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Das Berliner Unterwäsche-Label Blush macht sich Christian Wulffs Affäre zu Nutze.

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Kampagnen und Affären: Bundespräsident wird in der Werbung verwulfft

Dass die Affäre um Christian Wulff Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat auch die Werbebranche entdeckt. Sie versucht, von der aktuellen Debatte zu profitieren - mit Kampagnen, die auf die Fehltritte des Staatsoberhauptes anspielen.

Eine äußerst knapp bekleidete Dame räkelt sich vor der Kamera. Daneben steht der Slogan "Lieber Christian, so geht Transparenz". Der Berliner Dessous-Laden Blush macht mit diesem Bild Werbung für seine aktuelle Kollektion und spielt dabei auf die Hauskredit- und Medienaffäre des Bundespräsidenten an. Insbesondere der zögerliche Kurs bei der Veröffentlichung von mehr als 400 Medienanfragen und den dazugehörigen Antworten brachte dem Staatsoberhaupt und seinen Anwälten den Vorwurf mangelnden Aufklärungswillens und fehlender Transparenz ein.

Blush Dessous ist nicht das erste Unternehmen, das die aktuelle Debatte um den Bundespräsidenten nutzt, um die Aufmerksamkeit des Publikums und damit der Kunden auf das eigene Produkt zu lenken. Auch die Klingelton-Verkäufer Jamba haben sich auf Wulff gestürzt und ein Handylogo entworfen, das sich Nutzer fürs eigene Telefon herunterladen können.

Darauf wird die Meldung "Verpasster Anruf - Christian Wulff" angezeigt: ein Hingucker auf dem Schulhof oder in der Betriebskantine, der an den Wut-Anruf Wulffs bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann erinnern soll.

Und als hätte Christian Wulff nicht genug Ärger am Hals, wirbt auch das Fremdgeh-Portal Ashley Madison mit seinem Bild und dem Slogan: "Bei uns bleiben ihre Affären garantiert geheim!"

Affäre hin - Affäre her: Das Fremdgeh-Portal Ashley Madison wirbt mit einem Bild des Bundespräsidenten.
Affäre hin - Affäre her: Das Fremdgeh-Portal Ashley Madison wirbt mit einem Bild des Bundespräsidenten.

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Das Motiv für diese Form der Werbung ist klar: ein Thema, das ohnehin schon in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wird, kann nicht schlecht für die eigene Kampagne sein. Und da Werbung noch immer eher selten auf aktuelle politische Berichterstattung eingeht, ist der Überraschungseffekt bei dieser Art von Reklame besonders hoch. Einige Marken setzen immer wieder auf diese Strategie, etwa der Autoverleiher Sixt, der schon kurz nach Bekanntwerden der Kreditaffäre mit dem Slogan warb: "Spaß kann man auch ohne reiche Freunde haben". Und auch Blush nutzt die aktuelle Nachrichtenlage nicht zum ersten Mal für sich.

Mietwagenfirma Sixt: immer einer der ersten.
Mietwagenfirma Sixt: immer einer der ersten.

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"Wir haben ja schon seit einigen Jahren so eine kleine Reihe laufen, in der wir immer mal wieder aktuelle Themen aufgreifen", sagt Johannes Krempl, Geschäftsführer der Werbeagentur Glow in Berlin, die die Werbekampagne für das Unterwäschelabel umsetzt. Am meisten Aufmerksamkeit dürfte dabei eine Anzeige von 2006 mit einem Bild von Ursula von der Leyen erregt haben. Die damalige Familienministerin war darauf mit ihren sieben Kindern zu sehen - ein Ergebnis der erotischen Dessous von Blush, sollte das Bild suggerieren. Da von der Leyen das Foto nicht für Werbezwecke verwendet sehen wollte, bekam die Werbeagentur ein Anwaltsschreiben mit einer Abmahnung zugesandt. Daraufhin zogen die Berliner das Motiv zurück.

Damals habe man eingesehen, dass das Bild auch die Persönlichkeitsrechte der Kinder betreffe und deshalb die Kampagne zurückgezogen, sagt Krempl. Mitleid mit Politikern, die unter anderem in der Werbung durch den Kakao gezogen werden, hat der Werbefachmann aber grundsätzlich nicht. "Der Bundespräsident hat sich die Diskussion ja selbst eingebrockt durch sein Verhalten", meint er. Und Blush-Inhaberin Claudia Kleinert sieht ihre Werbekampagne auch als Mittel an, um sich kritisch in das aktuelle Tagesgeschehen einzumischen: "Ich würde sagen, dass wir dem Bundespräsidenten damit einen kleinen Tipp am Rande geben", sagt die Unternehmerin.

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