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Dirk Steffens im ewigen Eis - via Skype

© ZDF und Oliver Roetz

Faszination Erde in der Antarktis: Anti-Terra X: Wie dreht es sich am Südpol, Dirk Steffens?

Klimawandel und Weltraumforschung: Dirk Steffens ist für das ZDF derzeit an einem der lebensfeindlichsten Orte der Erde.

Muss sich Ingrid Steffens, die Frau des populären ZDF-Moderators und Naturfilmers Sorgen machen? Dirk Steffens ist in der Antarktis, einer der lebensfeindlichsten Kontinente. Er dreht bei tief zweistelligen Minusgraden und Eisstürmen auf der deutschen Forschungsstation Neumayer 3 für die 100. „Terra X – Faszination Erde“-Sendung, die Mitte Februar ansteht.

Am Montag war am Südpol mal kein heftiger Sturm. Steffens hatte Gelegenheit zum Skype-Interview und konnte Bedenken zerstreuen. Wie reagiert eine Crew, die monatelang eingesperrt ist? Was macht es mit der Psyche, mit der Gruppendynamik? Mit dem Gehirn?

Wenn man auf so einer Station überwintere, soll das Hirn laut Forschung ja kleiner sein als vorher. Steffens lacht. Er habe sich mit den Forschern unterhalten: Die seien schlau und gut drauf. Entwarnung also zu Hause.

Entwarnung sicher nicht in Sachen Klimawandel. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen entdeckt dabei die Pole, fernab jeglicher Zivilisation. Dokumentarfilmer der Ufa lassen sich – bei der größten Arktis-Expedition aller Zeiten – ein Jahr lang auf der „Polarstern“ am Nordpol im Packeis treiben (die Ausstrahlung im Ersten ist für den Herbst geplant), Dirk Steffens fliegt für „Terra X“ auf die andere Seite der Erde, beide vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Wandels des globales Klimas.

Eine erste Erkenntnis des ZDF-Journalisten verblüfft. In der Antarktis sei der Klimawandel noch gar nicht messbar. „Es ist zumindest nicht wärmer geworden“, sagt Dirk Steffens.

„Bisher schmilzt dort das Eis nicht, weil hier andere Mechanismen wirken.“ Es sei hier bei der Neumayer-Station die letzte Chance für die Menschheit, das Eis zu erforschen: „Wenn das Festlandeis dort unten schmilzt, dann ist die menschliche Zivilisation am Ende.“ Es können jetzt noch wissenschaftliche Daten gesammelt werden, um das zu verhindern.

Wie man Gemüse zieht, ohne Erde und Sonnenlicht

Dafür biete die 2009 in Betrieb genommene Polarforschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts beste Voraussetzung. Drinnen zumindest, auf 210 Quadratmeter wissenschaftlicher Laborfläche, verteilt auf zwölf Räume, dazu 15 Unterkunftsräume, 50 Schlafplätze. Steffens ist überrascht, wie das da im ewigen Eis „durchorganisiert“ ist.

Auf einer Krankenstation sind sogar Blinddarm-OPs möglich. „Für einen Wissenschaftsjournalisten wie mich ist das Schlaraffenland.“ Von außen, sagt Steffens, sehe die Station aus wie ein Ufo, das im Eis gelandet ist. Diese treibt mit dem fließenden Schelfeis 157 Meter pro Jahr in Richtung offenes Meer.

So wirtlich das jetzt im antarktischen Sommer via Skype mit dem lässig angelehnten ZDF-Mann auch erscheint – acht, neun Monate im Winter gebe es bei minus 30 Grad keine Versorgung von außen, ähnlich wie am Wochenende, als Steffens und das Team wegen schwerer Eisstürme die Station nicht verlassen haben.

„Man kann sich da drei Meter entfernt von der Station verlaufen, sieht die Hand nicht vor Augen. Eine lebensfeindliche Umwelt, fast wie auf einem Raumschiff.“ Genau das wird dort auch erforscht: Überlebens-Möglichkeiten im Weltraum. Steffen ist fasziniert vom „Garten Eden“ hinter der Station.

Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt untersucht, wie man Gemüse ziehen kann, ohne Erde und Sonnenlicht. „Es funktioniert. Das ist wichtig für eine internationale Raumstation oder vielleicht mal eine Station auf dem Mond oder Mars.“

Apropos Mars. Steffens hat mit der Antarktis für seine Jubiläumssendung im ZDF den siebten Kontinent besucht. Damit war er für „Terra X: Faszination Erde“ seit 2008 auf allen Erdteilen. Wo soll das noch hinführen?

„Klar“, sagt Steffens, „wenn das ZDF beschließt, einen Reporter zum Mars zu schicken, wer soll’s sonst machen?“ Kollege Lesch vielleicht? „Okay“, lacht Steffens, „Harald baut die Rakete, ich fliege mit der los.“

Vorher muss Deutschlands – mit „Terra- X“-Quoten um die sechs Millionen Zuschauer – populärster Natur- und Dokumentarfilmer erst mal nach Hause kommen, um die Bilder für die Ausgabe am 23. Februar (19 Uhr 30, ZDF) fertig- zustellen.

Kann dem 52-Jährigen am Südpol noch was Dramatisches passieren? „Wir wollen nächste Woche zurück fliegen. Wenn wieder so ein antarktischer Sturm herrscht, geht das nicht. Dann haben wir keine Ahnung, wie lange wir hier bleiben müssen, ob ich vielleicht noch im nächsten Sommer hier sitze.“

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