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"Babylon Berlin" mit Volker Bruch als Kommissar Gereon Rath kommt beim ARD-Publikum an-

© dpa

4,38 Millionen Zuschauer am dritten Serienabend: "Babylon Berlin" wird Fanfernsehen

"Babylon Berlin" muss sich erstmals der ZDF-Fiktion geschlagen geben. Aber ein Erfolg bleibt die ARD-Serie trotzdem

Man muss sich die Zuschauerzahlen bei Folge sieben und Folge acht von "Babylon Berlin" anschauen - jeweils 4,38 Millionen. Dieser Gleichstand zeigt an, dass die Serie im Fansektor angekommen ist. Wer jetzt einschaltet, der will wissen, wohin sich dieses TV-Berlin im "Weltpuff"-Maßstab bewegt. Wahrscheinlich hat sich bei den "Babylon"-Zuschauern auch herumgesprochen, dass mittels der ARD-Mediathek die Ausstrahlung im Fernsehen überholt werden kann. Bei den Videoabrufen gibt es Rekordzahlen: Bis einschließlich Mittwoch (10. Oktober) waren es rund 3,81 Millionen Abrufe.

Fakt ist auch, dass "Babylon Berlin" zum ersten Mal seit Beginn der Ausstrahlung im Ersten nicht die Nummer eins beim Publikum war. Das ZDF ließ mit seinem Hebammen-Drama "Lena Lorenz: Mutter für drei Tage“ und 5,39 Millionen Zuschauer die ARD-Fiktion hinter sich. Die ZDF-Produktion lag um knapp eine Million Seher vor "Babylon Berlin", am vergangenen Donnerstag war das Ergebnis andersherum. "Babylon Berlin" hat damit am dritten Sendetermin erneut Zuschauer verloren. 7,83 Millionen waren es zu Beginn, dann ging es runter auf 5,27 Millionen. jetzt liegt die Marke bei 4,38 Millionen.

Konkurrenz zwischen Linear-TV und Mediathek

Bei „Babylon Berlin“ ist Halbzeit: Am kommenden Donnerstag starten die nächsten acht von 16 Folgen. Wenn sich die Quoten auf dem jüngsten Niveau stabilisieren, dann kann die ARD sehr zufrieden sein. Das Publikum des Ersten, jedenfalls Teile davon, sind bereit, sich auf horizontales Erzählfernsehen einzulassen. Und der Erfolg in der Mediathek zeigt an, dass ein linear ausgestrahltes Fernsehprogramm zu sich selbst in Konkurrenz treten muss - wenn es die unterschiedlichen Publikumsnachfragen befriedigen will.

„Angesichts der für deutsche Zuschauer und Zuschauerinnen ungewohnten komplexen Erzählweise dieser Serie sind die Quoten durchaus beachtlich“, sagte Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher der dpa. "Schließlich richten sich in anderen Ländern wie den USA vergleichbare Serien an ein kleines, gebildetes und gut verdienendes Publikum. Angesichts des Einheitsbreis vergleichbarer Formate stechen Produktionen wie „Babylon Berlin“ allein schon durch ihre visuelle Opulenz und historische Ausrichtung hervor.“ Allerdings verlangt die Serie den Zuschauern einiges ab: Nicht nur, weil sie über 16 Folgen lang dranbleiben müssen, auch weil sie nicht einfach eine Kriminalgeschichte ist: Immer wieder scheinen die politischen Auseinandersetzungen in der Spätphase der Weimarer Republik durch. Und Gereon Rath erkundet in Berlin ausgiebig auch die Subkulturszene der Hauptstadt mit ihren Kneipen und angesagten Clubs.

Schwieriger Ausstrahlungsrhythmus?

Komplex ist allerdings auch der Ausstrahlungsrhythmus. Gab es zunächst an einem Sonntag drei Folgen, dann weitere drei an einem Donnerstag, am nächsten Donnerstag dann zwei - danach kommt in der zweiten Hälfte donnerstags immer eine Doppelfolge. „Das Sendeschema ist natürlich eine Herausforderung an die Zeitplanung der Menschen“, erläutert Joan Bleicher. Das erklärt die Rekordzahl bei den Videoabrufen: Bleicher findet allerdings, die Bereitstellungsdauer sei zu kurz und plädiert für ein „längeres zeitunabhängiges Angebot in der Mediathek“. Dort lassen sich die Folgen 1 bis 8 und 9 bis 16 jeweils nur sieben Tage lang abrufen.

Die zweite Halbzeit von „Babylon Berlin“ startet am 18. Oktober um 20 Uhr 15. Dann zeigt das Erste zwei neue Folgen am Stück - genau wie an den Donnerstagen danach bis zum 8. November. Und sicher ist schon jetzt, dass es danach noch weiter geht. Drehstart für die dritte Staffel soll im Spätherbst sein, voraussichtlich im November.

Weitere Staffel in Arbeit

Das Drehbuch für die neuen Folgen, um das sich wie gehabt die Regisseure und Autoren Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries kümmern, lehnt sich an Volker Kutschers zweiten Gereon-Rath-Roman „Der stumme Tod“ an. Für Christine Strobl, Geschäftsführerin von ARD Degeto, muss auch das noch nicht das Ende sein. Zu verfilmen gäbe es noch genug: Der Kölner Bestsellerautor Volker Kutscher hat bereits sieben Gereon-Rath-Krimis geschrieben, der letzte davon erscheint im November. Und Kutscher hat angekündigt, er wolle noch mindestens drei weitere Bände schreiben. Daraus ließen sich noch viele „Babylon Berlin“-Staffeln machen. Joan Bleicher hält das nicht für aussichtslos: Eine vergleichbar aufwendige Inszenierung, interessante Themen, Erzählweisen und Figuren fänden nach ihrer Überzeugung auch künftig das Interesse der Zuschauer. (mit dpa)

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