehört sich einfach.
Eine fiese Frage: Sind Sie ein ewiges Fernsehtalent?
Nein. Ich habe es nach ganz oben geschafft, bin dabei aber ganz normal und bodenständig geblieben.
Und was machen Sie in Ihrer vielen Freizeit?
Ich bin ständig im KaDeWe, manchmal stundenlang.
In welcher Abteilung?
Sie dürfen raten.
Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.
„Thadeusz“, RBB, 22 Uhr 15
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